Transformation (14. Brief Sonja) 

 

Liebe Sonja,

 

Dein Wochenende mit dem Work-Shop „Meditation & Malen“ hat Dir neben weiteren Einsichten auch neue Kontakte gebracht. Du hattest einfach Lust, daran teilzunehmen und es war wohl auch ganz toll für Dich, wie Du mir mitteiltest. Du hattest viele interessante Gespräche mit Leuten, die auf dem Weg sind und spirituelle Erfahrungen machen. Der Austausch darüber tat Dir gut.

Dabei hast Du gehört, dass viele Leute, wenn sie spirituell sind, kein Geld oder wenig haben. Du schreibst: „Es wird plötzlich immer weniger, ihre Existenz fliegt praktisch davon und sie bekommen Angst und verstehen es nicht. Dann gibt es aber auch Leute, die viel Geld verdienen mit ihrer spirituellen Arbeit. Diese sagen, dass diese Leute meist das Geld verurteilen oder Schuldgefühle haben und deshalb keines haben. Jedenfalls hat das einer aus der Gruppe auch zu hören bekommen als er an einem Workshop teilnahm, wo es um Blockaden ging. Ich dachte mir so, im Grunde reden die nicht viel anders als die vom Jobcenter, was immer wieder darauf hinausläuft, dass man selber schuld ist und für seinen Mangel verantwortlich. Die machen einem erst die Schuldgefühle. Ob man das wirklich immer so einfach sagen kann oder plappert das auch einer dem anderen nach?“

Liebe Sonja, für mich klingst das auch ein bisschen nach Geschwätz. Jemand, der spirituell arbeitet und gutes Geld damit verdient, ist nicht gleichzeitig spirituell weit entwickelt. Nicht jeder Zahnarzt hat die besten Zähne. Viele sind ganz einfach gute Unternehmer, haben sich spirituelles Wissen angeeignet und sicher auch spirituelle Erfahrungen. Doch, sie können trotzdem von jeglicher erlebten Weisheit fern, da sie selbst nicht durch tiefgreifende Transformationsprozesse gegangen sind. Das Unternehmerische stand und steht vielleicht im Vordergrund. Sie sind sicher trotzdem gute Therapeuten, die auch in der Lage sind, Menschen zu helfen, sich weiter zu entwickeln und sind auch bei der Konfliktlösung und Heilung hilfreich. Das steht außer Frage. Doch, ob sie die Auflösung des Egos unterstützen können, das stelle ich in Frage, denn dafür muss man das Seine hinter sich gelassen haben. Ansonsten trägt man Bilder in sich, die man projiziert, man urteilt und wertet.

Dazu kommt, dass wirklich spirituell entwickele Seelen sich nicht arm fühlen, unabhängig von äußeren Umständen. Sie geraten während ihres Weges auch in Ängste, doch die waren auch schon vorher da, nur nicht offensichtlich, weil dafür gesorgt wurde, dass man diese Ängste möglichst vermeidet. Man muss an einem gewissen Punkt seiner Entwicklung angekommen sein, um sich freiwillig auf unsichere Pfade zu begeben.

Selbstverständlich ist es auch unterschiedlich, was den Grad des Empfindens von Gefühlen anbelangt.

Außerdem fühlen sich doch viel mehr Menschen arm und in Geldnot, die sich nicht bewusst für spirituell halten. Ich schreibe deshalb das Wort bewusst, weil wir von Natur aus alle spirituelle Wesen sind und uns alle ständig weiterentwickeln, alle Transformationsprozesse durchlaufen. Die Sonne des Herzens strahlt in alle Gemüter und keiner kann sich dauerhaft dagegen wehren, dass die Muster ans Tageslicht kommen und immer wieder deutlicher anklopfen, um beachtet zu werden. Irgendwann hat jeder die Nase voll und stellt sich dem.

Naja und manche fühlen eben, dass sie ganz bewusst sich dem mit Hingabe widmen wollen. Sie können gar nicht anders, denn der Ruf der Seele ist so stark.

Viele Menschen bleiben lieber in Lebenssituationen, mit denen sie sich zwar absolut nicht wohl fühlen ob privat oder beruflich aus Angst vor Geldmangel. Sie setzen sich der Gefahr erst gar nicht aus, dass das eintreten kann und sie mit diesen Ängsten, Sorgen und Gefühlen konfrontiert werden.

Begibt sich jemand bewusst auf diesen Weg, den Weg des Herzens, um den Botschaften zu lauschen und dem entsprechend zu folgen, kommt er automatisch in einen großen Reinigungs- und Transformationsprozess und ihm wird einfach auch genommen, womit er sich identifiziert hat, was ihm Sicherheit zu geben schien, was sein Ego füttern könnte, womit er sich wertvoll fühlte. Das heißt nicht, dass diese Leute wirklich arm werden und unter der Brücke schlafen müssen. Doch sie geraten in Ängste und sie lernen ins Vertrauen zum Herzen zu kommen. Sie vertrauen dem Geschehen, der Weisheit des Herzens. Transformation bedeutet Veränderung hin zu einem höheren Bewusstsein und das Herz weiß genau, was dafür eingeleitet werden muss. Es schert sich nicht um die Befindlichkeiten des Egos.

Es soll auch jeder das sich vergleichen hinter sich lassen, sondern bei sich bleiben, um wahrzunehmen, sich selbst in seiner Unvergleichlichkeit. Das Verglichen bringt viele Probleme. Wer ist denn da noch arm und wer reich? Wichtig ist doch, dass Du erfährst, dass Du Dich jeden Tag versorgt fühlst und sicher. Angst und das Bedürfnis, mehr zu haben, kommt doch erst, wenn Du an die Zukunft denkst oder Dich vergleichst oder Deine Einnahmen aus einer Quelle fließen, die Dir nicht gefällt und eventuell Probleme für das Ego mit sich bringt, weil es vielleicht kein selbst verdientes Geld ist und Deinen Stolz verletzt. Doch vielleicht hat Deine Seele sich vorgenommen, allen Stolz zu transformieren und Dich deshalb in Situationen geführt, die Du als unangenehm wertest. Vielleicht wertest Du es nur so, weil es die Gesellschaft das auch tut und Menschen, die Dich umgeben. Vielleicht sollst Du einfach darüber stehen. Was das Herz einleitet schadet letztendlich niemanden, sondern bringt immer größeren Gewinn für alle. Die eine große Quelle ist Gott und daraus erwächst der größere Überblick. Das kleine Ich und Ego ist ruckzuck am Werten und Gründe zu benennen.

Selbstverständlich können Schuldgefühle und mangelnde Wertschätzung sich selbst gegenüber mit im Spiel sein. Wird auch so sein, denn mangelnde Wertschätzung für sich hat fast jeder, ob spirituell oder nicht. Es wurde doch jeder ständig bewertet und nun auch noch von spirituellen Lehrern, die gut verdienen. Ein Meister würde das nicht tun. Der würde sagen, dass es egal ist, dass es darauf nicht ankommt. Genieße Deinen Reichtum mit Luxusvilla und Schickimickikleidung, wenn es da ist, Du es Dir leisten kannst und Du Lust dazu hast oder akzeptiere Deine sogenannte Armut, wenn sie da ist und spaziere frohen Herzens zur Tafel und genieße die Gaben, die Du dort geschenkt bekommst, genieße die Zeit, die Du hast und doch gehe bewusst damit um. Kreativität ist weder an Armut noch an Reichtum gebunden. So geschieht Transformation ohne lenken und bewerten. Deine Seele wird dafür sorgen, dass Du immer das aus der Fülle Gottes hast, was Du im Moment benötigst für Deine Selbstverwirklichung und Erkenntnis.

Wenn Deine Seele Reichtum und Fülle im außen erleben und selbst leben will, dann wird sie Dich auch dahin führen, wenn Du konsequent dem Herzen folgst. Doch dann wird Dein Wohlbefinden und Dein Gefühl von Wert, Würde und Sicherheit nicht davon bestimmt sein. Will sie ein Leben führen, dass mit Wenigen zufrieden ist, dann wirst Du mit dem scheinbar Wenigen auch zufrieden sein. Wenn Deine Seele das leben und erfahren kann, was sie will, was ihr innewohnt, wirst Du zufrieden sein. Erwarte nicht, dass Du schon rundum in diesem Gefühl bist, immer mit Deinem Herzen in Einklang zu sein. Der Verstand und Deine Prägungen werden immer wieder versuchen, sich einzumischen. Doch es wird immer besser.

Geldknappheit auf ein paar Punkte zu reduzieren, ist albern und entspringt der Unwissenheit über Gesamtzusammenhänge. Außerdem ist es töricht das Augenmerk darauf zu legen. Damit liegt sie wieder beim Geld. Wenn schon sollte sie darauf gerichtet sein, was man sich von dem Geld erhofft und sich das anschauen. Die Grundversorgung sollte für jeden gesichert sein. Somit muss sich auch niemand schlecht und schuldig fühlen, wenn er z.B. Hartz IV bekommt. Es ist nur eines wichtig, in sich immer wieder zu fühlen, ob es sich im Einklang mit dem Herzen anfühlt.

Lass Dich nicht in eine Schiene drängen, weil Du HARTZ IV bekommst, Sonja. Sei froh darüber, dass es das überhaupt gibt und Du unabhängig vom Geldverdienenzwang Deiner Intuition folgen kannst. Wenn es Dein Herz will, wird zur richtigen Zeit auch sich wieder eine andere Geldeinnahmequelle öffnen und wird sich für Dich gut anfühlen.

Es ist sogar gut, mal für eine Weile aus dem Arbeitszwangsprozess raus zu sein. Dann braucht Deine Seele keine Krankheit oder ein Burnout oder einen Beinbruch einzuleiten, um Dich in Rückzug und Stille zu führen. Alles hat immer eine gewisse Zeit und dient einem Zweck. Nichts ist von Dauer.

Transformationsprozesse können auch jede Menge körperliche Symptome auslösen, dass Du Dich richtig angeschlagen fühlst mit körperlichen Schmerzen ohne sie konkret ausmachen zu können. Tiefgreifende energetische Prozesse durchdringen den ganzen Körper. Auch Verwirrtheitszustände brauchen Dich nicht beunruhigen, wenn sie auftreten, denn der Verstand ist bei der Transformation mit betroffen. Im Endeffekt wird er klarer, präziser und ruhiger. Es hängt immer davon ab, was Deine Seele leben will, was Du durchleben und erfahren musst. Erkenne in Deinem Herzen, dass Du Dich von niemandem in Wertlosigkeitsgefühle stecken lassen musst. Nur Du kannst Deinem Leben Wert und Inhalt geben. Niemand sonst.

Lass Dir kein schlechtes Gewissen machen. Viele Gutverdiener in der Gesellschaft machen das gern, weil sie sich dann gleich einen Zacken größer fühlen. Doch das funktioniert nur, wenn Du Dich kleiner fühlst.

Man muss Geld nicht lieben, damit es zu einem kommt. Es genügt, als die Liebende zu allem was ist zu leben und es sich wert zu sein, das einem das Beste widerfährt.

Meine Seele hat sich z. B. ganz offensichtlich ausgesucht, alle Gefühle, die im Massenbewusstsein vorhanden sind zu durchleben und kennenzulernen. Ich habe das Gefühl, mich hat keines verschont. Doch gerade damit wächst das Verstehen. Ich durchlebe Gefühle, doch bleibe in ihnen nicht stecken. Selbst wenn eine Situation, die ich unangenehm empfand und diese in mir bestimmte Gefühle hervorgelockt hat, so erlebte ich nach Transformation die gleiche Situation einfach neu mit verändertem Bewusstsein. Jeder Transformationsprozess ist mit Weisheitsschüben verbunden. Nichts ersetzt die innere Erfahrung und macht die Seele immer weiter und Dich als Menschen mitfühlender und verstehender. Darin erfährst Du, dass es nicht Dinge und Situationen sind oder das Haben über unseren Zustand bestimmt, wie wir empfinden, sondern dieser Zustand von unseren in uns gemeißelten Glaubenssätzen ausgelöst werden.

Lass zu, was Dich aus Deinen Ängsten und Bewertungen holen will und Dich transformieren will.

Transformation bedeutet, es will sich aus Dir heraus etwas neues formen. Überlass Dich dem Geschehen. Dein Verstand hat keine Ahnung davon und deshalb versucht er sich zu wehren. Erwarte nicht, dass er die Prozesse und das Geschehen versteht. Er wird sich einfach darin immer wieder neu finden und im Endeffekt entspannter werden.

Liebe Sonja, ob arm, ob reich, im Herzen sind wir alle gleich. Uns alle verbindet die Fähigkeit zur Liebe und die Fähigkeit alles zu transformieren, was den Liebesfluss und das Mitgefühl füreinander blockiert.

 

Herzlichst

Malina

 

 

 

 "Die wichtigste Lebensaufgabe des Menschen

besteht darin, sich selbst zur Geburt zu verhelfen

und das zu werden, was er potentiell ist." 

 

Erich Fromm

"Was anzieht ist immer das Lebendige"

Manesse Verlag

 

 

 

 

 Hier geht es zum 13. Brief an Sonja: "Mein Wertgefühl" 

 Hier geht es zum 15. Brief an Sonja: "Bringt mir der Herzensweg Erfolg?" 

 

 

"Nur wenn ich mich selbst verliere, kann ich mich gewinnen." S. 42

Erich Fromm

"Was anzieht ist immer das Lebendige"Der "Wert" des gegenwärtigen Menschen liegt in seiner Verkäuflichkeit, nicht in den menschlichen Fähigkeiten der Liebe, der Vernunft oder der

künstlerischen Kreativität."

S. 33

Erich Fromm 

" Was anzieht ist immer das Lebendige"

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