Ob ich dich liebe
O, ich erbärmlich Tor,
Bin nackt vor dir
Getreten hin,
Ohne zu wissen,
Wer ich bin.
Hätt ich konnt seh'n,
Welch Hässlichkeit
Mir innewohnt,
Hätt ich den Anblick
Dir verschont.
In dir,
Da hab ich mich geseh'n,
Wie nie zuvor
In irgendwen.
Verliebt in mich,
So konnt ich lieben dich.
Alles in dir
Schien mir vertraut,
Nichts Unbekanntes da
Vor dem mir graut.
Ich doch
Der eine Pol nur bin,,
So jeder Gedanke an dich
Führt zur Verschmelzung
Mich hin.
Kann mich lieben
Auch im Wasser,
Im Himmel
Und in der Blume auch.
Bin auch im Tal,
Im Wald
Und in der Finsternis.
Doch so vollkommen
Geschaffen,
Dass mein Herz war froh,
Nicht nur Teile von mir,
Fand ich mich nirgendwo.
Zu dir,
Ich mich gesehnt,
Da zu sein,
Wo ich einst war,
Weil die Kraft der Schöpfung
Nur im Eins wird offenbar.
Getrennt von Gott,
Vom Gegenpol,
Verbrennt die Glut
Zu Asche nur.
So will der Mensch
Vereinen sich,
Um empor zu steigen
Aus der Niedertracht
Wo er verweilt.
Sein ganzes Streben
Doch nach Vollkommenheit
Nur eilt.
Das Kind
Kann nur geboren werden,
Wenn Pol und Pol
Finden sich,
Die Lebenskraft nicht nur
Verdoppelt sich.
Der Eigennutz
Die Triebkraft doch
Des Menschen ist
Und niemand denke nur,
Er sei edlerer Natur.
So schlief
Selbst Buddha
Beim Anblick dieses Mädchens ein
Und nur die Demut
Konnte retten ihn,
Sich den niederen Trieben zu entziehn.
Der Unterschied,
Der kann sein.
Was der eine
Im Manne oder im Weibe
Will finden,
So sucht der andere
Sich mit dem Göttlichen
In anderen Wesen zu verbinden.
Der Mensch sucht
Zu verbergen
Vor anderen Menschen
Seine Scham.
Doch noch mehr
Will er verbergen sich
Vor seiner eigenen
Finsternis.
Ute Malina Rößner