Verneigung
Und verneigen wird sich einst
Die Seele
Vor dem Verstand
Und seiner Kraft.
Dankt ihm,
Dass er hat
Das "Kreuz"
Getragen,
Um zu ihr zu kommen;
Denn sie hätt' es nie geschafft.
Dankt ihm
Für die Freiheit,
Die er ihr gebracht.
Fern von ihm
Sang sie nur ihr Lied
Immer, immer wieder,
Dass er sie nicht vergisst
Und er hört die Stimme
Immer, immer wieder;
Doch sieht keinen Weg,
Der zu ihr geht.
So muss er schauen,
Wo er gerade ist,
Was ihn den Weg verbaut
Und sich schlagen
Durchs Geäst
Und immer wieder lauschen
Und sich nach innen trauen
Und berühren und liebkosen
Und ERLÖSEN
Die "wilden Tiere",
Die da toben.
Sie schneiden ihm
Böse Fratzen,
Tun sich
An seinem Bild ergötzen,
Tun so,
Als könnten sie ihn vernichten,
Damit er glaubt,
Sie könnten töten ihn,
Doch sie sind nur Fratzen
Und können es nicht,
So soll er selbst es tun.
Ganz tückisch
Kommt geschlichen
Die Scham
Und sagt: "Hey du,
Das was dir ist wiederfahren,
Das ist schlimm und deshhalb,
Bekleide ich Dich jetzt
Mit meinem Gewand,
Das dich schützt,
Wenn sie zeigen
Auf dich
Mit Fingern
An ihrer Hand".
Und auch die Schuld
Gesellt sich dazu
Und sagt: "Du hast
Was falsch gemacht und deshalb
Schenk ich Dir mein Gewand,
Damit du nicht wiederholst
Die Schand
Und fühl dich ruhig wohl,
Brauchst nichts mehr tun.
Ich führe dich
In meinem Land."
In Scham und Schuld gekleidet
Fühlt sich als Opfer nun,
So kommt der Hass geschlichen
Und sagt: "Du kannst was tun.
Nimm mein Gewand dazu
Und du hast alle Macht,
Mir zu helfen, den anderen
Zu bringen, die Schuld und
Auch die Scham, denn vorher
Kann ich an keinen ran."
Die Schuld. die Scham
Und auch der Hass laben sich
An ihrer Beute und das sie
Haben lahm gelegt seine Kraft
Und er nicht erreichen wird
Seine Geliebte,
Die nach ihm schmacht.
Die Kraft,
Die ist nur lahm gelegt,
Denn Kraft ist was,
Das nie vergeht
Und besinnt er sich,
Wird wieder wach
Und wagt
Das Auge zu öffnen
Und den Blick
Wahrhaftig auf die
Gaukler zu richten,
Dann wird er erkennen
Die Lügner und Diebe,
Die ihn wollen bestehlen
Und bringen
Um seinen Verstand,
Weil er der Schlüssel ist
Mit dem er hat
Das Glück,
Seine Dame zu finden
In seiner Hand.
Besonnen auf seine Kraft
Schaut er
Die schwachen Gestalten nun an
Und vergibt ihnen ihre Taten
Und sich, seiner Verblendung,
Die ihn ließ verharren
In Lähmung,
Während seine Dame doch
Auf ihn wartet,
Wartet auf ihre Erlösung.
Er streichelt die Fratzen
Und schon sind sie fort.
Auch sie wollten nur
Liebevolle Beachtung
Und seine Aufmerksamkeit
Und waren zu Gehen sofort bereit.
Lächelnd
Nimmt Abschied nun
Der Verstand
Von diesem fremden Gewand
Und zieht weiter ohne Gram,
Erreicht das Reich
Indem seine Dame
Ihn begrüßt
Im Hochzeitskleid.
Ineinander verschlungen,
In den Armen sich liegend,
Die Tränen rinnend
Vor Glückseligkeit
Öffnet sich der Himmel
Und es ertönt ein Gesang
Und die Erde empfängt
Diesen neuen Klang...
Der Himmel
Verneigt sich
Vor dem Menschen
Wie er sich hat
Vor ihm verneigt
Und beide erkennen,
Nie was gewesen
Außer Gedanken,
Die sie hat entzweit.
Das HÖCHSTE
Des Menschen
Ist der Mensch
Und trägt so
Sein Los.
Muss dienen
Dem Höchsten
Und das ist
Die ERKENNTNIS
Seiner selbst.
Ute Malina Rößner