Meditation, hilft das? (17.Brief an Marie) 

 

 Liebe Marie, 

 

also was Meditation anbelangt, schreibe ich Dir gerne einiges dazu. 

In Dir ist die Frage aufgetaucht, ob Du durch Meditation in diesem sogenannten bewussten Zustand besser schneller und vielleicht für immer kommen kannst. Du hast schon so viel gehört von Meditation und auch Deine Kollegin geht neuerdings in einen Meditationskurs und hat Dich gefragt, ob Du nicht mitkommen willst. Es wäre toll sagt Sie und Du denkst: „Scheint wohl Mode zu sein. Meine Mutter, meine Tanten und Großeltern haben nie von Meditation gesprochen. Die hatten gar keine Zeit gehabt. Die hatten einen riesengroßen Garten, wo sie jede freie Minute verbrachten und zu tun oder mein Opa saß, wenn er von keinem zur Arbeit angetrieben wurde immer unter dem riesengroßen Kirschbaum, der schon uralt sein musste. Doch er trug noch immer die köstlichsten und süßesten Früchte. Er konnte stundenlag da so sitzen und wenn man ihn fragte, was er da so lange machte, sagte er immer nur: „Ich sitze hier.“ Manchmal habe ich mich zu ihm gesetzt und er streichelte mir dann über das Haar und er sagte dann solche Sachen wie: „Marie, die Natur ist das schönste, was es gibt. Alles kommt und geht von alleine und niemand ist zu sehen, der sagt: „Das habe ich gemacht. Die Sonne will keinen Pfennig von uns dafür, dass sie so schön auf uns scheint. Sich verschenken können, das ist es, was Reichtum ausmacht. Der Baum schenkt uns seine Früchte und wir dürfen uns damit den Bauch vollschlagen." Dann pflückte er mir welche und hing sie mir als Ohrringe an die Ohren. Ach, da werden Erinnerungen wach, wie schön das doch war. Das war wirklich Freude, Frieden und Freiheit, einfach himmlisch. Doch das ging meistens nur gut, bis die Oma rief: „Albert, komm her, wir haben zu tun. Doch mein Opa war nicht wirklich aus der Ruhe zu bringen. Er stand dann auf und machte dann eben was Oma sagte. War im Grunde alles schön dort, wenn wir im Garten waren.

Doch manchmal strich er mit mir auch durch den Wald und da waren wir beide alleine und das war immer ganz besonders schön. Ach habe ich mich wohl gefühlt.“ 

Liebe Marie,

was soll ich jetzt noch groß schreiben, denn Du hast ja von Deinem Opa schon viel gelernt, indem Du gelauscht hast, was er so macht und gespürt, was gut tut, wobei man sich wohl, weit, friedlich und frei fühlt. Das ist doch schon was.

Doch ich schreibe Dir noch mehr darüber, was noch darüber hinausgeht. Das Gefühl von Entspannung ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit Meditation. 

Meditation ist ein bewusst erlebter Prozess des Geschehens. Doch dein Opa war sicher sehr oft in Meditation, denn er hat gelauscht, was um ihn geschieht und es wahrgenommen. Er war verbunden und aufmerksam und wach dem Geschehen gegenüber und hat sich nicht nur berauschen lassen.

Ich halte es für wichtig, Meditation geschehen zu lassen und die Meditation nicht als Mittel zu benutzen, um in einem bestimmten Zustand zu kommen, indem Du Dich dabei auf irgendetwas fokussierst wie z.B. ein Mantra oder versuchst, Bilder zu erzeugen, die Dich in eine heile Welt transportieren sollen. 

Benutze die Meditation nicht als Droge. Es gibt Leute, die sagen, sie meditieren schon 15 Jahre lang und nennenswerte Veränderungen können sie diesbezüglich nicht feststellen, außer, dass sie sich doch recht wohl damit fühlen und es ihnen Entspannung bringt. Sie wollen mehr. Sie gehen in Meditation mit einem Ziel, das ihnen der Verstand vorgibt, so nach dem Motto, wenn ich mich schon jeden Tag eine Stunde hinsetze und meditiere, dann muss schon irgendwann die Erleuchtung rausspringen. Für den Verstand muss alles etwas bringen, ansonsten ist es nutzlos. Sie jagen der Erleuchtung hinterher in der Hoffnung, dass sie irgendwann während einer Meditation ein für alle Mal die Erleuchtung einfangen, ja einfangen, denn Selbstaufgabe ist nicht wirklich drin für. Das ist zu ungewiss und Ungewissheit macht Angst.

Sie gelangen auch in Zustände, in denen sie sich beglückt und selig fühlen. Doch das geschieht nicht unbedingt aufgrund dessen, dass sie wacher, lebendiger und bewusster geworden sind, nein, es kann aufgrund dessen geschehen, weil man einfach immer mehr ausblendet und Probleme weiter ins Unterbewusstsein zurückdrängt.

Dann wird es als Droge benutzt, um sich jeden Tag aufs Neue aufzuladen, damit nichts an einen ran kann. Man kann nämlich in Meditation auch etwas kreieren, sich eine andere Welt, nur die bestehende, in der sie leben ist davon nicht weg, anders oder transformiert. Diese Zustände, die sie schaffen, werden so angenehm empfunden, dass sie darauf immer wieder meditieren und fast süchtig danach werden wie nach einer Droge. 

Nun habe ich angefangen mit den Gefahren der Meditation, doch ich halte es für wichtig, zu wissen, dass es das gibt und das selige Zustände nicht das sind, worauf es ankommt. 

Wenn ich an meine Anfänge der Meditation denke, ich war um die 20 und begann mit Yoga. Da gab es zum Abschluss eine Übung bei der auf die Kerze hin mit meditiert wurde. Probierte ich natürlich aus, wie das bei neugierigen Menschen so ist. Übrigens finde ich, dass Neugierde die einzigste Gier ist, die was taugt. Du schaust mit offenen Augen eine Weile auf eine brennende Kerze, die vor Dir steht. Du schaust und schaust entspannt darauf. Kümmerst Dich um nichts anderes, um keinen Gedanken, der anklopft und nach Beachtung ruft. Dann schließt Du die Augen und Du siehst, wie die Kerze in Dir weiter brennt. Das fand ich natürlich toll und spannend und ich denke, es ist eine sehr gute Übung um seine Erfahrung zu machen, was so möglich ist. Doch das fällt irgendwann ab, wenn die Erfahrung gemacht ist. Doch es waren immer wieder Menschen im Laufe meines Lebens von denen ich interessante Impulse bekam, die wichtig für mich waren und gut. Es beruht ja alles auf Resonanz und so ziehen wir ja auch das immer wieder in unser Leben, was in dem Moment wichtig für uns ist. 

Ich hatte zum Beispiel kurzzeitig einen Meditationslehrer. Zu dem wurde ich einfach geführt. Es waren Menschen im außen, die mir ihn empfahlen, doch im Grunde mein eigenes Herz, das ja in Verbindung mit allen Herzen ist und weiß, wie es mich irgendwohin bringen kann. Aus mir heraus wäre ich da nie gelandet, weil ich nicht danach suchte. Er sagte immer, bevor wir in die Stille gingen: „Kreiert nichts!“ Das heißt, wir sollen mit unserem Verstand keine Bilder oder irgendetwas kreieren während der Meditation. Die Fantasie wird also auch fallen gelassen. Wären der Meditation sollte alles fallen, alle Schleier. Du bist nur bei Dir in Deinem Herzen. Du lässt geschehen und bist Beobachter. Dann erst, bist Du über die Brücke gegangen, die von der Dualität weg führt, bzw. den Zustand der Dualität in Dir aufhebt. Auch die Brücke, über die Du vielleicht gehst (das meine ich natürlich symbolisch), fällt in sich zusammen. Du löst dich selbst als Materie auf und alles andere damit auch. Alles wird durchlässig und transparent. 

Bei mir haben sich durch das Meditieren viele Blockaden im Laufe der Jahre gelöst und wurden transformiert. Das war nicht immer schön und manchmal ganz furchtbar. Doch sobald es aufgelöst ist, dann ist nur noch Dankbarkeit und Demut zu erleben. Es folgt meist auch ein regelrechter Weisheitsschub, der wie ein Sonnenregen auf einen fällt. Die Einsicht wächst und die Wahrnehmungsfähigkeit, das Verständnis und die Erkenntnis ebenfalls.

Ich hatte mal ein sehr schönes Erlebnis, das aus einem meditativen Zustand heraus entstand. Ich war im Urlaub in Malta. Eines Tags setzte ich mich auf einen Felsstein am Meer und schaute einfach auf das Meer. Es war so schön. Das Rauschen des Meeres, die sich auf und ab bewegenden, auf mich zukommenden Wellen bewegten mich im Inneren. Die Sonnenstrahlen spürte ich, wie sie durch die Poren meiner Haut in mich eindrangen. Die ganze Schönheit machte mich still und stiller. Und plötzlich machte es schwupp und ich war verschwunden. Es ging so schnell, dass ich den Übergang nicht wirklich wahrnahm. Es ging zu schnell. Ich fand mich wieder unter der Erde. Es muss sehr tief gewesen sein, denn Erde, Sand oder kleine normale Steine waren da nirgends. Es war eine andere Welt, eine kristalline Gesteinswelt. Vielleicht war es ein Geschenk von dem Fels auf dem ich saß, dass er mich einfach mehr von seinem Reich kennenlernen lassen wollte. Es war ein von Licht durchdrungenes Gesteinsreich. Ich ging durch die ganzen Steine durch, die alle viel, viel größer waren als ich. Ich war mir bewusst, auch in diesem Moment, wie es nur möglich sein konnte, dass ich da einfach durch gehen kann. Es war ein Meer von Farben und die Steine waren alle wie durchsichtig. Ich konnte durch die Steine alle hindurch schauen und gehen. Alle Farbtöne waren darin enthalten. Es war eine Pracht. Dann war ich wieder in meinem Körper genauso schnell wie ich ihn verlassen hatte. Ich war einfach in einer anderen Dimension meines Bewusstseins. Dem Moment wusste ich das nicht. Dann saß ich wieder da und schaute auf das Meer und etwas war anders.

Ich hatte öfters solche Erlebnisse. Ich war dankbar dafür, dass ich Einblicke bekam in andere Welten und Zustände. Ich habe aber bisher noch nie zweimal das gleiche erlebt. Es war immer komplett anders. Das kommt eben auch während meditativen Zuständen vor.

Sei einfach für alles offen und erwarte nichts, damit Dein Herz Dich führen kann und das geschehen kann, was Dir auf welchem Weg auch immer gezeigt wird, damit Du erlöst wirst von allem, was Dich daran hindert, in tiefer bewusster Verbundenheit zu leben mit allem was ist.

Geh immer wieder nach innen, dass Du die Botschaften aus Deinem Herzen spürst und Du wirst das für Dich richtige tun. Vergiss nicht, dass was für Dich gut und richtig ist, weil es aus dem Herzen kommt, ist auch für andere richtig, denn das Herz ist im Einklang mit allen Herzen und will niemanden Schaden zufügen, sondern nur Erlösung für alle herbeiführen.

Versuche bei allem was Du tust, meditativ zu sein, dass heißt, Dich mit Dir verbunden zu fühlen und in Dir verankert. Nutze Hilfen, die sich für Dich gut und richtig anfühlen und nicht, weil es andere sagen. Du kannst durchaus Kurse besuchen und mit anderen zusammen in die Stille gehen.

Doch alleine durch den Wald zu gehen, führt für 

aus meiner Erfahrung immer noch am schnellsten und intensivsten in die tiefe Stille und in Einklang mit sich selbst.

Liebe Marie, ich will es jetzt hierbei belassen, doch es ist möglich, dass ich Dir später weiteres zum Thema Meditation sende.

Ich wünsche Dir Vertrauen in alles, was geschieht und das Erleben, dass alles, was geschieht, Dir dient.

 

Von Herzen 

Malina 

 

 

 

 

 

"Intelligent zu leben,

bedeutet meditativ zu leben."

S. 41

Osho

"Das blaue Meditationsbuch"

Goldmann Verlag 

 

 

 

 

.Hier geht es zum 16. Brief von Marie: "Wann habe ich endlich Frieden?" 

Hier geht es zum 18. Brief an Marie: "Malen und Meditation" 

 

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