Der Wolf

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Stille in der Prärie.
Sie breitet sich aus
Und eine Weite,
Die keine Grenzen mehr kennt,
Dehnt sich nicht nur
In den Herzen der Tiere aus.
Er heult den Mond an.


Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Kannst dich ihm präsentieren
Im schönen Kleid
Oder dich zeigen
In Armseligkeit.
Kannst ihm vorgaukeln
Jedes Bild.
In seiner Mitte
Bleibt es still.
Er heult den Mond an.


Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Aus seiner Mitte,
Aus seiner Leere
Strahlt eine Kraft,
Weil nichts
Ihn beeindrucken,
Wegdrücken,
Aus ihn rücken kann.
Er heult den Mond an.

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Er ist nicht an die Stille gebunden,
Um in Ruhe seinen Pfad zu erkunden.
Er ist die Stille in sich.
Stört sich nicht -
Ungebunden
An das, was um ihn geschieht,
An das, was man über ihn spricht
Oder wer immer ihn richt,
Er heult den Mond an.


Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Ist er auf Jagd,
Kann seine Beute ihm nicht entgeh'n,
Denn ohne Ziel und ohne Plan
Verfolgt er die Spur.
So erfasst er schneller
Als jeder Gedanke
Den Augenblick,
Weil es keine Vergangenheit
Und keine Zukunft gibt.
Er heult den Mond an.

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Ihn interessieren keine Antworten
Und keine Fragen.
Nichts nimmt er auf.
Fließt höchstens
Durch seine Leere hindurch,
Was sich von außen ihm drängt auf.
Er hört nur die Stimme,
Die nicht ist,
Nur die Stimme
Des Nichts.
Er heult den Mond an.

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Auch wenn mancher denkt,
Mitleid hätt`er nicht
Und er wäre kalt und hart,
So lächelt er in sich,
Denn er kann kein Mitkeid haben,
Weil er nichts hat,
Sondern nur Liebe ist
Und sieht nicht,
Dass es was gibt,
Das leid tun müsst.
Er heult den Mond an.

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Er braucht sich und sein Rudel
Nicht festhalten,
Damit es zusammen bleibt
Oder Angst haben,
Dass ihn jemand verlässt.
Die Kraft der Leere
Ist es,
Die jede Trennung hebt auf,
Die Verbindung schafft.
Er heult den Mond an.

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Mit seinem Gesang
Versammelt die Seelen
Zu einem Tanz,
Der reglos ist
Und alles bewegt,
Der alles was ist,
Wegfegt
Bis es in der Leere
Vergeht.
Er heult den Mond an.

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Alles schwingt empor
Und vor Gottes Tor
Erklingt ein Chor
Und die Tore öffnen sich,
Zu dem,
Worin die LEERE
Zu finden ist.
Er heult den Mond an.

 

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an.
Wenn seine Seele singt,
Singt den Gesang der Seelen,
Schwingt es,
Wird Licht in das Dunkel getragen.
Seelen breiten sich aus,
Verschmelzen sich,
Um sich gemeinsam
Zu erheben
Aus der Nacht in das Licht.
Er heult den Mond an.

 

Der Wolf,
Er heult nur den Mond an,
Er heult den Mond an.

 

 

 

 

 

 

                                                                                                 Ute Malina Rößner

 

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