Die Farben! Diese Farben!


Liebe Beatrice,

 

also, das Lied von dem Du mir geschrieben hast, musste ich mir nun erst einmal im Internet suchen, denn ich kannte es nicht. Ich lebe doch ohne Radio und ohne Fernseher und wenn ich im Auto sitze, lasse ich mich für gewöhnlich auch nicht vollnudeln.
Das Lied berührt mich nicht weiter.
Du möchtest wissen, was ich davon halte, ob man sich mit Wolke 4 zufrieden geben sollte und gar nicht nach Wolke 7 streben. Tja, weißt Du, über sowas denke ich nicht nach und was soll ich auch dazu sagen. George Brassens ist tot.
Das schon seit 1981. Ich habe ihn einfach verpasst.
Doch unter die Haut geht mir sein Wesen noch immer, wenn ich seiner Musik lausche. Ob er singt, was er singt, wie er singt, wie er seinen Körper bewegt, wie er seine Augen bewegt und sprechen lässt, dass alles ist seelenberührend, jedenfalls was die meine anbelangt.
Ja, das Stärkste an diesem Mann sind seine singenden und tanzenden Augen.
Jede Stimmung drückt er auf eine Weise aus, die unglaublich ist. Das kann nur ein Mensch, der lebt, was er ist. Wenn er singt, scheint nichts an ihm zu sein, dass nicht mitsingt.
Ich denke, er war ein sehr tiefsinniger Mensch. Da passt auch der Ausspruch von ihm dazu: „Wo mehr als Vier zusammenhocken, wird’s ein Deppenhaufen.“
Bei ihm habe ich das Gefühl, wenn man in der Lage ist, sein Wesen in etwas so hineinzugeben, weil es genau das ist, was die Seele leben will, fragt man nach keinen Wolken mehr, wo man sich gerne hinbegeben möchte, um in einem bestimmten Gefühlszustand zu sein. Es ist dann egal, wie das momentane Gefühl aussieht, weil man stets mit etwas verbunden lebt oder aus etwas lebt, das über all das hinaus geht. Ob Wolke zwei oder Wolke sieben, es macht keinen Unterschied, denn das Erleben ist überall aktiv ohne Streben. Ansonsten kann sogar die Wolke sieben in Stress ausarten.
Denn es ist etwas, wo man halt runterfallen kann und ob nun Wolke drei oder 9, es kann gleichermaßen weh tun, je nach Untergrund worauf man fällt.
Trotzdem fällt mir gerade was Schönes ein. Als ich bei meinem letzten Berlin Besuch auf der Post war und gerade gehen wollte, mich dabei umdrehte, stand direkt vor mir ein kleiner sehr alter verschrumpelter Mann und hatte so mit Daumen und Zeigefinger einen Ring gebildet, führte diesen immer zum Mund und schmiss mir Küsschen zu mit strahlenden munteren Augen. Nach jedem Küsschen sagte er „Diese Farben! Diese Farben! Diese Farben! Diese Farben!……) Ich lachte vielleicht los und ging lachend davon.
Er kam mir vor, wie einer von Wolke sieben. Es war eine Freude des unerwarteten Augenblicks.
Tja, ich werd wohl ausgesehen haben wie ein bunter Vogel.
Liebe Beatrice, lass die Wolken ziehen, ob Wolke drei oder Wolke sieben und warte auf nichts.

Sei herzlich gegrüßt
Malina

 

 

Frühling

 

Frühling,
Komm,
Ich lade dich ein
In mein Haus.
Nimm deinen Pinsel,
Ich schenke dir
Den Raum,
Der ich bin
Und deine Farben
Sollen leuchten darin.

 

                                                               Ute Malina Rößner



"Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür"

 

Johann Wolfgang von Goethe
aus "Osterspaziergang""Faust I"


 "Ich glaube nicht, dass der Mensch schon seine Höhlen verlassen hat. Er ist noch im Zustand des Primitiven....
Glücklicherweise ist dieses Leben nicht das wirkliche!..."

George Brassens
(www.festival-brassens.info)

 

 

"Die Farbe ist die letzte Kunst und die uns noch immer mystisch ist und bleiben muss, die wir auf eine wunderlich ahnende Weise wieder nur in den Blumen verstehen."


Philipp Otto Runge


"Ich erlebe eine schreckliche Klarheit in den Momenten, in denen die Natur so schön ist. Ich bin mir nicht immer meiner selbst bewußt, und die Bilder kommen wie im Traum. Ich kann nichts dafür, daß meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, daß sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe."

Vincent van Gogh
aus "Briefe an seinen Bruder"

 

 

"Aber der Maler der Zukunft ist ein Kolorist, wie es noch keinen gegeben hat."

Vincent van Gogh
aus "Briefe an seinen Bruder"

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