Giovanni Segantini

 

Lieber Thomas,

tausendmal Danke, dass Du mir diesen hinreißenden Roman über Giovanni Segantini empfohlen hast. Das Buch hatte ich natürlich ruckzuck durchgelesen und nun stehe ich da und möchte immer mehr wissen und seine Bilder einsaugen. Ich habe sofort im Internet weiter recherchiert, gelesen und geschaut.
Die Geschichte von Giovanni Segantini und seiner Liebe zur Malerei, zu seiner Frau Bice und seinen Kindern und zu den Bergen habe ich mit Hingabe gelesen. Natürlich blieb auch die Trauer nicht aus und mein Mitgefühl über seine Kindheit, in der er von Hunger und immer wieder Hunger, Kälte, Härte und Elend geplagt war. Liebe und Fürsorge schienen ihm nicht vergönnt zu sein. Doch seine große Begabung und Liebe für die Malerei zeigte sich trotzdem sehr früh.
Mit dieser hat Gott ihn beschenkt und diese war es auch, die sein Leben für ihn zum immer Freudvolleren wandelte, denn dadurch konnte er sich leben und sein Leben zum immer besseren gestalten.
Ich las und in mir entstanden viele, viele Bilder und Gefühle zu diesen Personen und dieser Geschichte. Unmerklich entwickelte sich meine Sicht auf die Menschen und Personen.
Dann, nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, wollte ich mehr über diesen Maler wissen und recherchierte im Internet und las alles, was ich finden konnte und schaute mir Fotos an, wie er wirklich aussah und auch seine geliebte Bice und ihre Kinder. Ich sah mit Freuden und Begeisterung seine Bilder, die er malte. Einige waren mir bekannt. Doch jetzt sah ich diese trotzdem nochmals neu, denn mit einer anderen Intensität und Aufmerksamkeit.
Ich fand es beim Lesen des Romans beeindruckend, wie dieser Mann, der als Kind scheinbar ohne Liebe aufgewachsen ist, so ein liebesfähiger und feinsinniger Mann werden konnte.
Doch vielleicht war er ein Kind, das mit tiefer inniger Liebe und Hingabe füreinander gezeugt wurde. Sicher wurde er auch von einer Mutter liebevoll und fürsorglich gehegt, solange sie konnte, bis sie dann von Schicksalsschlägen getroffen, das nicht mehr konnte und er auf sich gestellt war.
Doch dieser Same ist ihm nicht verloren gegangen und als die Bedingungen dafür da waren, konnte dieser aufgehen und Früchte tragen.
Ein Roman ist ja nun nicht das gleiche wie eine authentische Biographie, doch das ist so unwichtig.
Dadurch kann man im Roman, Dinge Realität werden lassen, die es im Leben vielleicht nicht vollkommen waren.
Dabei dachte ich, wie wundervoll Gott doch den Menschen ausgestattet hat mit dem Wort, mit Träumen, Gedanken, Gefühlen, wünschen und der Fähigkeit, damit etwas zu schaffen, wie bessere Gefühle, bessere Gedanken, schönere Träume und Hoffnungen.
Wir können hinzufügen und wegnehmen und neue Realitäten schaffen.
So bleibt uns der Glanz der Figuren.
Wenn Segante hoch auf den Bergen saß vor seiner Staffelei und hat das Licht, den Atem der Berge, die Kraft und Gewalt der Natur in sich aufgesogen und daraus die Bilder auf die Leinwand hat fließen lassen mit den Mitteln, die ihm dafür zur Verfügung standen, dann ist das in dem Moment seine Realität. Doch diese kann sowieso niemand wiedergeben. Man kann mit Hilfe der Fakten, dass er dort gesessen und gemalt hat und aus allem anderen Sichtbaren, eine neue Realität schaffen, die von der seinen ahnen lassen. Doch mehr sicher nicht.
Ist es doch sein einzigartiges Gefühl. Ich fühle eine große Ehrfurcht für diese erhabenen Momente, die er gehabt haben muss, doch wenn ich seine Bilder schaue, dann fühle ich jeden Versuch, das beschreiben zu wollen armselig in mir.
Doch der Autorin ist es gelungen, von diesem Menschen, Maler, Gefährten, Liebhaber, Vater, Kollegen und Freund ein Bild zu zeigen, das es zulässt, es weiter zu malen, was ich getan habe, als ich im Internet über ihn, seine Malerei und Familie las. Nichts Gelesenes musste zerstört werden. Er hat sich alles vervollkommnet.
Seine Bilder würde ich nun gerne alle im Original sehen, Oje, schon wieder ein Wunsch. :-)
Lieber Thomas, ich bin sehr berührt. Ich verehre die Kunst dieses Malers nun gleich hundertmal mehr. Er ist für mich nun nicht mehr nur ein sehr guter Maler. Er ist für mich zu etwas Besonderen geworden und seine Bilder strahlen gleich noch ein bisschen heller auf mich.
Sein Wesen strahlt diese starke Naturverbundenheit aus. Einerseits das Raue, Unverwüstliche, Gewaltige und gleichzeitig, das absolut Sanfte, Fließende, Sensible, das was ihm die Fähigkeit verleiht, hineinzufließen in das, was er zum Ausdruck bringen möchte.
Nachdem man das Buch gelesen hat, fühlt man einfach, woher dieser starke Ausdruck in seinen Bildern kommt.
Sein Wesen findet man, schaut man in die Berge und schaut man ihn an, sieht man die Berge.
Von dem was er malte, war er bis aufs Mark durchdrungen. Seine Bilder begeistern mich.


Danke!

Herzlichst
Malina

 

 

 

Lieber Thomas

 

Inzwischen gibt es einen Dokumentarfilm über ihn: "Magie des Lichts". Ich habe ihn in Berlin im "Adria" gesehen. Schau einfach im Internet nach, wo er wann gezeigt wird.
Ein wirklich berührender Film von Christian Labhart. Die Texte in dem Film werden von Bruno Ganz gelesen.

Liebe Grüße
Malina




"Kunst ist das Fenster, durch das der Mensch seine höhere Fähigkeit erkennt"

 

Giovanni Segantini
(www.gutezitate.com)

 

 

"Ja ich bin ein leidenschaftlicher Liebhaber der Natur. An einem schönen sonnigen Frühlingstage in diesen mir zur Heimat gewordenen Bergen, wenn die blühenden Alpenrosen aus dem Grau der Granitfelsen oder dem weichen Grün der Triften zart hervortreten, wenn der blaue Himmelsbogen sich in den klaren Augen der Erde spiegelt, da fühle ich einen unendlichen Jubel.«

 

Giovanni Segantini, Tagebucheintrag, 1.Januar 1890
(www.fondationbeyeler.ch)

 

 

»[...] ich habe wirklich gelebt, ohne in den Büchern zu studieren, sondern immer beobachtend und nach- denkend. Ich habe die-sogenannte Welt gekannt und all ihre sozialen Schichten nicht von fernher, sondern ich lebte darin als Mitglied und erfuhr so alle ihre Leidenschaften, ihre Schmerzen, ihre Freuden und ihre Hoffnungen.[...]«

 

(Giovanni Segantini, Brief an Neera, Savognin, undatiert)
(www.fondationbeyeler.ch)

 

 

"Kunst ist die Liebe in Schönheit gehüllt."

 

Giovanni Segantini
(www.hatjecantz.de)

 

 

"Jede starke Empfindung muß in der Einsamkeit ausreifen."

 

Giovanni Segantini



 

 




 



 

 

 

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