Das auch noch (zweiter Brief an Marie) 

 

 Liebe Marie,

 

wenn nun auch noch zu allem Ärger über Deinen Job, den Du ja, wie Du sagst, zwangsweise ausübst, auch noch Dein Nachbar Dich geärgert hat und Dir dumm mit frechen Bemerkungen kommt, weil er in seiner Eitelkeit verletzt ist, weil Du ihm immer wieder nur klar und deutlich Körbe gegeben hast auf seine Anzüglichkeiten, dann kann ich Dir nur sagen: sage Dir innerlich Danke und mach sein Problem nicht zu Deinen. Er will seinen Schmerz nicht spüren und sich ihn schon gar nicht anschauen, dann sollst Du für herhalten. 

Andererseits ist es auch Dein Problem, wenn Du Dich darüber ärgerst und denkst, Du müsstest ihm zuliebe noch Deinen wunderschönen Garten umgestalten, nur weil er angeblich keine Wildpflanzen und Blumen mag und auch keine durch die Lüfte fliegenden Blüten, Blätter und Bienen, sondern am liebsten rund um sein Haus alles in Marmor gepflastert hätte und nicht nur mit billigen Steinplatten auf die nichts fallen darf.

Er kritisiert Dich und Du fühlst Dich kritisiert und das ist für Dich die Chance, wieder einen Schritt in der Evolution voranzugehen.

Es ist nichts Falsches daran, sich über derartige Äußerungen von so einen Schmalspurdeppen zu ärgern. Schlimmer wäre, Du schluckst es runter oder greifst ihn an. Dann würde sich das nur hochschaukeln und er hätte Dich in sein Energiemuster reingezogen und Dir damit auch Energie gestohlen, die Du logischerweise sofort an ihn verlierst, wenn Du Dich gedemütigt fühlst. Indem er versucht, Dich herabzusetzen, sollst Du Dich schuldig fühlen und er will sich aufwerten, sich in eine Machtposition bringen, und seinen eingebildeten Selbstwert widerherstellen. 

Hätte er einen echten auf einem Fundament von Selbstliebe, Selbstachtung und Selbstkenntnis, dann hätte er Dein Nein ohne weiteres akzeptiert und wäre insgesamt ohne Erwartungen an Dich gewesen. 

Wer sich seiner Würde bewusst ist, der versucht nicht andere in ihrer Würde herabzusetzen.

Ihr habt euch beide einen Dienst erwiesen und wie jeder weiter damit umgeht, hängt von jedem selbst ab. Der eine bleibt vielleicht noch eine Weile da wo er steht oder ein paar Inkarnationen lang und der andere macht sich praktisch an die Arbeit, die Arbeit, die sich wirklich lohnt und viel Spaß machen kann und ihn im evolutionären Reifeprozess voranbringt und viele Wunder erleben lässt.

Man trifft immer zur rechten Zeit auf die Leute, mit denen man irgendwas zu tun hat. Das heißt nicht, dass man irgendwelche Wege gemeinsam zu gehen hat. Es genügt manchmal ein Augenblick, ein Satz, ein Erlebnis, irgendeine Berührung und es ist getan. Den Rest macht jeder selbst.

Rückzug in die Stille und heraus aus der Situation ist aus meiner Sicht und Erfahrung immer das beste Mittel, um aus solchen Situationen letztendlich sogar zu profitieren durch Wachstum und Reifung. 

Du brauchst weder in solchen Situationen mit dem anderen zu streiten, noch Dich herabsetzen zu lassen. Er muss seine Entwicklung gehen und wie gesagt, er wird aus seinen Erfahrungen und Erleben auch lernen, früher oder später. Wenn Du in Dir es löst und dabei sich Dein Bewusstsein entwickelt, dann hilfst Du ihm automatisch auch. Es wird dann leichter für ihn, an sein Thema zu kommen, weil sich einfach das Energiefeld ändert. 

Letztendlich hängt alles zusammen und dient dem Evolutionsprozess.

Weißt Du, ein Kind, das noch nicht zur Schule geht, ist nicht falsch oder unterentwickelt, weil es nicht bis 30 zählen kann wie die große Schwester. Da liegt auch keine Störung vor und kein Schatten liegt über Unwissenheit. 

Es ist einfach noch nicht dran gewesen. 

So, und Menschen sind nicht nur im Alter und ihrer Entwicklung sehr unterschiedlich. Es ist nicht wie bei den Tieren, die fast zeitgleich in einem bestimmten Alter diesen und jenes können, um zu überleben. Beim Menschen geht es aufgrund seiner Evolutionsstufe um mehr als ums Überleben. 

Jede Seele ist im Grunde mit vielen bestimmten Samen ausgestattet, die sich entfalten sollen oder können. Sie sind ausgestattet mit dem Potenzial, dass wir etwas erkennen können und wir uns so im Bewusstwerdungsprozess weiter zu entfalten.

Wir haben also alle ein ganzes Paket an Mustern im Gepäck, bzw. sind in Familien und Lebensumstände hineingeboren, wo diese sich erst entwickeln sollen. 

Irgendwann im Leben sind wir so richtig gut damit ausgestattet und wir fangen an zu spüren, dass sie uns entweder belasten, immer wieder dasselbe erleben lassen, sie uns festhalten, sie uns Unterschiedliches immer gleich erleben lassen, uns immer wieder auf ähnliche Situationen gleich reagieren lassen.

Wir ärgern uns doch im Grunde gar nicht über den anderen, sondern über uns selbst, wenn uns „dumme Sprüche“ entgegengeschleudert werden. Am meisten darüber, dass wir meist so überrascht sind, dass uns nicht gleich die passende Antwort darauf einfällt, sondern erst viel später, wenn überhaupt. Das ist auch gut so, damit wir eben nicht in die Falle rennen und uns in Spiele verwickeln lassen, aus denen es dann immer schwerer wird herauszukommen. Rachespielchen sind einfach dumm und halten uns in einem Geisteszustand, der uns selbst einengt.

Wir stolpern über keine Fallen, die uns jemand gestellt hat, sondern über die, die wir uns selbst gestellt haben. Der andere fungiert im Grunde immer als eine Art Komplize. Wir brauchen den anderen für bestimmte Erfahrungen und Erkenntnisse, die wir machen wollen. Das gelingt uns, wenn wir mit dem Erlebten in uns gehen, uns das Erlebte in uns betrachten, den Deckel heben, der berührt wurde und herauslassen, was da schlummerte und der Zeitpunkt gekommen ist, es zu erlösen, damit der nächste Entwicklungsschritt gegangen werden kann.

Wenn es etwas ist, das uns nicht gefällt, können wir immer unser Herz befragen, warum wir diese Situation bekommen haben, was wir erkennen sollen, worum es geht und vor allen Dingen uns immer wieder auf die Liebe in uns selbst besinnen, die wie ein Besen etwas freilegt. Ich mag das Wort Schatten nicht so, das in vieler Munde ist, wenn es sozusagen um die Auflösung von Mustern geht. Es hat irgendwie einen negativen Tatsch, als müssten wir uns immer von unseren Schatten befreien und dann ist alles gut und am Ende wird uns noch eingeredet, dass wir selbst Schuld sind an dem Schatten.

Das Wort Schatten gefällt mir nur dahingehend, dass er Schutz bietet für das, was irgendwann befreit werden wird. Er beschützt und bewahrt davor, dass etwas offenliegt vor der Zeit. Er ist ein Diener und hält Wache über das, was noch verborgen bleiben soll und es erst dann offenbart wird, wenn derjenige es gut und einfach lösen kann und das Offenbarte sich nicht als gefährlich und schädlich erweist, wenn man es mit Gewalt freilegen würde.

Ein Vergleich mit der Zwiebel gefällt mir da besser. Viele Schalen liegen übereinander und alle sind gleichwertig und wichtig für unsere Erfahrungen. Je dicker die Zwiebel ist und desto mehr Schalen sie hat, desto mehr Erfahrungen sind möglich. Man stelle sich vor, hinter jeder Zwiebelschale liegt ein Geheimnis. Dieses Geheimnis offenbart sich nur dem, der nicht die Zwiebel nimmt, wenn er glaubt die Zwiebelschale sei das Problem und wirft sie wütend jemanden vor dem Kopf. Dann war die Erfahrung z.B. Ärger oder Wut über eine bestimmte Situation oder einen Menschen umsonst, jedenfalls erst einmal. Es gibt ja immer wieder neue Chancen, dann tritt man eben mehrmals an, wenn man beim ersten Mal keine Lust hat oder nicht weiß, dass hier ja die Chance besteht, ein verborgenes Geheimnis zu entdecken. Nicht ahnt, dass man aus dieser Entdeckung heraus, wenn man sich voller Hingabe nach innen wendet, sich der Betrachtung ausliefert mit all seinen aufkommenden Emotionen und Bildern und Tränen, wenn sie kommen, sich praktisch in dieses Schauspiel begibt bis es zu Ende ist, als geistig und seelisch gewachsener Mensch hervorgeht. 

Damit ist dann sogar der gesamten Menschheit und dem Planeten einen Dienst erwiesen. Jeder einzelne, der im Bewusstsein wächst, lässt das Bewusstsein des Gesamten wachsen.

Das ist der Weg zu Harmonie, Gelassenheit, Mitgefühl, Frieden und Meisterschaft.

Weißt Du, liebe Marie, die Knospe ist nicht unvollkommener als die sich in voller aufgegangener Pracht zeigende Blüte, die bereits mehr Stadien durchlebt hat als die Knospe. Es sind alles einfach Entwicklungsschritte. 

Das Wunder Mensch hat so unbegrenzte Möglichkeiten im Gegensatz zu Tier, Pflanze und Fels sich zu entwickeln und entfalten, dass wir eigentlich jeden Tag dankbar sein können, dass wir sind.

Dabei müssen wir nicht so oder so sein. Nein, einfach, dass wir sind und in uns unermessliche Reichtümer liegen.

Gleichzeitig liegt eine sehr große Verantwortung darin, denn Menschsein birgt nicht nur die Möglichkeiten zu großen wundervollen erhabenen Taten in sich, sondern auch die Fähigkeiten zum Bösesten und Gemeinsten, das vorstellbar ist. Das wissen wir ja alle. Es sind dann nicht solche oder solche Menschen, die dazu fähig sind, nein, es ist der Mensch, der unbewusste Mensch auf einer bestimmten Evolutionsstufe. Der Mensch, der noch nicht in der Lage ist, mit sich würdevoll umzugehen und noch voller Angst ist, dass seine Welt oder er selbst zerstört werden kann.

Die Vielfalt an Emotionen, die er hervorbringen kann, von denen er sich überrollt fühlt, machen es möglich.

Doch der Mensch soll sich hin zum Edleren entwickeln. Das ist sein Weg.

Liebe Marie, Dein Erlebnis von dem Du mir geschildert hast, heißt nichts weiter als dass Du einen weiteren Schritt in der Evolution gehst. Es hat nichts damit zu tun, dass Du entweder richtig oder falsch bist. Du bist einfach!

Noch was zum Schluss, Mariechen, Du brauchst nicht nach einer Lösung des konkreten Problems zu suchen. Damit drehst Du Dich im Kreis und ihr schaukelt euch nur gegenseitig hoch.

Zieh Dich zurück, kümmere Dich um das, was bei Dir an Empfindungen angekommen ist, geh nach innen und wenn Du Dich aus der Situation innerlich erlöst und frei fühlst, ist alles anders. Du wirst es fühlen, dann folgt unmittelbar die Offenbarung der Lösung des Problems und zwar so, wie es für Dich angenehm ist. Es wird so angenehm, wie es sich in Dir angenehm angefühlt hat, als Du Dich frei und strömend gefühlt hast.

Du wirst sogar in Dir Liebe zu Deinem Nachbarn fühlen, weil im Zustand des Liebe Empfinden, wenn Du im Herzen verankert bist  nichts und niemand ausgeschlossen ist. Das heisst natürlich nicht, dass Du ihm zu Liebe etwas tun würdest  was für Dich nicht stimmt, für Dein Herz nicht stimmt. Ganz im Gegenteil! Du suchst keine Zustimmung mehr für irgendwas im außen, sondern gehorcht nur noch der Stimme in Deinem Herzen, selbst wenn er durch Dein Verhalten ein bisschen zu toben anfängt. Kümmere Dich nur um das  was Du in Deinem Herzen fühlst und es ist das Beste, was Du für Dich, Deinem Lieben Nachbarn und der Gesamtheit tun kannst.

DAS IST DER WEG! Wenn Du bereit bist, ihn zu gehen, werden Dich Wegbegleiter finden, um Dich auf Deinem Weg zu unterstützen.

Ich sage nicht, dass Dir das vielleicht gleich gelingt und vielleicht brauchst Du anfangs Hilfe von jemandem, der diesen Weg gegangen ist oder immer noch geht und selbst daran gereift ist.

Du wirst immer freier und wenn Du im inneren der Zwiebel angekommen bist, dann bist Du voller Vielfalt, Akzeptanz, Mitgefühl. Du weißt dann, dass Du das Meer bist, das tosende Meer, dass eine große Vielfalt an Leben, an Wesen in sich birgt und in Dir strömen, doch Du fühlst Dich von nichts bedroht. Du bietest Schutz und sorgst für Harmonie und einem guten Miteinander.

In diesem Sinne

 

 

Herzlichst

Malina

                                                                                                                                                       11.Februar 2020

 

 

 

„Versuche also  nicht, den Schmerz zu entgehen…… Versuche nicht, das Leiden zu vermeiden; gehe mitten hindurch. Versuche nicht einen Weg zu finden, der drum herumführt – nein, das wird nicht funktionieren. Durchleide es. Das Leiden wird dich verbrennen, es wird dich zerstören. Aber in Wirklichkeit bist du unzerstörbar.
Zerstört werden kann nur der Müll, den du angesammelt hast. Zerstört werden kann nur das, was du nicht bist. Wenn das alles zerstört ist, wirst du dich als unzerstörbar, als unsterblich erleben. Wer den Tod durchlebt, bewusst durch den Tod hindurchgeht, wird sich des ewigen Lebens bewusst.“ S.13

 

Osho
„Der Vogel im Wind“

 

 

 

 Zum 1.Brief an Marie: "Stress"

 Zum 3. Brief an Marie: "Und wie komme ich ins Herz" 

„Unsere Erfahrungen sind lediglich äußere Form  innerer Gedanken – dabei spielt das Problem keine Rolle.“ S.22

Louise L. Hay

„Gesundheit für Körper und Seele“
Ullstein Verlag

„Wir werden nicht dadurch gut,  dass wir versuchen gut zu sein, sondern indem wir die Güte wiederfinden, die bereits in uns angelegt ist, und zulassen, dass sie hervorscheint. Sie kann aber nur dann hervorscheinen, wenn eine fundamentale Bewusstseinsveränderung eintritt.“ S.24

Eckhart Tolle
„Eine neue Erde“
arkana Verlag

„Es kommt nicht darauf an, was geschieht, sondern wie wir darauf reagieren. Jeder von uns ist  zu 100% für seine Erfahrungen verantwortlich.“ S.193

 Louise L. Hay

„Ges. für Körper und Seele“
Ullstein Verlag 

„Sobald ein Vergleich da ist, weißt du: Es ist egoistischer Stolz, es ist Narzissmus. Und wenn kein Vergleich da ist,  weißt du: Es ist Liebe – zu dir selbst oder zu anderen.“ S.53

Osho
„Liebe, Freiheit, Alleinsein“
Goldmann Verlag

„Eure Arbeit ist eine Aussage darüber, wer-ihr-seid. Wenn sie es nicht ist, warum tut ihr sie dann? Bildet ihr euch ein, daß ihr das müßt?“ S.280

Neale Donald Walsch
„Gespräche mit Gott“
Goldmann/arkana Verlag

 

„Hüte dich aber, all deine wahren Gedanken und Gefühle Menschen zu offenbaren, deren Herz dir nicht geöffnet ist; sie werden es mißverstehen und missbrauchen.“                                S.108

Safi Nidiaye
„Die Stimme des Herzens“
Bastei Lübbe Verlag

„Tief im Innern herrscht der Krieg, der die Kriege im Äußeren verursacht. Führen Gut und Böse in dir nicht mehr Krieg, wird auch in deiner Welt kein Krieg mehr sein. S.44

Safi Nidiaye
„Die Stimme des Herzens“
Bastei Lübbe Verlag

 „Löse dich aus der Hypnose durch Menschen und Umstände und warte, deine Entspannung vertiefend, bis du die Wahrheit aus deinem Inneren aufsteigen fühlst.“ S.108

Safi Nidiaye
„Die Stimme des Herzens“
Bastei Lübbe Verlag

„Sobald wir erwachen, benutzen wir zwar  noch das Wort „ich“, aber dann kommt es aus einer ganz anderen Tiefe unseres Innern.“ S.42

Eckhart Tolle
„Eine neue Erde“
arkana Verlag