Offenes Herz (12.Brief an Marie) 

 

 

Liebe Marie, 

 

also eines möchte ich Dir noch sagen bzgl. unseres gestrigen Gesprächs, indem es um das offene Herz ging. 

Mit offenem Herzen zu leben und seinem Herzen zu lauschen, bedeutet nicht, die Müllkippe für alles zu spielen. Das klingt jetzt vielleicht etwas heftig, aber wie heißt es so schön: "In der Übertreibung liegt die Anschauung." Aus Deinem Herzen wirst Du, kannst Du wahrnehmen, was wichtig und was unwichtig ist, was sein soll und was nicht. Du nimmst wertfrei die Botschaften auf. Du fließt mit der Herzensenergie und nicht dagegen. Du übergehst Dich selbst nicht mehr und irgendeine auftauchende Emotion bestimmt auch nicht mehr über Deine Handlung, also wie Du handelst. Damit fällst Du auch nicht in Missachtung. Du hörst auf, ein Automat zu sein. Du nimmst wahr, wem oder was Du Deine Aufmerksamkeit und Dein Gehör schenken willst.  Du hörst so gut hin - in Dein Herz, dass Du es wahrnimmst und andere Stimmen es nicht übertönen können. Die Stille ist mit Dir. Es fühlt sich dann einfach stimmig an.

Doch wenn jemand nur sein Ego aufpolieren und füttern möchte und Dich als Zuhörer missbrauchen will, um vielleicht von Dir Lob und Bewunderung zu erhalten, oder um Dich zu manipulieren oder von Dir angebetet zu werden, dann kannst Du Dich ruhig zurückziehen, wenn Du es vom Herzen her spürst. Es dient dann nämlich nicht der Heilung von Egostrukturen und nicht der Reifung der Seele. Dein Mitgefühl wird dabei trotzdem präsent sein. 

Sich gegenseitig Anerkennung und Aufmerksamkeit schenken ist was anderes. Da fühlen sich beide im Austausch miteinander wohl. 

Wenn Du Dein Ego nicht mehr zu füttern brauchst, dann wird es Dir nicht schwer fallen, das der anderen auch nicht mehr zu füttern. Die Aufmerksamkeit bleibt im Herzen und auf die Liebe gerichtet, die höher angesiedelt ist als im Ego.

Du kannst Dich durchaus von Menschen in Deinem Leben zurückziehen und das hat nichts mit Ablehnung oder Nichtliebe zu tun, sondern mit Klarheit, Wachheit und Liebe. 

Auf die Stimme des Herzens zu achten, ist ein bisschen so, wie wenn ein Radfahrer auf den Straßenverkehr achtet. Wenn er abschaltet, kann es schnell passieren, dass er einen Unfall erlebt, weil er einen Autofahrer übersieht, der Vorfahrt hat. Vom Straßenverkehr kennen wir es besonders, dass man wach sein muss. Auch der Arzt ist ein gutes Beispiel. Der Arzt, der einen Menschen operiert, muss aufmerksam sein bei seiner Arbeit, damit der Patient aus der Narkose auch wieder aufwacht.

So müssen wir auch Aufmerksamkeit unseren Herzen schenken, wenn wir durch das Leben zu höherem Wachstum und zur Auflösung von unseren Egomustern geführt werden wollen. Das Herz kennt den Weg und dem können wir vertrauen. 

Du findest in dem großen Puzzle des Lebens als Puzzleteil Deinen richtigen Platz, je mehr Du Dich mit dem gesamten Puzzle, allen Teilen verbunden fühlst. Den richtigen Platz hast Du zwar immer, weil alles auf Resonanz beruht, doch der Platz kann immer mehr ein Wohlfühlplatz werden. So ist es vielleicht richtiger ausgedrückt. Wir sind immer da und in der Lebenssituation, wenn wir bereit sind, wo wir die meisten Egostrukturen auflösen können.

Je stimmiger Du in Deinem Inneren bist, desto mehr Klarheit Du fühlst, desto konsequenter bist Du auch – und das ohne Anstrengung. Wenn Du ein Nein fühlst, dann sagst Du Nein. Wenn Du ein Ja fühlst, dann sagst Du Ja. Das ist dann auch klar und zweifelsfrei. Mit Deiner Aufrichtigkeit Dir selbst gegenüber und Liebe für Dich selbst dienst Du auch dem anderen. Ein innere Ja zum anderen als Ganzes, als Seele, als eigenständiger Mensch ist so möglich und macht das von Herzen ausgesprochene Nein klar und rein und hinterlässt in Dir keine Spuren von Schuldgefühlen oder Zweifeln.  

Authentisch sein bedeutet auch geschützt zu sein vor Verletzungen. Das Wahre ist nicht manipulierbar. 

 

In diesem Sinne einen schönen Abend

Malina

 

 

 

Liebe ist,

Wenn man nicht verändern will 

Was ist, 

Sondern wachsen will 

Durch das, was ist

Und ändern wird sich, 

Das was ist. 

 

 

 

 Hier geht es zum 11. Brief an Marie: "Gefällst Du Dir?" 

 Hier geht es zum 13. Brief an Marie: "Der Tod ist..." 

 

 

 

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