Ist das nicht schön?

Lieber Thomas


„Ist das nicht schön?“
Die Worte klingen jetzt noch in meinen Ohren, in meinem Herzen, in meinem Bauch und in jeder Zelle. Sogar das Strahlen meiner Augen nehme ich wahr, wenn ich diesen Augenblick gegenwärtig spüre. Die Freude und Entzückung darüber fließt immer noch in mir.
„Ist das nicht schön?“
Tja, was war da so schön, fragst Du Dich jetzt vielleicht, während Du den Blick von Deinem Schreibtisch nach oben wendest und auf das  Bild  an deiner Wand, daß Du bei der letzten Auktion erstanden hast,  schaust?
Es ist schön für diesen kleinen Jungen, dem ich heute begegnet bin, Frösche, Molche und sicher auch anderes kleines Getier voller Liebe in den Händen zu halten und zu streicheln.

Es war heute bei einem Spaziergang. Ich stand an einem Teich, auf dem Seerosen schön anzusehen waren und auch verschiedene Springbrunnen waren vorhanden, die man selbst bedienen konnte.
Da musste man immer auf irgendwelche Knöpfe drücken und ein Springbrunnen sprang an. Die Schalter waren nebeneinander angereiht, neun an der Zahl, für jeden Springbrunnen ein Schalter. Weil ich sehen wollte, wie es ausschaut, wenn alle gleichzeitig springen, nahm ich meinen Arm von den Fingerspitzen bis zu den Ellenbogen und legte diesen gleichzeitig auf alle Knöpfe und alle sprangen somit gleichzeitig hoch. WOW!
Das war herrlich. Der kleine Junge kam auf mich zu und spielte mit. Das hat ihm auch gefallen. Dann machte er die Hand auf und zeigte mir drei kleine Molche, die er in der Hand hielt. Es faszinierte mich, mit wieviel Freude er die Molche in seiner Hand hielt. Ich hatte ja schon einmal ein ähnliches Erlebnis an einem anderen Teich, wo die Jungs alle die großen Kröten haben wollten. Bei Mädchen hatte ich das noch nicht erlebt und ich selbst war sicher auch ein Mädchen, das solch glitschiges Kleingetier nicht anfassen wollte, auch wenn ich schon gerne mit Schlamm und Lehm gespielt habe.
Doch heute, das war etwas Besonderes, weil ich diesen Jungen in seiner tiefen Liebe zu diesen Tieren erlebte. Er fragte mich nun, ob ich nicht auch mal einen in die Hand nehmen wollte. Diese Frage hätte ich mir selbst nie gestellt, weil ich nie sowas je in die Hand genommen habe und es auch nicht vorhatte. Doch er sagte gleich zu mir „Komm mit!“ und eh ich mich versah, war ich mit ihm am Wasser. Ich fragte erst einmal, wo denn seinen Eltern seien, denn ich sah weit und breit keine Leute. Doch er zeigte dann mit den Fingern in eine Richtung auf eine Wiese, wo ich sie dann auch sitzen sah gemütlich beieinander und ihren Jungen im Blick hatten.
Ich hockte also inzwischen mit diesem Jungen am Wasserrand und er fischte wieder Molche raus. Er fischte sie immer raus, behielt sie eine Weile in der Hand und setzte sie dann wieder ins Wasser.
Nun wollte er mir endlich einen Molch in die Hand geben und sagte, "Die fassen sich ganz schön an".
Nun war ich überredet und ließ mir so einen Molch in meine Hand geben. Es war wirklich nicht schlimm und ich war von einem inneren Lachen über mich ergriffen. Es war plötzlich wie aus heiterem Himmel da.  Als er nun den Molch auf meiner Handfläche sah, sagte er ganz innig zu mir „Ist das nicht schön?“ Diese Worte kamen aus vollstem und reinstem Herzen. Dann hätten sie auch so schöne Augen, nur hier würde man sie noch nicht so gut sehen, weil sie noch so klein sind. Dann nahm er mir den Molch wieder ab und setzte ihn ins Wasser. Gleich fragte er mich, ob ich auch mal einen Frosch haben möchte.
Naja, nun dachte ich, wenn schon, denn schon und  ich hatte ihn auch augenblicklich in meiner Hand. Als ich ihn in der Hand hatte, meinte er versonnen, „Das ist noch schöner und süßer“. Ich war wirklich tief beeindruckt über die Empfindungen dieses kleinen Jungen und wie liebevoll er diese ausdrückte.
Wie nah so ein Kind doch der Natur ist und gleichzeitig voller Zärtlichkeit und Hingabe. Das hat mich noch auf meinem weiteren Spaziergang beschäftigt. Da war absolut nichts Raues oder zappelig Neugieriges, was darauf aus ist, zu wissen, was passiert, wenn man so kleine Tierchen vielleicht ein bisschen zu ärgern versucht oder es zu irgendetwas herauszufordern versucht. Er hat nichts ausprobiert, um irgendwelche Reaktionen festzustellen, nichts, garnichts.
Nur voller Liebe, Dankbarkeit und Einfühlungsvermögen schaute er wie auf ein Wunder und war glücklich dabei.

Lieber Thomas, ich hatte das Bedürfnis, Dir das mitzuteilen.

Danke und sei herzlich gegrüßt
Malina

PS: Gute Reise für euch an die Nordsee und Grüße auch an  Jasmin. Halligen muss sehr schön sein. Gute Zeit!

 

 

 

 

 "Unter allen Gefühlen,
die der Mensch im Laufe seiner Geschichte entwicklelt hat, gibt es wohl keines,
in dem das einfache Menschsein
so rein wie in der Zärtlichkeit
zum Ausdruck kommt."

 

Erich Fromm
aus "Was anzieht, ist immer das Lebendige"
Manesse Verlag Zürich

"Das Leben ist ein Wunder,
ein einziges Wunder."


aus "Das Leben ist ein Wunder"

Ute Malina Rößner - Gedichte

"Bunte Scherben sammeln macht Spaß, beim Anblick dieser, ich alles vergass."


aus "Bunte Scherben"

Ute Malina Rößner - Gedichte

"Freude und Glück in  mir,
gefunden zu haben
dieses wunderschöne Revier."


aus "Einladung"

Ute Malina Rößner - Gedichte

"Könnten Worte es ausdrücken,
würde ich ein Gedicht für dich schreiben."


aus "Gefühle"

Ute Malina Rößner - Gedichte


"Nein, ich kannte nicht das Instrument, dessen Töne mich erreichten. Lauschte nur dem tiefvertrauten unbekannten Klang, von dem kein Name mir war bekannt."


aus "Die Laute war es nicht"

Ute Malina Rößner - Gedichte

"Und ich höre die Musik,
die sie bereits spielt
Und als sie zerfiel,
Ist in mir noch immer,
lebendig ihr Lied."


aus "Glockenblume"
Ute Malina Rößner - Gedichte

"Ich möcht sie garnicht wiedersehen,
wenn sie dann fertig sind gemacht
und bereit sind zu kämpfen für den Frieden,
denn wo gekämpft wird,
da herrscht Krieg
und niemand ist in Frieden.
Da gibt es kein gut und kein böse mehr, denn alle stehen auf dem gleichen Feld und alle haben Angst um ihr Leben. - Sie sehen aus wie Kinder."

 

aus "Sie sehen aus wie Kinder"
Ute Malina Rößner

 

 




 



 

 

 

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