Meditation

 

Liebe Eleonore,

 

Du hast mir erzählt, dass Du von einem Freund zu einem Meditationskurs eingeladen wurdest und Dir dieses ewige Sitzen auf einem Stuhl und immer wieder das Mantra runterbeten, das ihr bekommen habt, nicht gefallen hat .
Andererseits hast Du auch schon oft gehört, dass Meditation gut sein soll, um mehr in die Harmonie und Ausgeglichenheit zu gelangen. Nun fragst Du mich, ob ich Erfahrungen mit Meditation habe.
Ja, ich habe Erfahrungen mit Meditation und ich kann Dich verstehen, dass Du nicht jeden Tag viel Zeit damit verbringen möchtest, Dich zum Meditieren zurückzuziehen.
Schließlich hast Du zwei Kinder und beruflich bist Du auch tätig.
Doch Du würdest schon irgendetwas in der Richtung machen, doch was und wie?
Die Bedürfnisse sind unterschiedlich und jede Seele möchte eigene Erfahrungen machen.
Jeder hat da so seine Vorlieben und auch seine eigenen Wünsche und Erfahrungen, was ihm gut tut und was nicht und wie er was gestalten möchte. Das ihm zugrunde liegende Wesen spielt  auch eine Rolle, welchen Weg der Meditation er geht.
So will ich auch nicht in die Bewertung gehen, der verschiedenen Möglichkeiten, was ich sowieso nicht kann, denn jeder hat seine eigenen Erlebnisse und Eindrücke,  sondern über die schreiben, die mir innewohnt und ich praktiziere.
Mir geht es darum, dass mein Leben meditativ ist, also wach. Mir ist es wichtig, Beobachter meiner Gedanken und Gefühle zu sein meiner Handlungen und Beobachtungen. Ja, der Beobachter beobachtet den Beobachter und was sich ereignet sich. Also, es geht ertmal darum, Abstand zu gewinnen, sich aus der Verstickung mit Gedanken zu lösen.
Das ist für mich erst einmal grundsätzlich der Weg der Selbsterfahrung und Selbstfindung, der Weg, sein Wesen zu erfahren und daraus zu handeln.
Meditation im Alltagsgeschehen leben und daraus Erkenntnisse schöpfen, Einsichten bekommen und sich näher kommen, Zusammenhänge verstehend sehen und dem Herzen immer mehr Vertrauen schenken, führt zur Reifung der Seele und deren Verschmelzung mit anderen Seelen.
Es kann durchaus sein, dass ich auch mal ein oder zwei Stunden dasitze und meditiere. Doch dann resultiert es daraus, dass ich mich aus dem Moment heraus von der Situation, vom Herzen dazu gerufen fühle, um etwas deutlich zu erkennen oder mich eben eifanch dem jetzt hinzugeben. Dann fließt eben gerade im Moment nur dafür die Energie in mir.
Das passiert auch, wenn etwas intensiver berührt wurde und dazu führen kann, die Zentrierung zu verlieren. Das hat dann Ursachen, die in einem liegen und die Lösung liegt auch nirgendwo im außen, sondern auch im eigenen Inneren. Manchmal überkommt mich, wie von selbst ein stark meditativer Zustand, dann kann ich garnicht vielleicht garnicht anders als mich still hinzusetzen. Es dringt dann vielleicht gerade eine Flut von Botschaften in mich hinein. Dann fühle ich mich  regelrecht als starker Strom und bin nur am Fließen.

Natürlich hat das Außen  damit zu tun, wenn es mir passiert und es kann sein, dass Du nach einer Erkenntnis das Außen anders annehmen kannst oder es fällt aus deiner Resonanz. Mit jedem Stück Heilung und Entwicklung, dass Du erfährst, ändert sich Deine Resonanz.
Ich meditiere auch einfach mal so, indem ich mich dazu hinsetze und die Augen schließe und vor allen Dingen den Mund, nur weil ich es spüre und dann geschehen manchmal wirklich Wunder. Ich werde von unsäglichen Energien berührt, die mich inspirieren zu Handlungen.
Doch wichtig ist mir, mich mit unangenehmen Gefühlen auseinanderzusetzen über den Weg des meditativen Beobachtens. Mag sein, dass das vielleicht so klingt, als wäre das alles etwas anstrengend. Doch das ist es nicht. Es ist spannend und heilend. Ich erlebe auch einen  ganzen Schuss Humor auf diesem Weg, indem man anfängt über sich selbst zu lachen.
Nun mal ein Beispiel: Ich habe eine Begegnung mit einem Menschen. Es kommt zu einem Gespräch und es entsteht z.B. in mir ein unangenehmes Gefühl. Dann bin ich daran interessiert, die Ursache des Gefühls zu ergründen. Jedes negative Gefühl, das sich uns offenbart, ist eine Chance, etwas zu erkennen und zur Heilung zu bringen. Innen und außen kommen dadurch immer stärker in Einklang und Harmonie. Du musst dann nicht mehr die Augen verschließen vor dem, was Du vielleicht selbst täglich lebst und erlebst und dadurch nur denkst, wann ist denn endlich wieder Urlaub angesagt. Der Alltag gewinnt an Schönheit und Glanz.
Ich verbinde mich dann ganz bewusst mit meinem Herzen und bitte darum, mir die Ursachen für dieses oder jenes zu zeigen.
Z.B. zeigt sich mir dann ein Bild oder ein kleiner Film vor meinem geistigen Auge. Es kommen Gefühle verstärkt hervor bzw. man ist selbst in einer bestimmten Energie, in der man etwas kurzzeitig durchlebt. Das aber aufgelöst wird.
Wenn ich im Wald allein spazieren gehe oder Bärlauch sammle oder ewig warte, bis der Kanister an der tröpfelnden Quelle sich gefüllt hat, dann bin ich meist in einem sehr meditativen Zustand. Die Meditation wird nicht dadurch unterbrochen, wenn z.B. auf mich jemand zukommt und es entsteht ein kleines Gespräch mit einem Spaziergänger.
Ich setze mich zwischenrein auch auf eine Bank und bin bewusst still und habe meine volle Aufmerksamkeit innen, wobei ich meine Augen aber offen habe und meine Außenwelt dann auch sehr intensiv erlebe. Wie gesagt, es ist wichtiger den Mund zu schließen und da Entspannung hineinzubringen als die Augen.

Ich halte es für gut, den aufmerksamen Zustand zu üben, sich immer wieder zu besinnen und der Auseinandersetzung mit sich große Aufmerksamkeit zu schenken, um die Wahrnehmung immer besser zu schulen. Je besser, Du Dich selbst wahrnimmst, desto besser wirst Du andere wahrnehmen und Du wirst dabei natürlich auch immer freier. Es ist ein Weg aus der Projektion und ein Weg, die eigenen Bedürfnisse immer besser und intensiver wahrzunehmen, zu ihnen zu stehen und sie zu leben. Du wirst immer weniger manipulierbar von den Stimmen von außen.
Durch diese Art der Meditation erfährst Du eine intensive Integration aller abgespaltenen Anteile in Dir. Du denkst, Du hast keine abgespaltenen Anteile? Wenn das so ist, dann lebst und handelst Du rund um die Uhr aus einem erleuchteten Zustand heraus. Du erkennst und durchschaust alles sofort! Auch fühlst Du Dich keinen Moment von der Liebe abgetrennt und innere Harmonie wärmt Dein Herz. Diese Harmonie strahlst Du nach außen und kannst jeden lassen wie er ist, ohne ein zwanghaftes Bedürfnis, jemanden verändern zu wollen oder eine Situation. Du weißt genau, alles ändert sich ständig mit Dir. Du bist nicht mehr manipulierbar, denn es ist Dir egal, was andere über Dich denken und wie sie Dich beurteilen, denn Du weißt, dass das aus ihrem plapperndem Ego kommt. Dein Ego plappert nicht mehr dazwischen und so bleibst Du auch verschont von dem anderen in Deinem Innern.
Du bist dann ein Segen für die Menschheit.
„Außen“ und „Innen“ erlebst Du nicht mehr als etwas, das getrennt ist. Natürlich ist es nicht so, dass wenn Du im Außen Negatives siehst und wahrnimmst, dass Du diese Energien auch in Dir in der Form haben musst. Nein, Du kannst es bereits in Dir transformiert haben und so nimmst Du z.B. das Negative im außen wahr, doch bleibst in der Liebe und unterstützt die Transformation anderer.
Anfangs kann es durchaus für viele hilfreich sein, sich Unterstützung zu nehmen oder sich verschiedene Meinungen dazu anzuhören und in sich zu fühlen, ob das eine oder andere in Dir eine positive Resonanz erzeugt und Dir sagst, das probiere ich mal.
Heute Morgen als ich im Wald gewesen war, war das für mich eine meditatives Erlebnis, egal was ich machte. Teilweise ging ich sehr zügig spazieren oder joggte kleine Abschnitte, wobei ich verstärkt meinem Körper zugewandt war und fühlte, wie er reagiert. Gleichzeitig nahm ich auch das Außen intensiver wahr. Dann an einer Waldlichtung blieb ich und machte ein paar Übungen aus dem Yoga und dem Tai Chi.
Für mich muss das nicht professionell perfekt sein, sondern Hauptsache ich widme mich dann bewusst den einzelnen Bewegungen und gehe mit meiner Aufmerksamkeit mit jeder Bewegung mit ohne mich ablenken zu lassen. Dann bin ich Wildkräuter sammeln gegangen und auch das tat ich mit ganzer Aufmerksamkeit. Als letztes stand ich an der Quelle holte im Kanister Wasser. Den Kanister kann ich nicht einfach hinstellen und volllaufen lassen, denn dann würde er umkippen. Also halte ich ihn in der Hand bis er halbvoll ist und schaue während der Zeit die ganze Zeit aufmerksam auf das tröpfelnde Wasser. So gibt es sehr sehr viele Dinge im Alltag, die man meditativ machen kann.
Statt abends fern zu sehen, kann man den Abend damit verbringen, z.B. ein Mandala zu entwerfen und auszumalen. Diese Art meditativen Tuns erfreut mich und tut mir gut. Wenn Du morgens mit der U-Bahn auf Arbeit fährst, kannst Du das Buch mal in der Tasche lassen und stattdessen bleibst Du einfach still sitzen und schenkst allem, was ist Deine Aufmerksamkeit ohne Gedanken einfließen zu lassen. Die Gedanken, die kommen lässt Du einfach sein. Nichts, was ist unterziehst Du einer Bewertung. Du beobachtest nur was ist und sonst nichts. Aufkommende Gefühle, lässt Du sein.
Wenn Du Dich einem Gefühl speziell widmen sollst, dann wirst Du es auch aus dieser Stille spüren und nicht von Verstand her und dann schaust Du einfach dahin und verweilst.
Ich weiß nicht, ob Du ein Hobby hast. Das ist etwas, womit man leicht in einen meditativen Zustand kommen kann, weil darin am wenigsten Zwanghaftes liegt.
Was auch wunderbar ist, ist Musik. Musik hören kann ein Hilfsmittel sein. Du kannst meditative Körperbewegungen danach machen, den Fluss deines Körpers beobachten oder einfach lauschen. Wie gesagt, das alles sind  Hilfsmittel, um ins absolute Sein zu gelangen. Je besser und öfter es Dir gelingt, desto stärker entfällt die Bewertung in Dir. Wenn Du aus der Bewertung heraus bist, dann bist Du im Grunde frei.
Dann lebst Du im Strom des Geschehenlassens.
Wichtig ist, dass Du keine Erfolgs- und Zielabsichten in Deine Meditation hineinlegst und es Du es auch nicht aus Disziplin abarbeitest, um etwas zu erreichen. Folge dem Lustprinzip. Einzig der meditative Zustand im Augenblick ist das Ziel.
Vom Verstand gesetzte Ziele bringen eh nicht viel. Sie sind genauso Schall und Rauch, wie jeder Gedanke, der ruckzuck wieder davon ist oder neue gebiert oder sich nicht Deinen Vorstellungen entsprechend verwirklicht.
Der Gradmesser, wieweit Du in Deinen Fähigkeiten vorangeschritten bist, ist, wie Du Deine Umwelt wahrnimmst. Du projizierst nichts mehr hinein, sondern nimmst wahr, was ist, ohne Urteile zu fällen.
Gestern Abend las ich eine entzückende Fabel, die mal wieder deutlich zeigte, was einem trotz Sieg, trotz erreichten Zieles passieren kann.
Diese will ich hier nieder schreiben.


Die kämpfenden Hähne


Zwei Hähne maßen sich im Kämpfen.
Wer den andern mochte dämpfen,
Sollt’s Regiment gewonnen han
Und allein sich freun als Hennenmann.
Sie kämpften, bis der eine floh
Und sich versteckte irgendwo.
Der andre, sicher seiner Sach‘,
Flog im Triumph aufs nächste Dach,
Kräht laut, rühmt sich großmächtig sehr.
Da schoß ein Adler geschwind daher,
Erwischt ihn, trug ihn in sein Nest.
Jetzt war der andre der best‘,
Und zu ihm liefen alle Hennen,
Ihn ihren lieben Herrn zu nennen.
Wer seinem Glück zu sehr vertraut,
Auf Ungewiß Gewisses baut,
Gar leicht in arges Unglück fällt,
Das längst vom Schicksal ihm bestellt.


Burkard Waldis


Liebe Eleonore,  aller Leistungszwang wird Stück für Stück aus Dir schwinden, je näher Du Deinem Wesenskern kommst. Dein Selbstbewusstsein wird stark und Du damit unabhängig von den Meinungen anderer.
Nichts im außen kann Dir stärkerer Wegweiser sein als dein eigenes Herz. Das geht dann einfach nicht mehr. Das ist die Instanz, die Dich nicht zu manipulieren versucht, sondern frei macht von aller Manipulation. Du wirst in Dich und in die Menschen schauen können, wie in einen klaren See bis auf den Grund, doch bleibst frei von jeglicher persönlicher Bewertung, denn da Du auf den Grund schaust, wirst Du auch nichts finden, dass bewertet werden kann und derjenige, der sonst bewertet ist auch nicht mehr da.

 

 

Herzliche Grüße
Malina

 

 

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„Wer innen bleibt, wird erkennen, daß alles von allein geschieht. Selbst Bäume finden ihre Wasserquelle ohne jedes Ego und ohne zu denken.“ S.281

 

Osho

„TANTRA – DIE HÖCHSTE EINSICHT“
Sannyas-Verlag

 

 

 

„Wann immer dein Herz sich regt, blüht im Inneren etwas auf." S.199

 

Osho

„TANTRA – DIE HÖCHSTE EINSICHT“
Sannyas-Verlag

 

 

„Meditation ist die einzige Medizin. Sie heilt dich, sie heilt dich von der größten Krankheit, die es gibt – der Krankheit des Egos.“ S.417

 

 

Osho

„Das Buch vom Ego“

 

"Werde wahrhaftiger und du wirst zu blühen beginnen." S.42

 

Osho

„TANTRA – DIE HÖCHSTE EINSICHT“
Sannyas-Verlag

 

 

"Meditation  ist das Reinigen des Geistes und Herzens vom Egoismus; durch diese Reinigung entsteht das richtige Denken, das allein den Menschen vom Leid befreien kann."

 

Krishnamurti

 

 

 

 

 

 

„TANTRA – DIE HÖCHSTE EINSICHT“
Sannyas-Verlag