Wenn es grünt, leben wir auf


Lieber Michael,

 

der Politiker empfindet das nicht ohne Grund so. Ich kann das gut nachvollziehen, dass man das Grün in Deutschland so liebt und sich dahin gezogen fühlt.
Doch, ist es das viele Grün? Ich hatte mal ein mich hoch beeindruckendes Erlebnis mit Grün in Bali zur Regenzeit.
Es regnete nicht oft, doch wenn, gewaltig. Dann die Sonne und die Luftfeuchtigkeit -  meine Güte ist das schön. Ich habe mich selten von der Natur so getragen und genährt gefühlt. Sie reißt einen regelrecht komplett aus dem Verstand. So übermächtig hinreißend, kraftvoll und schön ist sie. Wir fühlen uns auch mit Menschen wohl, bei denen wir noch diese Verbindung mit der Natur und damit auch mit ihrer eigenen, wahren Natur  fühlen. Diese Menschen können sehr primitiv leben oder auch schon sehr hoch entwickelt sein und z.B. ein sehr luxuriöses Leben führen, doch beide leben im Grunde aus ihrem Wesenskern und wirken authentisch und echt. So gibt es auch Menschen, die noch sehr primitiv leben, doch man spürt, dass sie nicht verbunden mit ihrem Wesen leben und sich auch nicht fühlen, sondern zerrissen und voller Unruhe sind. Da ist schon was passiert und die Zivilisation hat schon eingegriffen und der Weg aus der Unbewusstheit wird angetreten, um irgendwann sein Wesen wiederzufinden und es wach und bewusst zu erleben.
Doch auch in Thüringen erlebte ich oft in der Natur diese herausragenden Momente und im Grunde überall, wo ich mich in der Natur aufgehend erlebe.
Da fällt mir auch ein Erlebnis in Berin ein, wo viele Seen direkt mit Waldstücken verbunden sind. Ich kam in einen kolossalen Sturzregen. Erst suchte ich Schutz unter den Bäumen mit ihren Blätterdächern, doch es war zwecklos. Wege standen viele cm breit unter Wasser. Als ich merkte, alles zwecklos, verließ ich meinem Schutz unter den Bäumen, zog meine Schuhe aus und auch alle Eile aus dem Wald zu kommen, schwand hin. Ich genoss es, ganz langsam barfuß durch den Regenwald zu gehen.
So lernen wir auch immer wieder von der Natur, dass in der Hingabe das Leben und deren Schönheit liegen.

Auch am Meer, selbst ohne grün kann ich das empfinden, was ich z.B. empfinde, wenn ich mitten in der Natur mit grün bin. Man steht davor und die Wellen bewegen sich immer wieder auf einen zu, so scheint es. Wir beginnen, den Rhythmus in uns aufzunehmen und dieser Rhythmus kann uns mit unserer Natur in Einklang bringen, so dass in uns alles klarer wird, die Gedanken sich auflösen, weil sie von den Wellen des Meeres in uns  hinweggespült werden. Wir gehen auf! Wir werden wieder selbst zur Welle im großen Ozean des Universums und fühlen uns vom Meer getragen und damit sicher, aufgehoben und frei.
Oder ich saß mal im Urlaub vor ca. über 20 Jahren, es war auch im Ausland auf einem Felsen und die Kraft des Felsens begann ich zu spüren. Plötzlich rutsche ich  unter die Erde. (Natürlich ohne meinen physischen Körper, denn der wäre dafür zu dicht und zu schwer.) Ich saß nicht mehr auf dem Felsen, sondern ging durch das Erdreich. Ich ging durch die schönsten kristallinen Gesteine, die das Auge nie erblicken könnte. Dieses Erlebnis mit der Kraft der Natur werde ich ebenfalls nie vergessen, denn es ist ein Teil von mir geworden.
Es ist für mich nicht unbedingt das Grün, doch wir fühlen uns einfach wohl, wo wir uns am stärksten mit unserer eigenen Natur, mit unserem ursprünglichen Wesen verbunden fühlen. Da, wo wir unsere Kraft wieder entdecken, da fühlen wir uns frei und entspannt und daraus wächst in uns das Glück, das Empfinden von Glückseligkeit.
Auch hängt es sicher damit zusammen, wo wir geboren worden  und aufgewachsen sind. Diese unbeschwerten Heimatgefühle sind ja auch in uns verankert. Ich denke z.B. heute noch gerne an den Kiefernwald, von dem umgeben wir wohnten. Ich habe immer wieder das Bild vor mir gehabt, dass ich als Baby und Kleinstkind im Kinderwagen liege und schaue über mir in die Kiefernkronen, wenn meine Mutter mit mir die Waldwege entlang spazieren ging und ich fühle diesen Einklang und diese unendliche Harmonie.

Später dann bin ich in einem Dorf aufgewachsen bzw. ich bin weiter gewachsen und es waren im Grunde ein paar Fußschritte zum Wald hin entfernt und ich habe es geliebt, im Wald zu sein und ich war  dort auch ständig, ob das nun mit Freunden war, allein oder mit den Eltern und Geschwistern z.B. Pilze sammeln oder spazieren gehen. Einmal im Jahr gab es ein Waldfest am Marienbrunnen, das war immer schön. Es war ein Platz, wo auch üppig im Frühling alles begann zu blühen und sich ein weißer Blütenteppich wie von selbst auslegte. An der Quelle tranken wir und erfrischten uns.
Der Wald begleitet mich selbst mein Leben lang sehr intensiv und ich fühle mich schon immer sehr stark dort hingezogen.
Immer, wenn wir uns im völligen Einklang mit unserem Herzen, mit unserem Wesen, mit unserer Seele, mit Gott, mit dem Universum, mit der gesamten Existenz fühlen, dann sind wir glücklich.
Das gelingt uns am einfachsten, wenn wir in der Natur sind, die uns kritiklos und erwartungsfrei empfängt, die uns so sein lässt, wie wir sind. Sie sucht und findet keine Makel an uns, denn sie betrachtet uns nicht von einer Ebene, die uns von ihr abtrennt.
Sie will uns nicht kontrollieren, manipulieren, lenken und uns anders haben. Wir selbst haben kein Bestreben etwas darzustellen, da wir keinem gesellschaftlichen oder anerzogenen Bild entsprechen müssen. Wir sind einfach frei von jeglichen Ängsten vor Kritik, vor Urteil, vor Erwartungen, davor irgendwie sein zu müssen.  
Die Natur hilft uns, uns wieder zu befreien von allem durch die Gesellschaft uns Aufgesetztem und Übergestülptem bzw. zu unserem ursprünglichen Wesen zurückzufinden und von dieser Warte aus all das betrachten zu können, was nur Formen und Bilder sind, mit denen wir uns zwar identifiziert haben, aber wir nicht wirklich sind.
Das Grün hat sicher etwas Besonderes an sich, wenn wir es in Form von Pflanzen erleben. Pflanzen sind etwas Lebendiges.
Je gesünder und sprießender wir die Natur erleben, desto stärker spüren wir das Leben darin und damit auch in uns.
Eine endlos große Wüste mit erdrückender Hitze ist nichts für uns. Sie entspricht nicht dem Lebensraum, in dem wir gedeihen können und daher hat das mit dem grün schon eine besondere Bewandtnis.
Es ist ein Genuss und eine Wohltat durch den Wald zu gehen, wenn im Frühling alles zu sprießen beginnt, wie die Natur gewaltig alles scheinbar Abgestorbene aufbricht und neues Leben daraus sprießen lässt.
Wir dürfen jedes Mal wieder aufs Neue staunen und uns von diesem Mysterium erfassen lassen.
Man möchte einfach sagen: "Danke, dass ich das erleben darf!"

Herzliche Grüße
Malina

 

 

Daheim

 

Thüringen,
Mein altes Heim
Und vertrauter Ort.
Dir sagte ich Ade
Und ging fort.

 

Nein, verlassen
Habe ich dich nicht,
Denn das Bergische Land,
Dir verwandt
Erinnert mich an dich.

Wenn ich streife
Durch Wald und Flur,
Ob dort oder hier,
Hüllt mich ein
Der Odem der Natur.

 

Auf den Tannen
Die weißen Mützen
Wachsen  nicht so hoch
Und prächtig glitzernd
Wie bei dir.

 

Doch das Erblühen
Beginnt früher hier.
Sonnenstrahlen
Locken beizeiten
Der Knospen lustige Nasenspitzen.

 

Rauschende Blätter,
Sprießende Wiesen,
Bunt tanzende Schmetterlinge
Erfreuen überall
Wie auch Amseln- und Nachtgesänge.

 

Golden sich wiegende Ähren,
Die Wegwarte am Rand,
Täler und plätschernde Bäche.
Bin immer Daheim,
Wo mein Herz will sein.





































 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 













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