Ein Privileg oder Ich liebe Goethe


Lieber Lubin


gerade habe ich ein schönes Zitat gelesen. Ich musste darüber sehr lächeln und habe mich gefragt,
ob man den alten Geheimrat mit diesem Zitat heute der rechten Szene zuordnen würde und der Ausländerfeindlichkeit beschuldigen täte und damit am liebsten seine Werke gleich alle verbrennen würde?

 

Zitat:
„Die Hauptsache ist, dass die Rasse rein bleibe! Rein und sich selber gleich, wie schon Tacitus sie einst rühmte. So werden wir fähig, das Grundelement des Urvolkes der Germanen zu erhalten und zu steigern.“
(Johann Wolfgang von Goethe)

Ich glaube, viele würden es tun, selbst viele Deutsche, weil sie die Tiefe der Schönheit darin nicht erkennen können und weil sie selbst allen Stolz auf sich selbst verloren haben. Außerdem legt jeder alles entsprechend seines geistigen Niveaus aus und mehr geht nicht.
Es besteht sogar Angst, stolz auf seine Vorfahren zu sein, als ob die ganze Geschichte des deutschen Volkes nur aus Hitler und dem Faschismus und dem, was damit in Verbindung gebracht wird, besteht und jeder hat Angst, damit identifiziert zu werden, Angst ein Faschist, rassistisch, böse und feindlich gestimmt zu sein bzw. als solches zu gelten.
Mit dieser Angst geht die Entwurzelung und Entmündigung einher. Die in jedem selbst tobende Angst und Feindschaft verhindern, in Frieden leben zu können und wahrhaften Frieden zu schaffen.

Doch ist es nicht schön, wenn die Menschen eines Volkes stolz auf sich sind, sich richtig finden? Damit ist doch auch ganz viel Liebe verbunden und nur aus der Liebe zu sich und seinen unmittelbaren Nächsten, kann auch wahre Liebe zum Entfernten entstehen und wachsen. Nur so kann man sich doch auch für das noch Unbekannte und Fremde öffnen und Gemeinsamkeit erfahren.
Mir kommt gerade ein Satz in den Sinn aus dem Film: „The big fat greece wedding“, in dem der Familienvater zu seiner Tochter sprach: „Es ist ein Privileg, Griechin zu sein!“ oder "Es gibt zwei Sorten von Menschen. Griechen und alle übrigen, die sich wünschen Griechen zu sein." Er hebt das griechische Volk immer wieder als etwas Besonderes hervor. Ich würde in keinen Augenblick Anstoß daran nehmen. Diese Verbundenheit mit seinem Volk lässt ihn gleichermaßen menschlich und liebevoll sein. Auch wenn er gegen die Heirat seiner Tochter mit dem >Ausländer< ist, fügt er sich und ist trotz der ganzen Situation menschlich und auch liebevoll und so erfolgt dann auch die Akzeptanz des Fremden und das von Herzen.

Ein Volk, das sich seiner Geschichte und Vorfahren schämen muss und schämen soll, kann nicht echt liebend und herzlich sein. Es findet ein ständiger innerer Kampf statt, geschaffen aus Schuldgefühlen, aus einseitiger Betrachtung.
Stelle Dir mal vor, in einem neuzeitlichen aktuellen Film dieser Art wird dieser Stolz der Deutschen auf sich selbst hervorgehoben und gesagt: „Es ist ein Privileg, Deutsche zu sein!“
Ich glaube nicht, dass Goethe, das wörtlich so in der Art gemeint hat, wie es von vielen ausgelegt wird, denn da würden viele, viele andere Äußerungen von Goehte nicht dazu passen. Rasse bedeutet Zucht einer Art, was aus meiner Sicht seinem Freigeist und seiner Weltoffenheit völlig widerspricht.

 

Ich für meinen Teil, sehe darin keine Verurteilung oder Ablehnung eines anderen Volkes, weil ich es damit nicht beurteile, sondern vielleicht nur meine eigene Freude über meinen Zustand ausdrücke. Wir gehören auch einer bestimmten Familie an und es haftet den Menschen auch da eine innigere Bindung an als vielleicht zu dem, der drei Häuser weiter wohnt, doch er lehnt damit die Nachbarschaft ja nicht ab. Im Gegenteil, die herzliche Verbundenheit kann ebenfalls sehr innig sein.

Meine Güte, ich denke manchmal, wäre vielleicht schön, eine Französin zu sein, weil ich die Sprache himmlisch finde und ich irgendwie so eine Liebe für dieses Land in mir trage. Ideal wäre vielleicht auch, Balinesin zu sein und ich würde in dem Klima leben, das ich einfach wohlig empfinde und dann die Gaben der Natur an Früchten dazu, wäre doch himmlisch.
Doch wahrscheinlich würde es mich nach ein paar Wochen oder Monaten letztendlich doch immer wieder nach Deutschland ziehen, denn hier wurde ich geboren, bin aufgewachsen, hier haben sich meine Wurzeln gebildet und hier leben die Menschen, die mich mit geprägt haben und denen ist man verbunden.
Goethe sein Zitat würde ich z.B. nicht politisieren oder damit feindliche Trennungen zu anderen Völkern aufbauen wollen. Goethe hat auch ganz andere Dinge gesagt und jeder kann sich fragen, wie rein und edel er in seinen Gedanken und Gefühlen anderen gegenüber ist. So möchte ich hier ein weiteres Zitat von Goethe anfügen aus seinen Gespräch mit Eckermann:
Wir Deutschen sind von gestern. Wir haben zwar seit einem Jahrhundert ganz tüchtig kultiviert, allein es können noch ein paar Jahrhunderte hingehen, ehe bei unseren Landsleuten so viel Geist und höhere Kultur eindringe und allgemein werde, daß sie gleich den Griechen der Schönheit huldigen, daß sie sich für ein hübsches Lied begeistern, und daß man von ihnen wird sagen können, es sei lange her, daß sie Barbaren gewesen.«“ S. 435
So möchte ich sagen, dass das Grundelement des Urvolkes der Germanen sich auf einen bestimmten Charakter, auf eine bestimmte Verhaltensart und auf eine bestimmte Geisteshaltung bezieht und nichts mit Anspruch auf Alleinherrschaft und Überheblichkeit Andersdenkenden gegenüber zu tun hat.
Dieses Grundelement geht auch nicht verloren durch die Vermischung mit anderen Nationen. Es geht höchstens verloren durch Verderbnis des Einzelnen, indem er nicht das Edle in allem hochschätzt und fördert.
In diesem Zusammenhang bringe ich gleich ein nächstes Zitat aus den Gesprächen mit Eckermann, wo Goethe etwas sagt, indem seine Geisteshaltung zum Ausdruck kommt und welches  auch deutlich zeigt, dass er sich wahrscheinlich nicht einer Gruppierung zuordnen würde, die auf Ausgrenzung und Abgrenzung beruht und nicht die Veredelung der Menschheit als Ganzes im Vordergrund sieht:
„„Überhaupt“ fuhr Goethe fort, „ist es mit dem Nationalhaß ein eigenes Ding. – Auf den untersten Stufen der Kultur werden Sie ihn immer am stärksten und heftigsten finden. Es gibt aber eine Stufe, wo er ganz verschwindet und wo man gewissermaßen über den Nationen steht, und man ein Glück oder eine Wehe seines Nachbarvolkes empfindet, als wäre es dem eigenen begegnet. Diese Kulturstufe war meiner Natur gemäß, und ich hatte mich daran lange befestigt, ehe ich mein sechzigstes Jahr erreicht hatte.“ S.504
So wie Nationalhaß einer bestimmten Kulturstufe entspricht, entsprechen auch die Interpretationen von Zitaten oder Texten oder Gedichten oder…. einer bestimmten Geisteshaltung.
Wer sein Leben und das Land in dem er lebt, wirklich von Herzen liebt, das Schöne darin erkennen kann, wird niemals eine feindliche Gesinnung in sich tragen, die Angst vor dem „Fremden“, Angst vor Veränderungen, Angst, ihm könnte, was genommen werden hat. Er sieht eher eine  ständige Herausforderung und Bereicherung, die ihm mit Veränderungen begegnen.
Mein lieber Lubin, um das Ganze nicht noch mehr in die Länge zu ziehen, schließe ich mit einem weiteren Zitat unseres geliebten und geschätzten Geheimrates: „„Und wiederum ist für eine Nation nur das gut, was aus ihrem eigenen Kern und ihrem eigenen allgemeinen Bedürfnis hervorgegangen, ohne Nachäffung einer anderen. Denn was dem einen Volk auf einer gewissen Altersstufe eine wohltätige Nahrung sein kann, erweist sich vielleicht für eine andere als Gift. Alle Versuche, irgendeine ausländische Neuerung einzuführen, wozu das Bedürfnis nicht im tiefen Kern der eigenen Nation wurzelt, sind daher töricht und alle beabsichtigten Revolutionen solcher Art ohne Erfolg; denn sie sind ohne Gott, der sich von solchen Pfuschereien zurückhält. Ist aber ein wirkliches Bedürfnis zu einer großen Reform in einem Volk vorhanden, so ist Gott mit ihm und sie gelingt.“
S. 379

 

In diesem Sinne

von Herzen
Malina

 

 

 

 

 

 Deutschland
bist meine Liebe
 
Deutschland, bist meine Liebe.
Deutschland, du bist mein Heim.
Nah deiner Segen spendenden Wälder,
Da bin ich in deinem Atem geboren.
Fühle mich wohl und getragen
In deinem besänftigend Schoß.
Erfreust mich zu jeder Stunde,
Bist Balsam für mein Gemüt.
 
Deutschland, bist meine Liebe.
Deutschland, du bist mein Heim.
Was mich mit Liebe erfüllt,
Kommt mir aus dir entgegen
Aus verwehten Spuren,
Die unsere Väter legten und
Aus dem Duft unserer Mütter Gebet,
Der von weit her kommend in allem weht.
 
Deutschland, bist meine Liebe.
Deutschland, du bist mein Heim.
In stillen Stunden gedenke ich
Schiller, Heine und Hölderlin,
Wagner, Schubert und Strauß.
Verehre die großen Philosophen,
Die kleinen Bauern und Handwerker
Sind in meinem Herzen zu Haus.
 
Deutschland, bist meine Liebe,
Deutschland, du bist mein Heim.
An der Wipper, ich wuchs spielend auf,
Im Ilmtal, da geh ich spazieren,
In Schmerfeld steht das Alte Haus.
Mit dem Liebsten erwach ich am Morgen
Und der Rhein in Köln
Lud mich zum Stelldichein.
 
Deutschland, bist meine Liebe.
Deutschland, du bist mein Heim.
Deine Gestalt und dein Geist
Entzücken mich immer wieder,
Ziehts mich durch Marbachs Gassen,
Verweile ich staunend an goldenen Feldern
Oder erfreu mich meiner Träume, die mich
In alten Schlössern und Burgen erfassen.
 
Deutschland, bist meine Liebe.
Deutschland, du bist mein Heim.
Auf deinem Boden,
Da will ich wachsen,
Da will ich blühn.
Der Sonne schau ich entgegen.
Mögen ihr Scheinen über alles
Niemals vergehn.
 
Deutschland, bist meine Liebe.
Deutschland, du bist mein Heim.
Das Märchenland,
Es steht in dir geschrieben
Und die Buchstaben für dieses Buch
Tanzen und singen um mich herum.
Deutschland, bist meine Liebe.

Deutschland, du bist mein Heim.

 

 

 

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„Es kann kein einziger Teil der Maschine aus der Ordnung geraten, ohne dass er alle anderen in Mitleidenschaft zöge.“

 

Prentice Mulford

Nicht nur die Feindseligkeit wird nach außen hin unterdrückt, und nicht nur die echte Freundlichkeit erleidet einen Todesstoß, wenn man sie auf diese Weise durch ein Pseudogefühl ersetzt.“

S.194

Erich Fromm
"Die Furcht vor der Freiheit"

„Wenn ich das Schlechte, schlecht nenne, was ist da viel gewonnen? Nenne ich aber gar das Gute schlecht, so ist viel geschadet. Wer recht wirken will, muß nie schelten, sich um das Verkehrte gar nicht bekümmern, sondern nur immer das Gute tun. Denn es kommt nicht darauf an, daß eingerissen, sondern daß etwas aufgebaut werde, woran die Menschheit reine Freude empfinde.“ (Goethe) S.104

 
"Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens"

Johann Peter Eckermann

"Wir brauchen eine Revolution, die den Einzelmenschen ernst nimmt. Es handelt sich um eine bisher unbekannte Art von Revolution - die Geschichte kennt kein Beispiel dafür.
Wir brauchen einen Aufbruch, der mit der Ausbreitung des Christentums vor zweitausend Jahren verglichen werden könnte. Die neue Revolution muß in den Herzen und Seelen der Menschen stattfinden." S.103

 

Peter Lauster

"Der Sinn des Lebens"

„Der Mensch ist nicht geboren, die Probleme der Welt zu lösen, wohl aber zu suchen, wo das Problem angeht, und sich sodann an der Grenze des Begreiflichen zu halten.
Die Handlungen des Universums zu messen, reichen seine Fähigkeiten nicht hin, und in das Weltall Vernunft bringen zu wollen, ist bei seinem kleinen Standpunkt ein sehr vergebliches Bestreben. Die Vernunft des Menschen und die Vernunft der Gottheit sind zwei sehr verschiedene Dinge.“ (Goethe) S.115

"Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens"

Johann Peter Eckermann


 "Es ist das Schicksal des Genies, missverstanden zu werden. Wenn ein Genie nicht missverstanden wird, ist es kein Genie...Adolf Hitler war dermaßen beschränkt, dass man sich unmöglich vorstellen kann, dass er Nietzsche verstehen konnte...Er deutete ihn nach seinem eigenen zurückgebliebenen Verstand -.....Adolf Hitler  und seine Nazi Anhänger haben der Welt allein schon dadurch einen unermesslichen Schaden zugefügt, dass sie verhindert haben, dass Friedrich Nietzsche in seiner wahren Bedeutung verstanden wurde...Nietzsche ist von so immenser Bedeutung, dass man ihn von all diesen Müll befreien muss, den die Nazis seinen Ideen übergestülpt haben. Und das Merkwürdige ist: Nicht nur die Nazis, sondern alle Philosophen der Welt haben ihn völlig missverstanden. S.258