Lieber Thomas,
ahhh, ich musste gerade so lachen, während ich endlich mal wieder Französisch lernte. Die Leute, die sich die Stücke für die Lernenden einfallen lassen müssen, wollen auch Spaß dabei haben. Das merkt man enorm. Die Freude steckt dann an. Gerade las ich über eine Szene, wo ein Fahrschüler sich in seine Fahrlehrerin verliebt hat. Der sah keine rote Ampel mehr, vergas zu bremsen oder langsamer zu fahren, wenn es notwendig war. Er war schon bei 80 Fahrstunden und fuhr immer noch in Kuhherden rein. Die Fahrlehrerin war schon verzweifelt und meinte, dass ihr nichts anderes mehr einfalle, als die Straßenverkehrsordnung umzuschreiben……. Ja, das war richtig schön und da macht das Lernen Freude. Doch nun zu dem Buch von dem Du mir geschrieben hast „Das Experiment“, dessen Hintergrund das Standford-Prison-Experiment war unter Leitung eines Prof. für Psychologie. Ich bekomme bei sowas Stehhaare. Es wird offensichtlich in einigen Kreisen im Namen der Wissenschaft genauso viel menschenfeindlicher Unsinn betrieben wie im Namen der Liebe. Es scheint bei solchen Projekten, als ob man sich gerne in negativen Gefühlen suhlt. Ich weiß nicht, warum einige (ich hoffe, es sind nur einige) Psychologen scharf auf solche Spielchen sind. Es scheint, da wird unter dem Deckmantel des Nutzens für die Wissenschaft etwas provoziert, um ureigene Gefühle zu erfahren und auszuleben ohne sich selbst dabei demaskiert zu fühlen. In Kriegszeiten ist Gewalt auszuüben legitimiert und in Friedenszeiten wird von manchen probiert, was möglich ist. Nur warum probiert man nicht lieber, was möglich ist, wenn man positive Gefühle provoziert und diese dadurch sich entwickeln lässt, dass die Menschen wahrlich dahin kommen, Herzensfeste zu feiern. Liegt es etwa daran, dass sie nur das bei anderen versuchen können hervorzulocken, was sie selbst in sich fühlen und es eben an Liebe, Herzenswärme und Mitgefühl mangelt? Fühlen sie sich wohl, wenn sie andere in der Schwäche und im Elend sehen? Warum? Verleiht ihnen selbst das ein Unsterblichkeitsgefühl? Wo hängen solche Psychologen fest, die solche Experimente machen, dass sie sich zu gerne im negativen Ego des Menschen suhlen und sie nicht als Ansatz für ihre Forschungen das Höchste, das im Menschen möglich ist nehmen. Das Schlimme ist dazu, dass solche Experimente offensichtlich von Leuten ins Leben gerufen werden, die selbst in Ihrer Entwicklung auf einer so niedrigen Bewusstseinsstufe stehen müssen und damit natürlich und logischerweise, solch eine Situation nicht kontrollieren können. Will man etwa das erforschen, was im Niedersten möglich ist, um Menschen abrichten zu können für bestimmte Zwecke, wie z. B. Kriegseinsätze? Mit jemandem, der das Höchste in sich erfahren hat, kann man das schlecht machen, denn der hat keine Angst mehr vor dem Tod, weil er darüber auf edle Weise hinausgegangen ist. Doch, was wird aus einer Gesellschaft, wenn die Menschen keine Angst mehr hätten? Besteht daran Interesse? Wollen sie mit solchen Versuchen immer nur beweisen, welch elendes Wesen der Mensch ist? Hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht, wie man beweisen kann, welch geistig und herzensmäßig hochentwickeltes göttliches Wesen der Mensch ist? Es ist natürlich klar, dass sich auf sowas auch nicht jeder eingelassen hätte. Wer sich auf solche Spiele einlässt, ist natürlich dann auch in Gefahr. Wer sich auf sowas nicht einlässt, hat natürlich von vornherein schon die besseren Karten, weil sein ganzes Denken und Fühlen ja anders ist und von etwas Edlem durchdrungen ist. Wer gute eigene Wurzeln hat und einen gesunden Kontakt zu sich selbst, würde das aus meiner Sicht nicht freiwillig machen. Ein bewusstseinsmäßig hochentwickeltes Wesen versucht nicht mehr irgendetwas zu zeigen und zu beweisen. Solchen Menschen genügt die Existenz ihres Seins und das Leben in einem Zustand von Liebe. Der Versuch, irgendwelche Experimente zu machen, die dem Leben und der Liebe schaden, sind immer verwerflich und zeugen von innerem Hass und dem daraus resultierenden Machtbedürfnis und der Lust, andere sich zu unterwerfen. Natürlich kann man Leute zu allem manipulieren, doch wenn schon, bitteschön hin zum eigenen wahrhaften Wesenskern, der Liebe ist. Das, was ich nähre, wächst und gedeiht. Schaffen kann man alles, das Böse wie das Gute. Die Fähigkeit ist da. Da braucht man nicht zu experimentieren, denn da genügt ein Blick in die Geschichte. Es gibt keine bösen und guten Menschen. Es gibt Menschen, die auf verschiedenen Entwicklungsstufen stehen und in bestimmten Lebensfeldern und damit Energiefeldern sind. Es gibt Menschen, die unterschiedliche Entwicklungsphasen durchlebt haben. Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Besonders schlimm ist es, wenn ein Kind von ganz klein an viel Negatives erlebt und es dadurch kein gesundes Unterscheidungsvermögen entwickeln konnte und als Folge, das Kranke als das Normale betrachtet und es so auch immer wieder überträgt. Es müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit sich das positive Wesen des Menschen optimal und seiner wahrhaften Größe optimal zeigen kann. Doch, wenn diese Bedingungen bewusst nicht zugelassen und geschaffen werden für eine optimale Entwicklung oder immer wieder versucht werden, zu zerstören, ist es sehr schwer eine gute Entwicklung voranzubringen. Einzelnen wird es immer wieder möglich sein, trotz aller Wirrnisse, eben aufgrund ihres Entwicklungstandes, doch die Unterwanderung vom Negativen sprudelt überall und wer noch instabil ist, hat schlechte Karten, da nicht in Depressionen oder Aggressionen und Leid zu fallen. Nicht, weil es schon in demjenigen ist, sondern weil es bewusst produziert wird für ein bestimmtes Ergebnis. Die psychische Lebensqualität leidet, wenn der Mensch verunsichert lebt und das er es lebt ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Natürlich spüren die wenigsten diese noch. Im Alltag wird vieles täglich geschluckt und weil das so ist, wird irgendwann gespuckt und das macht es oft noch schlimmer und nützt niemanden was. Die Lösung ist nur, aufhören zu schlucken, dann kann sich das im Inneren nicht zu Gift verwandeln, dass dann irgendwann ausgespuckt wird und die Umwelt vergiftet. Tja, was führt zum runterschlucken, doch letztendlich wieder die Angst. Sind es die Arbeits- und Lebensbedingungen, denen der Mensch ausgesetzt ist, die nicht seinem inneren Wesen förderlich sind. Sind es Partnerschaften, wo begonnen wird, sich in seiner Entwicklung einzuschränken und sich gegenseitig Vorschriften gemacht werden und man wagt trotzdem nicht den Schritt der Auflösung. Sind es Methoden in der Schule, mit denen Wissen vermittelt wird, unabhängig davon, was die Seele gerade lernen will. Sind es Freundeskreise, wo sich einer dem anderen mehr anpasst, um einen guten Platz in der Gruppe zu haben. Sind es Kollegenkreise, wo sich dem scheinbar Stärksten, also dem, der den höchsten Rang hat, untergeordnet wird und Konkurrenzkämpfe, die bestehen. Sind es Kinder, die schon im Wettbewerb miteinander stehen, weil sie es so vorgelebt bekommen. Überall, wo eigene wahre Bedürfnisse unterdrückt werden, tritt das Bedürfnis nach Macht und Gewalt an die Stelle. So leben wir in einer Gesellschaft die von Gewalt durchdrungen ist. Doch diese Gewalt wird kontrolliert von der Angst, um alles gut in Schach zu halten. So ist es eben möglich, dass solche Experimente mit Menschen auch hervorragend funktionieren. Der Gewaltkessel ist randvoll. Jeder sucht Ausdrucksmöglichkeiten dafür im Alltag. Da muss in erster Linie die Politik her auf die man ganz unschuldig und verschleiert seine negativen Frustgefühle abladen kann. Da ist der Lehrer, der den Schüler tadeln kann. Da ist der Chef, der den Angestellten zum Bittsteller machen kann und ihm seine Unterlegenheitsposition zeigen kann. Da sind die Kollegen, die sich in ihrem Neid oder Frust gegen einen verbinden können und ihn mobben. Da ist der Chef, der von seinen Angestellten verlangt, eine bestimmte Rolle einzunehmen. All das funktioniert, weil zuerst die Angst geschürt wird. Da ist nicht zuletzt das Internet, wo unter Nicknamen, um unentdeckt zu bleiben, abgeladen wird. Da sind die Ängste vor Verlust des Arbeitsplatzes, denn was soll dann werden? Not, Elend, Demütigung, Unfähigkeit, Verhungern, Abhängigkeit und Tod sind in den Gedanken damit vorhanden. Man schluckt also, weil man sich nicht traut, die Situation zu verlassen. Das Kind ist abhängig von den Eltern, also muss es Gehorsam lernen, um keinen Liebesentzug zu erfahren. Der Ehepartner bleibt in der Partnerschaft, die nicht mehr von gegenseitiger Liebe und Verständnis durchwoben ist, weil die Angst da ist vor Verlust von Sicherheit oder auch, was denken dann die anderen? Ist man denn liebesfähig, wenn man nicht in der Partnerschaft alt wird wie z.B. die Eltern und die Geschwister? Da wird sich bei allen Impfungen unterzogen, aus Angst, dass man ansonsten von einer schlimmen Krankheit betroffen wird. Herrlich fand ich die Aussage von einem Bekannten, der seine Tochter nicht hat impfen lassen und die Kindergärtnerin meinte, da könnte das Kind nicht zu den anderen Kindern, denn das ungeimpfte Kind wäre eine Gefahr für die anderen. Darauf meinte er: „Wieso, die sind doch alle geimpft.“ Es wird den Menschen gesagt, was er zu tun und lassen hat, wie er zu denken und fühlen hat, was er zu wissen hat usw.usf.. Was soll daraus anderes entstehen als unterdrückte Gewalt. Das, was der Mensch wirklich möchte und leben will, muss er gewaltig zurückhalten und natürlich beginnt alles Unterdrückte irgendwann ein Eigenleben. Es artet aus, wie ein Krebsgeschwür. Doch die Heilung ist nicht, wie man das ja auch meist beim realen Krebsgeschwür tut, es zu bekämpfen und ihn als Feind zu betrachten, sondern als das was er ist. Wir müssen Stück für Stück erkennen, was gesund ist und was uns gesund macht und das beginnen zu leben. Jeder darf forschen und experimentieren, doch bitteschön bei sich selbst. Der erste Schritt kann nur sein, sich dem Massenbewusstsein zu entziehen. Das ist der schwerste Schritt und dieser begleitet den ganzen Weg, weil man mit diesem immer wieder auf andere Weise konfrontiert wird. Den Mut zum allein sein, setzt das voraus. Wer Angst hat, allein zu sein, wird immer wieder leicht zu manipulieren sein, weil er immer wieder die Bestätigung im außen sucht und seinem inneren nicht traut. Lieber Thomas, das soweit zum „Experiment“. Die Grundenergie, die zu sowas führt ist da immer die gleiche. Ich freue mich über unseren Austausch, der sich plötzlich ergab.
Liebe Grüße Malina
"Der Mensch kann sich über die Götter erheben, aber er kann auch tiefer sinken als die Tiere. Der Mensch hat einen breiten Spielraum: vom Niedrigsten zum Höchsten." S.108
Osho aus "Authentisch sein" Innenwelt
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"Der Mensch rühmt sich seiner Zerstörungsmacht, um seine Impotenz als Mensch zu verstecken."
Erich Fromm aus "Was anzieht, ist immer das Lebendige"; Manesse-Verlag
„Wie ich in..., ist der Wunsch, anderen Schmerz zuzufügen, nicht das Wesentliche des Sadismus. Alle seine verschiedenen Formen, die wir beobachten können, gehen auf den einen wesentlichen Impuls zurück, einen anderen Menschen völlig in seiner Gewalt zu haben, ihn zu einen hilflosen Objekt des eigenen Willens zu machen, sein Gott zu werden und mit ihm machen zu können, was einem beliebt. Ihn zu demütigen, ihn zu versklaven, das sind die Mittel zur Erreichung dieses Ziels, und das radikalste Ziel ist, ihn leiden zu lassen, denn es gibt keine größere Macht über einen Menschen als die, daß man ihn zwingt, Leiden zu erdulden, ohne daß er sich dagegen wehren kann. Die Freude an der völligen Beherrschung eines anderen Menschen (oder einer anderen lebendigen Kreatur) ist das eigentliche Wesen des sadistischen Triebs. Es ist das Ziel des Sadismus, einen Menschen in ein Ding, etwas Lebendiges in etwas Unbelebtes zu verwandeln, da das Lebendige durch die völlige und absolute Beherrschung eine wesentliche Eigenschaft des Lebens – die Freiheit – verliert.“ S.27
Erich Fromm aus "Die Seele des Menschen"
„Die Aggressivität des Menschen ist eine im Gehirn und biologisch angelegte Möglichkeit, aber sie ist nicht eine Notwendigkeit. Sie wird nicht manifest, wenn sie nicht durch bestimmte Umstände aktiviert wird.“ S. 60
Erich Fromm aus "Über die Liebe zum Leben" "Die Popularität von Gewalt ist auf die seelische und geistige Verzweiflung und Leere und auf den daraus entspringenden Haß gegen das Leben zurückzuführen."
Erich Fromm aus "Was anzieht, ist immer das Lebendige"
„Das Böse ist ein spezifisch menschliches Phänomen. Es ist der Versuch, zu einem vor-menschlichen Zustand zu regredieren und das spezifisch Menschliche auszumerzen: Vernunft, Liebe und Freiheit. Aber das Böse ist nicht nur etwas Menschliches, es ist auch tragisch……..Das Böse ist der Versuch, den Bereich des Menschlichen auf das Unmenschliche hin zu transzendieren, und trotzdem ist es etwas zutiefst Menschliches, weil der Mensch ebensowenig zum Tier werden kann, wie er „Gott“ werden kann. S.156
Erich Fromm aus "Die Seele des Menschen"
"Je mehr der Lebenstrieb vereitelt wird, um so stärker wird der Zerstörungstrieb."
Erich Fromm aus " Was anzieht, ist immer das Lebendige"
„Leben zu schaffen verlangt gewisse Eigenschaften, die dem impotenten Menschen abgehen. Leben zu zerstören verlangt nur eines: Gewaltanwendung. …Auf diese Weise rächt er sich am Leben dafür, daß es sich ihm versagt. S. 27
Erich Fromm aus "Die Seele des Menschen"
„Von Anfang an läuft unsere Erziehung darauf hinaus, das Kind am selbständigen Denken zu hindern und ihm fertige Gedanken in den Kopf zu setzen. Wie man das bei Kleinkindern bewerkstelligt, ist einfach zu beobachten. Sie sind voller Neugier in Bezug auf die Welt, sie wollen sie mit den Händen und dem Verstand begreifen. Sie möchten die Wahrheit wissen, da dies der sicherste Weg ist, sich in einer fremden und mächtigen Welt zu orientieren. Stattdessen nimmt man sie nicht ernst, wobei es keinen Unterschied macht, ob diese Einstellung sich als offene Mißachtung oder als subtile Herablassung äußert, wie man sie all jenen gegenüber zu bekunden pflegt, die machtlos sind ( wie Kinder, alte Menschen oder Kranke).“ S. 196
Erich Fromm aus "Die Furcht vor der Freiheit"
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