Wir gehen zu uns
Das Höchste, das ich in dir sehen kann,
Das bet‘ ich täglich an.
Doch glaube nicht,
Dass ich nicht seh‘
Die Verdammnis,
Die nach dir greift,
Mit der du ringst in deinem Wissen
Um das Erstrebenswerteste,
Das du bist.
O‘, wie greifbar nah
Du mir doch bist,
Auch wenn es nie mehr als die Hülle ist,
In der du kommst daher,
Auch zu mir sprichst,
Mal sanft und zärtlich
Mich berührst, mal tosend wie das
Aufgebäumte Meer wodurch ich
Erfahre, dass du in mir bist.
Ummanteln tust du dich,
Zu finden den Weg,
Auf dem du mich triffst,
Weil du weißt, unbekleidet
Könnt ich dich nicht sehn,
Nicht fühlen,
Nicht mit dir erleben.
Alles wäre,
Was es einst gewesen.
Doch, wie sollten wir
Denn wachsen und erwachen,
Uns vermehren, uns lieben,
Uns verstehen, uns erleben,
Einander sehen und uns geben,
Erfahren unser eigenes Wesen,
Erkennen, dass alles,
Was uns verbindet
Uns tut trennen.
Wie mächtig ich doch bin.
Auf dem höchsten Thron
Kann ich dich setzen,
Doch auch dich lassen niederstürzen.
Doch nach beiden
Steht mir nicht der Sinn,
Nur dankbar will ich sein
Dafür, dass ich spüre
Und erlebe, diese Liebe.
Ach, was nenn ich Liebe?
Doch ein anders Wort dazu
Fällt mir nicht ein
Für diese Verschmelzung
In höchsten Höhen,
Die erfülltes Glück bereitet,
Mich ausdehnen lässt,
Der zu weichen mir
Nicht steht der Sinn.
Doch, ist’s nicht auch Liebe,
Wenn ich ring mit Dir,
Dir weichen möchte,
Nicht ertragen mag
Die Finsternis, die deine Liebe bringt
Mir offenbar wird, –
Doch auch erfahren kann:
Ich bin die Flamme,
Die sie verbrennt.
Weit und weiter
Werden wir,
Liebe strömt unaufhaltsam
Kraftvoll und mühelos;
Entfesselt, was gefangen
Und nicht mehr fließt
Lässt gedeihen
Mit jeder Erlösung
Die Liebe, die in uns lebt.
Grenzen schwinden hin,
An denen Wächter
Uns narrten,
Nicht zu betreten
Räume, in denen wir
Zu Hause sind,
Denn es ist ihr Tod,
Wenn wir sie nicht fürchten; -
Wir gehen zu uns!
Ute Malina Rößner