Goldene Taler
Ich weiß, was ich tu!
 Für dich hat`s keinen Wert,
 Solang es nicht,
 Goldene Taler beschert.
So kannst auch mich
 Nicht als wertvoll sehen.
 Last ist dir all das, was
 Keinen Nutzen dir beschert.
 
 Bei Gold, da leuchten
 Deine Augen hell,
 Ach, wie schön ist das, wie
 Reich ich mich doch fühl.
Die "Armen", die nichts haben,
 Die muss man führen,
 Bestimmen und lenken, zeigen,
 Was wichtig ist, zu denken.
Sie müssen dienen, ihr
 Brot durch mich verdienen,
 Dank mir huldigen, dass
 Sie nicht an Hunger sterben.
Doch ich, ich gönne mir,
 Was mir gebiert, denn
 Ich bin doch schließlich
 Hochwohlgeboren.
Die armen Tropfen,
 Die vor Armut strotzen,
 Selbst, der Musikus von nebenan,
 Was geht’s mich schon an.
Soll er doch aufhören,
 Lieder zu komponieren,
 Stattdessen sich auf dem
 Reisfeld sein Brot verdienen.
Was geht‘s mich an, wie es
 Der Hebamme geht, die
 Kein Geld von den Armen nimmt,
 Doch woanders ist sie nicht zu sehen.
Soll ich mich interessieren für den 
 Schmarotzer von Hausnummer sieben, der
 Der den Tag verbringt mit Bücher schreiben, 
 Die keiner will lesen.
 
 Alle, die nur haben Flausen im Kopf,
 Den muss man denen spülen,
 Raus sollen sie aufs Feld von mir
 Den ganzen Tag Rüben verziehen.
Ich brauch weder die Musik vom Nachbarn,
 Noch die Bücher von dem und auch nicht
 Die bunten Bilder, die der Fritze malt,
 Was keinen Heller ihm beschert.
Den Genuss hol ich mir in Ausstellungen der Großen
 Von Bildern von Vincent und Renoir.
 Ich lausche der Musik von Bach und Händel
 Und Bücher lese ich lieber von Zola.
Was soll‘n die Faxen also,
 Kein muss muss jammern.
 Jeder kann auf’s Feld arbeiten gehen
 Oder in meiner Fabrik seinen Mann steh‘n.
Naja, ich muss jetzt erstmal ins
 Internet und meinen nächsten Urlaub
 Auf Haiti buchen und dann gleich
 Mir ein Häuschen dort suchen.

Ute Malina Rößner

