Der Dom
Kölner Dom,
Zu gerne würde ich
Ein Gedicht schreiben
Über dich,
Doch ich wage nicht,
Meine Stimme zu erheben
Für etwas,
Das unaussprechlich ist.
Anmaßend wäre ich,
Würde ich den Versuch wagen,
Zu sagen,
Was und warum
Du bist
Und doch,
So schreibe ich nieder,
Was aus meinem Herzen spricht.
Ich sehe in den Menschen Gesicht,
Dass du für sie ein Kunstwerk bist.
Bedeutungslos,
Ob du mit Gott verbunden bist.
Kein Mensch würd wagen
Über die Geheimnisse,
Die du in dir birgst,
Zu halten Gericht.
Bewunderung
Und Ehrfurcht
Wird dir gezollt.
Der Eitelkeit wirst du gerecht
Und auch der Meisterschaft,
Die du präsentierst
Des Können eines jeden,
Der hier war dein Knecht.
Unvergessen in dir rinnt
So manches Blut.
Schwer die Arbeit
Und es doch ertragen,
Weil man sagte, das sei gut.
Kein Erbarmen fand man,
Bis der letzte Stein hinauf getragen
Und hoch in den Himmel ragt.
Kein Tier, kein Kind,
Die so immer
Wegen ihrer Natürlichkeit
Bewundert und beneidet sind
Bewundert und beneidet sind
Hätten gekonnt,
Was übernatürlich ist,
Sondern, das schafft nur
Des Menschen Verstandeskraft.
Gott allein
Hätt nichts konnt tun,
Steht nicht zur Verfügung
Der Mensch,
Der Gestalt hervor bringt
Für seine Ehre und
Für seinen Ruhm.
Schaue
Auf die bunte Fensterpracht,
Die leuchtet,
Weil die Sonne
Durchscheint das Glas
Und funkeln
Und schillern lässt
Die Farbenpracht.
Doch düster
Bleiben die Gesichter,
Die weder lachen
Noch
Gegenseitige Blicke verbinden.
Kein Leben
Scheint sich hier zu finden.
Wo ist die Freude
Und der Gesang,
Wo die Arbeit,
Wo sind die Menschen
In diesen Bildern?
Gab es da schon nur Denkmäler
Für den Tyrann'.
Wo sind sie,
Die meißelten die Steine,
Sie bis in den Himmel trugen
Für die, die Gott betrogen.
Wo sind sie, die schnitzten,
Sich regten
Tagein, tagaus
Als Tagelöhner
Für das Gotteshaus.
Jesus
Schaut voll Leid
Vom Kreuz herab
Und ich frage mich,
Warum lacht er nicht
Wenigstens von eimem Ort
Mir ins Gesicht,
War er doch ein Mensch
Wie du und ich.
Gott hat nicht erschaffen,
Was sich hier zeigt.
Leid und Macht
Entsprechen nicht seinem Ebenbild,
Sondern
Des Menschen Untertänigkeit
Und
Des Menschen Geld.
Ein Menschenwerk,
Geboren
Aus Streben und Macht,
Aus Gehorsam und Unwissenheit,
Aus Sehnsucht und Glauben,
Aus Liebe und Angst,
Aus Ehrfurcht und Wissen,
Aus Gier und
Auch aus mir.
Ute Malina Rößner