Weine, wenn dir danach ist

 

Lieber Lutz,

 

aber warum soll man denn nicht weinen, wenn etwas vergeht? Weinen ist doch nichts Hässliches! Natürlich wird man nicht immer weinen, wenn etwas vergeht. Weil, wie Du schon geschrieben, es auch schön sein kann, wenn etwas vergeht, sogar ein Segen. Im Kommen wie im Gehen können Schönheit oder Hässlichkeit liegen, je nachdem, wie es empfunden wird.
Der Schmetterling schreit auch nicht nach dem Leben als Raupe zurück, denn jetzt kann er fliegen.
Ich will mich auch gar nicht weiter darüber auslassen, sondern, ich finde nur, wenn einem nach weinen ist, dann soll man den Tränen freien Lauf lassen und wenn einem nach Freude ist, dann diese auskosten.
Je mehr die Menschen ihr Verhalten in Frage stellen durch den Verstand, desto mehr wird das Leben blockiert und aus Blockierungen entstehen Verzerrungen und Unartigkeiten. Tränen sind das Letzte, das man in Frage stellen sollte, denn diese haben ihre eigene Schönheit. Wann hast Du das letzte Mal geweint?
Weinen löst uns von den Schatten der Vergangenheit und befreit uns von Gedanken.
Kürzlich hast mich zu Krishnamurti angesprochen. Ich habe mich nie mit ihm intensiv beschäftigt und ich kenne auch nicht viel von ihm Geschriebenes. Ich las mal bei Osho, was er über Krishnamurti schrieb, was er trotz Erleuchtung für ein trauriger Mann war, denn er ist seinen Schatten nie losgeworden. Die Vergangenheit hing ihm an. Osho schrieb, es wäre so, als ob das Gepäck angekommen ist, doch der Passagier ist nicht angekommen.
Er wollte Osho kennenlernen, doch war beleidigt, weil Osho für sich darin keine Notwendigkeit sah und nur meinte, wenn er Fragen an ihn hat, wird er kommen, doch er selbst hat keine Fragen. Er hat nur Antworten.
Osho schrieb, dass er ihn erlebt hat und es nur traurig war. Er ist nie seine Vergangenheit losgeworden und nie seine Wut, nie seinen Schatten. Die Menschen, die er anzog waren nach seiner Meinung vorwiegend Intellektuelle.
Was hat er nun für sich persönlich erreicht, wenn er im hohen Alter keine zufriedene und erlöste Ausstrahlung hat und von keinem tiefen inneren Frieden durchdrungen ist. Sollten wir das nicht alle im hohen Alter – Zufriedenheit mit uns selbst und tiefen inneren Frieden ausstrahlen?
Wenn wir das nicht tun, brauchen wir uns nicht über die Jugend und den Jugendwahn der Älteren zu wundern, dass jeder Angst vor dem Alter hat, als wäre es eine Krankheit, die nur mir Siechtum und Elend zu tun und nicht wie es sein sollte mit Weisheit, Dankbarkeit, Zufriedenheit und auch Losgelöstkeit.

Er wurde getrimmt von anderen, etwas Bestimmtes zu werden und wann hatte er Zeit und Muße, sich dem zu widmen, was in ihm lag? Kindheit und Jugend wurden ihm geraubt. Er ist etwas Bestimmtes geworden, doch wer was bestimmtes sein will oder soll, kann nicht wirklich sein. Er muss immer auf etwas bedacht sein.
Er hätte bestimmt öfters Rotz und Wasser heulen sollen darüber, dass andere ihn nicht lassen konnten, er sich nicht selbst in Freiheit entfalten konnte. Seine Entwicklung ist doch im Grunde eine Entfaltung in einem Gefängnis durch Wärter gewesen. So war er wahrscheinlich im Inneren mehr ein Revolutionär und als einer der von tiefen inneren Frieden durchdrungen war.
Vielleicht wäre er dann zu jemandem geworden, der die Erleuchtung nicht nur im Gepäck hatte, wie Osho meinte, sondern sie wäre dann auch aus seinem Wesen gestrahlt.
(Vielleicht ist das so, wie wenn jemand Müllermeister wird, weil es der Vater so wollte und schon drei Generationen vor ihm auch alle Müllermeister waren, so dass er von Kindheit an in eine Richtung getrimmt worden ist. Dann ist da vielleicht ein anderer, der weder den Wunsch hat, es zu sein, noch dahin getrimmt wird, sondern dessen Weg ihn "zufällig" eines Tages in eine Mühle führte und er so angetan war von dem, was dort geschieht und er plötzlich von Lust und Neugierde durchdrungen war und  er die Mühle nicht mehr verließ, weil es ihm dort so gut gefiel und er seine Erfüllung im Mehl mahlen fand und dabei entdeckte, dass sein Mehl immer feiner wurde.)

Doch er hat den Menschen trotzdem einen enormen Wissensschatz gereicht und was jeder daraus macht, hängt von ihm selbst ab. Nur ich hätte ihm gegönnt, dass er auch glücklicher hätte leben können, denn ganz offensichtlich hatte er das Potenzial dafür in sich, sonst hätten sich Erwachsene nicht auf ihn gestürzt, um ihn nach ihrem Bilde formen zu wollen.
Übrigens habe ich mich die Tage gefreut über meine Enkelin. Meine Tochter schickte mir Fotos, wie sie auf dem Boden sitzt und mit Farben spielt. Ich dachte, dass manche Erwachsene viel Geld dafür bezahlen, um genau das wieder zu können, sich das zu wagen. Doch es ist wenigstens eine sinnvolle Ausgabe, denn die Sehnsucht, sein Inneres frei fließend zu erleben, ist groß. Nur wenn wir das erleben, können wir erfahren, wer wir sind.

Ich schnitt die Bilder zu einem zusammen, das ich Dir hier mit sende.


Einen schönen Tag für Dich
Herzlichst

Malina

 

 

"Liebe das, was du tust. Sei meditativ, während es du tust, was auch immer es ist!.....Für dich sollte nur zählen, dass es dir Freude macht, dass es eine Liebesaffäre für dich ist. Wenn dein Tun eine Liebesaffäre ist, dann wird es kreativ...... Jeder Mensch wird kreativ geboren. Beobachtet die Kinder und ihr werdet sehen: Alle Kinder sind kreativ.....Nach und nach entfremden wir sie von sich selbst......... ein kreativer Mensch lebt immer in der Gegenwart..... Sein und kreativ sein ist ein und dasselbe." S.241

 

Osho

"Autentisch sein"
innenwelt verlag

 

 

PS: Lieber Lutz, habe inzwischen mal nach Krishnamurti im Netzt geschaut und mein erster Eindruck ist, er hat wunderschöne Texte geschrieben. Seine Ausdrucksweise hat was musikalisches und dringt als lieblicher Gesang in mich. :-) Lieben Gruß an Dich!

„Jede Erfahrung ist von Natur

aus so beschaffen,

dass sie zu Ende gelebt
und vervollständigt
werden will.

Sobald sie abgeschlossen

ist,verflüchtigt sie sich.“

                                        S.106

 

Osho

"Autentisch sein"
innenwelt verlag

 

"Spannung enthält deine ungelebte Vergangenheit;

du hast sie nicht
                     wirklich gelebt,"
                                         S.106

 

Osho

"Autentisch sein"
innenwelt verlag


 

"Wo das Denken beginnt,

hört die Liebe auf."

 

Krishnamurti

(http://www.jkrishnamurti.de

/KL1_05.682.0.html)

 



 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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