Lieber Lubin,
gerade habe ich eine Geschichte gelesen, die mich doch berührt hat. Ich weiß, dass auch Dich solche Geschichten berühren und deshalb sende ich Sie Dir, damit Du sie lesen kannst, wenn Du magst.
„Warum sehen Sie immer so traurig aus?“ fragt die kleine Luisa von nebenan, als sie hinter dem Gartenzaun Herrn Gottfried sieht. „Sie haben hier doch so einen schönen großen Garten und so ein tolles großes Haus und die Schwalben haben unter der Dachrinne hinter dem Haus ihre Nester und ich sehe sie so gerne, wie sie da rein und raus fliegen. Alles grünt und blüht so schön in Ihrem Garten und Sie sind immer freundlich und nett zu mir. Aber Ihre Augen sind immer traurig, ob die Sonne scheint oder ob es regnet." Nach einen Moment des Schweigens sagt Herr Gottfried: „Liebe Luisa, ja meine Augen können nicht lügen. Augen schwindeln nie. Du hast das gut beobachtet und ich bin erstaunt darüber und deshalb werde ich Dir jetzt auch etwas erzählen. Ich trage eine tiefe Trauer in mir. Doch vor Dir will ich mein Geheimnis lüften. Wenn Du jetzt ein bisschen Zeit hast, würde ich mich freuen, wenn Du zu mir rüber kommst auf die Gartenbank. Morle würde sich auch freuen, denn die freut sich immer, wenn Du ihr so schön das Fell graulst und Du weißt ja, dass Wuffi auch immer für ein Leckerli zu haben ist. Das hole ich ihm, bevor wir es uns gemütlich machen.“ „Ja, Herr Gottfried, ich habe viel Zeit und komme gerne in Ihren schönen Garten und freue mich schon auf Wuffi und Morle und bin neugierig, auf das, was Sie mir erzählen.“ „Luisa, ich beneide Dich fast ein bisschen. Ich war nie so ein unbeschwertes Kind wie Du. Ich war ein sehr scheues und sensibles Kind. Ich war sehr verträumt und ich habe Dinge gesehen, die viele andere Kinder und Erwachsene nicht sehen konnten, wie Elfen auf einer Blume oder wie sie im Kreis tanzten auf einer Wiese und Trolle, die aus der Baumhöhle herausschauten oder manchmal die Elfen neckten. Ich war gerne allein unterwegs in der Natur und konnte stundenlang über Wiesen und Felder gehen oder einfach am Fluss sitzen und die Wellen beobachten oder das Spiel der Enten. Auch lag ich gerne im Gras und schaute in die Wolken und folgte ihrem Zug und schaute, wie sie ständig ihre Form änderten. Ich war glücklich dabei, obwohl ich auch immer eine tiefe Sehnsucht in mir spürte, die ich jedoch nie erklären konnte und schon gar nicht benennen. Doch, es ist nicht das, woher meine traurigen Augen kommen, denn ich war so wie ich war und hätte mich auch sicher ganz normal damit gefühlt, wenn ich nicht das Gefühl bekommen hätte, dass die meisten anders sind und diese es mir nicht leicht machten, so sein zu können, wie war. Ja, als Junge hat man es mit so einer Veranlagung eben nicht leicht. Richtige Jungs sollen Fußball spielen, herumtoben, mit Spielgewehren rumballern, mit Wasser gefüllte Luftballons platzen lassen, bei anderen Leuten klingeln und schnell weglaufen usw.. Das war alles etwas, wozu ich keine Lust hatte. So wurde ich von vielen, ob Kinder oder Erwachsene oft gehänselt und nicht für voll genommen, vor allen Dingen nicht von den anderen Jungs. Und auch meine Eltern konnten nicht verstehen, warum ich nicht mit den anderen Kindern Fussball spiele. Ich wünschte mir zum Geburtstag eine Mundharmonika und sie schenkten mir einen Fußball und sagten, dass das ein richtig guter wäre und er hätte viel Geld gekostet. Da bekäme ich doch bestimmt Lust, zu spielen. Das einzige, was ich jeoch bekam, war ein schlechtes Gewissen meinen Eltern gegenüber und Bauchschmerzen, weil ich mich ärgerte. Da erst fing ich an, wirklich verschlossen zu werden. Sie gaben mir einfach alle das Gefühl, dass ich nicht richtig bin, so wie ich bin. Ich saß lieber am Gartenteich und beobachtete die Frösche und das Aufblühen der Seerosen. Das ist sowas Schönes! Wenn man lange schaut, fühlt man plötzlich, dass man dazu gehört und das die Welt etwas ist, deren Schönheit man nur erfahren kann, wenn man ganz still ist. Ich fühlte mich dann immer wie ein Magnet, in den alles hineinströmte, was ich sah und wie es mich verzauberte.
Ja, liebe Luisa, man ist so vollkommen verbunden mit dieser Welt. Besonders fasziniert war ich immer von Libellen, an den schillernden Farben während des Fluges und wie sie plötzlich während des Fluges schienen still zu stehen, konnte ich mich gar nicht satt sehen. Die anderen Jungens gingen ja auch mal angeln an den Dorfteichen. Doch auch daran beteiligte ich mich nicht. Meine Eltern wussten, dass ich Angeln nicht mag und schenkten mir zu Weihnachten eine Angel und mein Vater hatte sich auch eine gekauft. Es wäre doch schön, wenn Papa mit mir angeln geht und vielleicht hätte ich ja auch mal Lust, dann auch mit den anderen Jungs zu gehen. Das tat mir auch wieder weh und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich wusste, wenn ich sage, dass ich sie nicht will, wie es auch war, dann hätten sie mich wieder mit ihren traurigen ernsten Gesichtern, das sie dann gerne aufsetzten in Schuldgefühle gebracht. Ich wollte aber, dass es meinen Eltern gut geht und so lächelte ich wahrscheinlich noch verzerrt, doch in mir kochte die Wut. Ich wollte neue Gummistiefel und einen wasserdichte Hose um durch den Fluss zu laufen, ohne nass zu werden, damit ich nicht, nachdem ich nass geworden bin, dann nach Hause muss. - Nein, Angeln war nichts für mich und ich hatte auch immer eine Ausrede gefunden, nicht zu gehen. In der Zeit war es mir oft schlecht, bis sie es aufgegeben hatten. Ich konnte es nicht ertragen, wenn die zappelnden Fische dann im Eimer landeten und starben. Das hat mich geschockt und angeekelt. Auch dafür hatten meine Eltern kein Verständnis und mein Vater sagte oft: „Wie soll mal aus Dir ein richtiger Mann werden?“ Und die Jungen des Dorfes riefen: „Ach, da kommt ja wieder der Milchreisbubi, sicher direkt von Mamas Schoß.“ Sie versuchten, mich ständig zu ärgern und mit mir Streiche zu spielen. Da es mit der Zeit immer schlimmer wurde, verzog ich mich dann nur noch in den Garten meiner Eltern oder auf den Dachboden und legte mich ins Heu und träumte. Das war auch schön. Mit den anderen Kindern wollte ich gar nichts mehr zu tun haben. Als ich dann so ungefähr in die dritte Klasse kam, wurde vieles schon deutlich leichter als davor, aber der Außenseiter war ich trotzdem. Ich entdecke die Welt des Wissens und der Bücher für mich mehr und mehr. Ich war ein sehr guter und strebsamer Schüler. Nun konnte ich beweisen, dass ich doch noch zu was nütze bin und was tauge und die Lehrer mochten und verstanden mich. Auch meine Eltern waren stolz auf mich, dass ich so gute Leistungen nach Hause brachte. Das schon von der ersten Klasse angefangen. Sie waren natürlich begeistert, dass ich die guten Leistungen hielt auch mit den höheren Klassen, wo die Anforderungen immer höher wurden und bei vielen auch die Lust auf das viele Lernen vergeht. Bei den anderen Schülern war ich natürlich als Streber verpönt. Aber damit konnte ich besser umgehen, als früher mit den Hänseleien als kleineres Kind. Ich dachte, die sind ja nur neidisch auf Dich, weil die nicht so klug sind wie ich. Ich grenzte mich jetzt klar ab und suchte auch nicht mehr die Freundschaft mit irgendjemanden. Das hatte ich nicht mehr nötig. Nun hatte ich doch noch was gefunden, womit ich auftrumpfen konnte, womit ich sogar besser war als alle anderen, mit meiner Klugheit. Man suchte mein Nähe und meinen Rat und meine Hilfe. Die Mädchen begannen, sich besonders für mich zu interessieren. Das weckte Neid und ich habe ihn genossen. Das ist zwar nicht ein Charakterzug auf den ich heute stolz bin, doch es war so. Ich fing sogar an, bewusst andere neidisch zu machen, ob Jungen oder Mädchen, wie es mir gerade passte. Doch das habe ich als Erwachsener später natürlich dann abgelegt. Doch manchmal muss man eben erst erwachsen werden, um schlechte Eigenschaften abzulegen, die man sich angeeignet hat, wenn man nicht das Kind sein konnte, das man eigentlich war. Ja, während meiner ganzen Volksschulzeit war ich nur Klassenbester und auch später im Gymnasium in der Stadt gehörte ich immer zur Klassenspitze. Das gab mir inneren Halt und Sicherheit. Nun war ich wer und es störte mich jetzt auch nicht mehr, dass mein Vater enttäuscht war, dass ich keinerlei Interesse zeigte für handwerkliche Fähigkeiten und dass ich auch nicht bereit war, ihm beim Tapezieren der Wohnung zu helfen oder das Dach zu reparieren. Ich musste mich schließlich fürs Gymnasium vorbereiten und wohnte unter der Woche sowieso im Internat in der Stadt. Weißt Du Luisa, während meiner ganzen Kindheit und Jugend habe ich mich lieber mit Mädchen umgeben und mit Mädchen gespielt. Die lachten nicht über mich, wenn ich ihnen was von Elfen auf den Blumen erzählte und wie sie aus Sonnenstrahlen Stoffe webten und sich ihre Kleider nähten, sondern sie bewunderten mich und sahen zu mir auf. Am liebsten mochten sie es, wenn ich ihnen selbst erfundene Geschichten erzählte. Dann hingen sie mir an den Lippen und konnten gar nicht genug bekommen. Das Paradoxe ist, dass ich im Grunde genommen schon in meiner Jugend mehr oder weniger ein Einzelgänger war und dann. Das hatte sich ganz einfach so entwickelt, weil ich mich eben allein fühlte. Das sogenannte soziale Zusammenleben der anderen interessierte mich überhaupt nicht groß. Eine Geburtstagfeier rief bei mir keine Begeisterung hervor mit den immer gleichen Spielen, die ich auch gar nicht toll fand. Auch konnte ich kaum über die Dinge lachen, worüber sich andere kaputt lachen wollten. Trotz alledem, verspürte ich den Wunsch, Psychologie zu studieren. In der Psychologie, wo es vor allen Dingen auch darum geht, herauszufinden, wie menschliches Zusammenleben funktioniert. Ich wollte über die Menschen Bescheid wissen und begreifen, warum sie so sind wie sie sind und warum es so schwer ist, immer glücklich miteinander zu sein. Ich wollte vor allen Dingen alles über mich wissen, ich wollte alles verstehen und wissen. Ich wusste bereits, dass der Mensch mehr ist, als es scheint. Ich bekam auch sofort einen Studienplatz und ich fand das Studium interessant. Es war genau mein Ding. In der Zeit lernte ich auch meine spätere Frau kennen. Sie war wie auch ich ein Bücherwurm und wollte viel wissen und war so sehr fleißig und ehrgeizig. Ich gehörte auch wieder zu den Besten und meine Eltern waren mächtig stolz darauf, dass es mal einer aus der Familie geschafft hatte, zu studieren. Es war damals das erste Mal, dass ich mich richtig verliebt hatte, obwohl ich schon so alt war. Die Frau studierte auch einen sozialen Beruf und wir philosophierten viel über Gott und die Welt, was mir sehr gefiel. Wir waren ein richtig schönes intellektuelles Paar. Doch leider hielt die Ehe nicht und wir hatten auch keine Kinder. Schon nach fünf Jahren ließen wir uns wieder scheiden. Aber es geschah in Frieden. Es war wahrscheinlich eben nur eine Studentenliebe, die sich wieder verdunstet hat. Gleiche Interessen verbanden uns, doch seelisch kamen wir uns nicht wirklich nahe. Wenn ich so zurück denke, hatte unsere Beziehung sogar immer eine gewisse Kühle und an inniger Herzlichkeit fehlte es. Drei Jahre nach Abschluss meines Studiums, gründete ich dann meine eigene psychologische Praxis, die ich heute noch habe. Ich hatte zwar kurz nach meinem Studium in einem Institut angefangen zu arbeiten, aber da ging es nur um statistische Auswertungen und das war mir doch zu trocken. Durch das Studium war ich neugierig geworden, was die Menschen wirklich bewegte und wie man ein glückliches Leben hinkriegen konnte. Ich war über viele Jahrzehnte ein sehr erfolgreicher Psychologe und habe viel Geld verdient, so dass es mir materiell gut ging. Doch geheiratet habe ich nie mehr und meine Beziehungen zu Frauen waren immer nur sehr oberflächlicher Natur. Nachdem, was ich in der Praxis mitbekam an Leid, Schwierigkeiten und Problemen, die so in den Beziehungen auftraten, entwickelte ich immer mehr bewusste und unbewusste Ängste, mich selbst einfach in eine gefühlte Liebe fallen zu lassen. Ja Luisa, zu einen Psychologen gehen die Leute, wenn sie Probleme haben und die haben sie dann meist mit den Menschen, mit denen sie zusammenleben. Das haben sie mir dann alles erzählt und das ahnt man so gar nicht, wenn man die Menschen auf der Straße sieht, was sie alles bewegt und vieviel Leid sie mit sich herum tragen. Mir ging es ja im Grunde auch so, als ich mich als Kind schon schlecht zu fühlte, so zu sein, wie ich war, weil andere mich anders wollten. Ich genoss dann sehr viel äußeres Ansehen und war immer sehr beliebt. Noch heute huldigen mich viele Frauen, darunter auch viele junge und sehr schöne Frauen. Sie verehrten mich immer sehr und hielten mich für den supertollen Typen und dachten und manche denken das vielleicht immer noch, dass sie, wenn sie mich als Partner hätten, glücklicher wären als mit dem Mann, den sie haben oder dass mit ein Mann wie ich, der soviel über die Liebe weiß, einfach der ideale Partner sein muss. Naja, so habe ich auch später nie wirklich so mein Inneres zeigen können, wie ich es empfunden habe. Das konnte ich ja auch immer. Verstecken habe ich gelernt. Das musste ich ja als Kind lernen, um meine Eltern nicht ganz zu vergrämen und die mich nicht ganz und gar mit Schuldgefühlen beladen konnten. So war ich dann mit Frauen auch immer vorsichtig und habe sie mir auf Distanz gehalten. In meine Seele wollte ich sie nicht wirklich schauen lassen. Nicht, dass ich gelogen hätte. Nein, das habe ich nicht. Doch ich hab schon die Kontrolle behalten und habe aufgepasst, dass mein Leben nicht durcheinander kommt. Das wollte ich nicht. Mit der einen oder anderen ging und gehe ich auch heute noch ab und zu essen oder fahre mal mit einer in den Urlaub und genieße einfach das Zusammensein. Doch die große Liebe war nicht dabei, so dass ich auch immer Abstand wahren konnte und mir mein innerer Frieden erhalten blieb. Doch eines Tages geschah der große Schicksalsschlag, der bis heute mein Leben mehr oder weniger doch stark beeinflusst. Es ist jetzt schon fast 20 Jahre her und doch hat sich diese Begegnung eingebrannt, als wäre es erst gestern geschehen. Es hatte sich an dem Tag für 14.00 Uhr eine Klientin angemeldet, die extra aus einen anderen Land angereist war, da ich zu diesem Zeitpunkt so einen guten Ruf hatte, zudem hatte ich im Laufe der Jahre mehrere psychologische Ratgeber verfasst, die teilweise auch hohe Auflagenzahlen erreichten. Diese Klientin war von diesen Büchern so angetan, dass sie unbedingt zu mir zur Beratung wollte, aber dieses Phänomen kannte ich schon. Es war 14.00 Uhr und meine Sekretärin kündigte mir an, dass die entsprechende Klientin gekommen war. Etwas gelangweilt antwortete ich ihr, ja sie soll ruhig reinkommen. Doch als sie in der Tür stand und sich unsere Blicke trafen, war ich buchstäblich wie vom Blitz getroffen. Ich fühlte Panik in mir und merkte, dass ich aus der Fassung gefallen war. Diese hellen wachen leuchtende Augen und die Schönheit dieser Frau zogen mich sofort in ihren Bann. Sie schien mir wie ein Fluss, der auf mich zufließt und ich konnte nicht entweichen. Sie hatte eine Aura wie eine Diva. Sie trug einen knallroten Mantel und einen schwarzen Hut dazu und als sie Hut und Mantel abgelegt hatte, erschien sie in so einer Farbenpracht gekleidet, als wäre die Kleidung aus ihrem inneren an sie gewachsen. So harmonisch stand sie vor mir. Innen und außen erschienen in prachtvoller Harmonie. Ohne jetzt noch weiter darin zu schweifen, ihre Erscheinung war einfach absolut perfekt und alles in sich abgestimmt. Nun muss ich dazu sagen, dass ich absolut auf sowas stehe, es mir einfach gefällt und es mich deshalb auch besonders beeindruckt hat. Mühsam rang ich nach Fassung, die ich verloren hatte und ließ sie erstmal auf den Klientenstuhl Platz nehmen. Ich war in Angst und Panik und ich war verwirrt, der Situation nicht standhalten zu können. Nun war ich natürlich äußerst gespannt, was diese Frau zu mir geführt hatte. War es wieder eine dieser typisch Schönen und Reichen, die aber des Lebens völlig überdrüssig waren, weil sie sich innen nur leer und hohl fühlten oder war es eine von denen, die nicht wegen sich selbst gekommen waren, sondern wegen des Ehemannes oder des eigenen Sohnes, um mich erstmal zu testen, ob es auch für den Sohn oder Ehemann zuzumuten wäre, dass sie dann auch zu mir kämen. Aber mir war doch klar, dass es nicht so war und das schon als sie in der Tür stand. Diese Augen blickten anders. Sie hatten nicht das Fordernde und Erwartende oder diese innere Leere, die auch aus den Augen zu sehen war. Diese Augen schauten neugierig, äußerst wach und lebendig, aber auch liebevoll und sanft und auch berührt. „Was will sie bei mir?“ Das habe ich gedacht. „Was will sie? Was mache ich jetzt?“ So war das auch gleich meine erste Frage. In mir war jetzt auch eine Freude hochgekommen, eine Freude auf etwas Neues und Unbekanntes. Schon jetzt spürte ich, dass sie bei mir eine Routine durchbrechen wird, die mich bei aller Freude auch in die Angst jagte. So fragte ich sie auch gleich: „Was führt sie zu mir?“ Sie antwortete mir, dass sie eine Scheidung hinter sich hatte und sie möchte Begleitung, denn sie sagte, sie möchte ihren Mann auf keinen Fall hassen und sie wäre der Meinung, dass jeder Mensch nach schweren Schicksalsschlägen seelische Begleitung brauchte, damit sich Trennungen in Frieden und Harmonie auflösen und man trotz allem noch freundlich miteinander umgeht. Dass es mich zu Ihnen zog, meinte sie, läge daran, dass, als sie das erste Mal ein Buch von mir in der Hand hielt, sich die Buchstaben meinen Namens vom Buchdeckel lösten und ich mit ihr getanzt hätte. Sie fühlte sich von mir magisch angezogen und das sagte sie mir auch noch sofort und ganz direkt und unverblümt. Ich hatte Angst, dass sie meine Unruhe bemerken könnte und meine Schweißperlen, die sich auf meiner Stirn bildeten. Gottseidank hatte ich ein ordentliches Deo benutzt und trug ein Jackett und sie konnte nicht bemerken, dass mein Hemd im Grunde schon klitschnass war. Nun wollte sie von mir wissen, ob ich ihr das erklären könnte mit den Buchstaben, die sich von Buchdeckel lösten und warum sie dabei so glücklich war. Dabei war ich ja selbst von ihr überwältigt und konnte nur noch mit Mühe mein Therapeutengesicht wahren. Denn im Grunde fühlte ich auch eine große magische Vertrautheit und Anziehungskraft zu dieser Frau, die auch mir rätselhaft war und was ich bisher in meiner Praxis und überhaupt noch nicht erlebt hatte. Innerlich war mir sofort klar, dass ich diese Frau nicht als meine Klientin aufnehmen kann und es nicht werde. Ich fühlte schon viel zu viel durcheinander geraten und ich hatte ja in meiner Position ja ein Gesicht zu wahren. Ich war ja wer und die Menschen hatte ein klares Bild von mir und dem wollte ich schon treu bleiben, denn das gab mir ja auch die Sicherheit und Kontrolle über mein Leben. Sie objektiv und neutral zu behandeln, wäre mir nicht möglich gewesen und ich fühlte auch keinen Bedarf. Ich nahm für einen Bruchteil meinen ganzen Verstand zusammen und musste hier die absolute Kurve bekommen. Ich ahnte, dass das hier gefährlich für mein Leben war. So sagte ich zu ihr nach einer kurzen Unterhaltung: „Sie sind sensibel, entschieden und klar und ich sehe keinen Handlungsbedarf, denn sie hassen ihren Mann, von dem sie getrennt sind, nicht. Ihre Ausstrahlung zeigt mir, dass sie im Grunde mit sich und ihrem Leben zufrieden sind und es gut zu meistern verstehen.“ Ich nahm nochmal alle meine Kraft, die schon wieder zu schwinden schien, zusammen und verabschiedete sie schweren Herzens so schnell wie möglich. Sie war irritiert und schien ebenfalls mit ihren Gefühlen für mich zu kämpfen. Sie schien auch meine Situation zu spüren und vor allen Dingen, war auch für sie die reale Begegnung mit mir plötzlich auch überwältigend. So wiedersprach sie auch nicht. Mir schien, sie konnte gar nicht mehr reden und verließ auch sofort ohne bleiben zu wollen, den Raum. Ich habe dieses Erlebnis bis heute nicht überwunden und ich habe nie wieder etwas von ihr gehört. Ich frage mich bis heute, warum es mir nicht gelingt, diese Frau zu vergessen. Ja, liebe Luisa und das sind meine traurigen Augen.“
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Du schaust mich an. Ich schau dich an.
Das Glück schaut uns an.
nackt
in gedanken gehüllt
du und ich
zu verbergen
das
womit wir
bekleidet wurden
all die jahre
nackt
siehtst du mich
kannst nicht verbergen
dich
nackt
sehe ich dich
kannst nicht verbergen
mich
nackt
du und ich.
Die schönsten Bilder hab ich gesehn, die du mir hast gesandt,
aus denen deine Liebe,
auch deine Sehnsucht
lichterloh gebrannt, ach und
mich sogleich entflammt.
Ach, wir sind schon lange Eins. Vielleicht der Inhalt einer Flasche,
die ausgefüllt in zwei Gläsern.
Der Inhalt will nur noch,
dass zerschellen diese Gläser.
Es fließt zusammen
und wir sind erlöst.
Noch sind die Worte schal und leer. Doch ist gekommen der Augenblick, wo man nicht schaut, Weder nach vorn
Noch zurück, dann ist bedeutungslos geworden, ob Gott oder ein Teufel mich hat getrieben,
zu gelangen an diesen Ort, wo ich bin EINS geworden und voller Wonne stöh'n: "O' Augenblick, verweile doch, du bist so schön."
Der Augenblick, der mich ergreift, jeden Schatten in mir befreit.
Der Engelchor
erklingt in mir.
Sie reihen sich ein
in unser Liebesspiel.
Die Zeit steht still. Alles bewegt. Kein Vergehen. Unendlichkeit
ist geschehen.
Das, was uns berührt,
Das bist nicht nur du,
Das bin nicht nur ich.
Es sind die Wellen
Der Liebe,
Die uns wiegen,
Die nicht fragen,
Ob wir uns kriegen
oder zerschellen
an dieser verzehrenden
nicht enden wollenden Lust.
Ach, am liebsten würd ich
senden dir
täglich einen Liebesgruß,
denn nichts badet
und fließt so stark
wie du
in meinem Lebensfluss.
Du flutest mich
mit deiner Liebe,
dass ich fließe
in den Himmel ein.
Der Tod kann dem nichts tun,
der sich vollendet hat,
der das, was in ihm angelegt
zur höchsten Blüte hin
in Liebe hat gebracht,
weil er sich überlassen hat
wertfrei dem Geschehen.
Ich wache auf
möchte einhüllen dich
in mich
nehme auf
dich
ganz und gar
weiß nicht mehr
bin ich ich
oder du
Es ist so leicht,
mit dir zu sein,
weil nichts drängt
nach Veränerung,
nach anders oder besser sein.
Keine Frage, ob es auch morgen
noch wird so sein.
Wir wissen,
das ganze Leben
gehört uns. Kein Ende ist Sicht und auch danach lassen wir uns nicht im Stich,
weil wir sind EINS geworden Du und ich.
deine wildheit
meine wildheit
auch die
will ich leben
lass uns sein
wie kinder
ohne furcht
und
ohne scham
vergiss alles
was man die beigebracht
vergiss
damit
du und ich
sein können
diese nacht
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