Du bist mehr als Du denkst  (5. Brief an Oskar) 

 

Lieber Oskar,

 

setze es nicht mit einem Abstieg gleich, auch wenn Du Dich im Moment verstimmt, depressiv, müde und oft übellaunig fühlst. Seit Deinem Sturz auf der Treppe fühlst Du Dich nicht nur körperlich angeschlagen und abgestürzt. Du schreibst mir: „Ich verstehe das nicht. Es ging mir doch gut, jedenfalls so ziemlich. Ich wollte nur ein paar Tabletten gegen so kleine Übelkeiten und diese Müdigkeit. Die habe ich nicht bekommen und dafür fühle ich mich jetzt ganz kaputt.

Ich bin es gewohnt, immer alles schnell wieder in den Griff zu bekommen. Doch im Moment habe ich das Gefühl, mir entgleitet da irgendwas und ich verliere die Kontrolle. Ich weiß doch immer, wo es lang geht und bin doch auch der geborene Lösungsfinder, wenn es ein Problem gibt. Doch irgendwas ist passiert, dass ich weder durchschaue, noch dass ich damit klar komme. Es erzeugt in mir auf jeden Fall eine große Unruhe und Hilflosigkeit. Das muss ich leider zugeben. Wie steh ich da, wenn ich das Bild, das ich von mir habe verliere, es sich in mir zerstören will und ich von einem neuen nichts weiß? Ich habe keine Ahnung, was ich getan habe, dass mir das passiert ist. Normalerweise würde ich jetzt in meiner Firma am Schreibtisch sitzen und nicht zu Hause sein und solche merkwürdigen Briefe schreiben, wie ich es gerade tu. Doch ich kann ja auch mit keinem darüber sprechen, was mit mir los ist. Ich verstehe es ja selbst nicht. 

Mein Arzt hat mir eine Kur zur Erholung empfohlen. Ich sollte mal richtig ausspannen und entspannen. Das fehlte mir gerade noch. Ich fahre doch nicht zu den Kranken. Nee, dann lieber einen Urlaub irgendwo in den Bergen in einer gemütlichen Hütte. Darüber denke ich im Moment nach. Ich habe bereits einen großen Teil meiner bisherigen Aufgaben notgedrungen an einen Kollegen, der schon von Anfang an mit dabei ist übertragen. Der ist richtig glücklich darüber. Ich weiß, ich muss mir da keine Sorgen machen. Der versteht es, den Job zu machen. Doch ich selbst fühle mich so nutzlos und überflüssig dabei. Doch ich kann nichts dagegen tun. Mir ist, als hätte mir irgendwas den Boden unter den Füßen weggerissen und diese Haltlosigkeit fühle ich in meinem ganzen Körper. 

Für mich, für den Erfolg und Unabhängigkeit immer, wirklich immer an erster Stelle gestanden haben, ist der Zustand einfach nur schlimm. 

Die Firma läuft zwar weiter, doch für mich ist es kein Erfolg, wenn ich nicht jeden Tag auch ein Erfolgserlebnis spüre in irgendeiner Form. Selbst ein gutes Verhandlungsgespräch schenkt einem schon ein Erfolgsgefühl und besonders, wenn es zu einem Vertragsabschluss kommt. Der Erfolg stand mir im Gesicht geschrieben und das habe ich zu spüren bekommen von meinen Mitmenschen und ich selbst sah ihn beim Blick in den Spiegel. Ich wusste immer: Das bin ich. 

Und jetzt? Jetzt geht das schon Wochen über Wochen so. Meinem Fuß geht es schon wieder gut. Doch mir? Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mir das ausgesucht habe. Ja, ich hatte besonders auch in den letzten Wochen auch sehr schöne Momente. Aus heiterem Himmel überkamen mich Glücksmomente unbekannter Art, von denen ich mich nachhaltig berührt fühlte. Doch dann kam aber auch wieder die Angst, ja die Angst um mich selbst. Dann kommen verstärkt Erinnerungen, sehr weit zurückliegende Erinnerungen und ich fange an zu heulen. Meine Güte, ich hatte doch Jahrzehnte nicht mehr geheult. Ich hatte doch nicht mehr geheult, seitdem ich das Elternhaus verlassen hatte. Ich bin doch immer ein starker Mann gewesen und kein Weichei. 

Womöglich habe ich das alles nur diesem verflixten Fuß zu verdanken, wegen dem ich mich solange lang gelegt und die Decke angestarrt habe. Ich hatte ja auch keine Lust, den Fernseher anzuschalten, kaum dass ich die Nachrichten noch gehört habe. Das war schon alles so untypisch für mich. Doch in mir arbeitete es so intensiv und ich versuchte zu begreifen, was das ist.

Da vergeht plötzlich ein Tag nach dem anderen und man hat am Ende des Tages kein Ergebnis vorzuweisen. Ich fühle mich dabei so wertlos. Das ist für mich so schwer auszuhalten. Dazu kommt dieses Nichtwissen darüber, was da gerade passiert und wo das hinführt? Ich bekomme manchmal richtige Panikattacken und es fällt mir dann schwer, mich zu beruhigen. Doch plötzlich ist es auch wieder verschwunden.“ 

Lieber Oskar, in Dir steckt mehr als das, was Deine bisherige Prägung ausmacht und mehr als Du bisher zum Ausdruck gebracht hast. In Dir steckt mehr, als das, was Du durch einen Willen hervorbringen kannst. Selbst Dein Wille wird von einer Dir unbekannten Größe und Energie gelenkt. Vor allem steckt in Dir mehr als Du denkst und Du bist mehr als Du denkst. 

Die Aspekte Deines Wesens, die Du bisher gelebt hast, sind Dir vertraut und auf die hast Du auch immer gebaut. Du hast Dein Leben auf Deine Erfahrungen und Dein Denken aufgebaut. Das Bekannte und Vertraute schenkte Dir eine gewisse Sicherheit.

Doch schon allein durch Deine Meditation hast Du bereits erfahren, dass da noch mehr ist. Da ist noch etwas, dass Du kennen lernen und erfahren sollst und im Grunde Du es auch willst. Wir schaffen uns Situationen für neue Erfahrungen, um uns näher zu kommen, um unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten kennen zu lernen. Erfolg hat Dir immer das Gefühl von Sicherheit verliehen auch wenn Du dabei vielleicht oft selbst gespürt hast, dass es doch im Grunde mehr einer ständigen Betäubung gleichkommt. Sich Rückzug und Ruhe gönnen, kann da schon gefährlich werden, denn dabei kann die Betäubung nicht mehr wirken, sie verliert ihre Kraft. 

Da wird man wieder etwas wacher und das innere Auge öffnet sich und man sieht, wie Neues eingetreten ist und immer mehr eintritt. Ein lebendiger Prozess beginnt, in dem sich vieles offenbaren will und erlöst sein will. Endlich besteht die Chance für eine Bewusstseinserweiterung. Es beginnt eine Kraft zu wirken, die nicht auf äußeren Erfolg ausgerichtet ist. Es kann damit verbunden sein und der äußere Erfolg kann letztendlich viel größer und vor allem erfüllender sein, weil er eine Begleiterscheinung des im Inneren erfüllt seins ist und nicht das Ziel. Doch das ist ein Prozess, ein Heil- und Bewusstwerdungsprozess. 

Davor besteht erstmal auch Angst, denn alles, was Erfolgsverlust bedeuten könnte, macht Angst. Schließlich hängen davon Existenz und Ansehen ab. So sind wir ja schließlich erzogen wurden.

Doch das ist vielleicht noch die geringere Angst. Vielmehr macht es Angst, keine Kontrolle durch das Denken mehr über sich zu haben. Das kann leicht mit einem an Demenz Erkrankten verglichen werden. Doch so ist es nicht, denn der Verstand wird klarer und frei von Belastungen. 

Ich  hatte nach einem intensiven Meditationswochenende, es handelte sich um sehr intensive Meditationen, so tiefgreifende Erlebnisse hatte bis hin, dass ich lange keinen Schlaf brauchte und alles wach für mich war. Ich war immer wach und wagte kaum zu sprechen, um nichts zu zerstören. Doch dann war ein Erlebnis, dass mir für einen Moment Angst machte. Ich lag abends im Bett und plötzlich begannen alle meine Chakren wahnsinnig intensiv zu rotieren und schleuderten mich mit Wucht aus dem Körper. Ich war plötzlich in der Astralwelt, bzw. fand mich plötzlich dort, wo ich jemanden sah und traf, der viele Jahre zuvor durch Selbstmord gestorben war und dort festhing. Allerdings weiß man ja nie, ob derjenige wirklich sterben wollte oder es ein Hilfeschrei war, doch der Tod trotzdem eintrat. 

Ich ging auf ihn zu und ich führte ihn da raus, wo sich alles so niedrigschwingend, nach einem greifend, festhaltend anfühlte. Ich führte ihn in eine Stadt, die auftauchte und voller Licht war und dann verabschiedeten wir uns voneinander. Ich war zutiefst berührt von diesem Licht. Betreten habe ich die Stadt jedoch nicht, sondern führte ihn nur bis zum Beginn der Stadt. Ich drehte dann wieder um, um zurückzukehren und musste und bin dafür wieder in dieses Astralreich gekommen, wo plötzlich alles nach mir griff. Ich hatte plötzlich Angst, nicht wieder in meinen Körper zu können, weil ich mich von diesen astralen Wesen festgehalten fühlte. Es war, als wollten sie mich nicht gehen lassen. 

Doch dann geschah es und ich war froh, in meinem Bett zu liegen und mich darin zu spüren und gleichzeitig war ich immer noch von diesem Erlebnis ergriffen. 

Ich war beruhigt darüber, dass ich wieder im Körper war und sehr froh. Ich meditierte dann erstmal nicht mehr bis dieser Meditationslehrer wieder in meine Stadt kam und einen Kurs anbot und ich natürlich hinging. Ja und ein anwesender in der Gruppe, auch Meditationslehrer meinte, dass manche nach 10 Jahren Meditation da nicht hinkommen und bei mir geht das an einem Wochenende. Nun, es kam eine sehr schöne Zeit. Mein Vertrauen war wieder da, die Angst weg und sie kam auch nicht wieder. Im Gegenteil, ich war dankbar für diese tiefgreifende Erfahrung und vor allem, dass ich jemanden ins Licht führte und war so berührt, was so möglich ist und geschehen kann.  Dieser Moment der Angst hatte keine Wirkung mehr. 

Ich habe mich danach gefragt, ob ich überhaupt keine Angst hätte zu haben brauchen und ich auf jeden Fall in meinen Körper zurückgekommen wäre, dass Helfer im Hintergrund waren, die eingegriffen hätten oder ob ich physisch tot gewesen wäre, wenn ich nicht zurückgekehrt wäre. Doch mein Hauptgefühl war, dass ich am Anfang einer langen Erfahrungsreise stehe und ich auf jeden Fall zurück in meinen Körper gekommen wäre. 

Denn ich hatte auch ein anderes Erlebnis, wo ich auch nicht in meinem Körper war, sondern vor Wesen an einem Ort stand, den ich als meine himmlische Heimat gespürt habe und ich wollte nicht zurück in meinen Körper. Ich wollte zu Hause bleiben, doch wurde zurück auf die Erde geschickt. Ich wurde dafür von Lichtwesen begleitet bis kurz vor meinem Körper und dann drehten sie um und flogen zurück, gehüllt in ihre goldschimmernden Gewänder aus Licht gewoben und ich ging in meinen Körper. Dann öffnete ich die Augen und Tränen liefen mir über das Gesicht. Dabei war z.B. kein Moment der Angst in mir, selbst wenn ich nicht zurück in meinen Körper gekommen wäre. Es war nur Seligkeit in mir. 

Das als kleine Einlage von meinen persönlichen Erlebnissen auf meiner Seelenreise.

Nun zurück zum Erfolg. Erfolg ist in unserer Gesellschaft sehr hoch, wenn nicht am höchsten angesiedelt. Ist ja auch verständlich, weil die gesamte Struktur der Gesellschaft darauf ausgelegt ist, dass Du ohne am Geld- und Gewinnfluss der Gesellschaft angeschlossen   zu sein, als Obdachloser oder auf jeden Fall als eine von der Gesellschaft minderwertige und lebensunfähige Person angesehen und entsprechend behandelt wirst. Das gesamte HARTZ IV System ist darauf ausgerichtet, dass die Menschen in ihrem Selbstwertgefühl gedemütigt werden. Sie haben es ja zu nichts gebracht und das sollen sie spüren und vor allem sollen sie so hörig und unterwürfig gemacht werden. Dazu brauchen die Gesetzesvertreter nicht mal unfreundlich sein.  Die machen einfach nur ihren Job. Es tun die Gesetze und Regeln schon von allein.

Wo hatte Hitler damals am schnellsten die größten Anhänger gefunden? Es war das nach Arbeit, nach Existenzsicherheit und Erfolg suchende Volk, die nach dem Retter griffen, der ihnen eine wunderbare Zeit prophezeite und immerhin beseitigte er die Arbeitslosigkeit im großen Stil, wenn die Zahlen bei genauerem hinsehen wiederum auch etwas täuschen. Männer hatten plötzlich mehr Arbeit und Frauen verloren ihre Arbeitsplätze. Das doch das interessierte keinen, denn die Gesellschaften sind ja schon lange genug männlich geprägt und werden davon dominiert. Doch das war nicht das Schlimmste. Den Juden wurden die Arbeitsplätze weggenommen und den Nichtjuden zugeschoben. Natürlich waren die froh und fragten nicht danach, was aus den Juden werden soll nach dem Motto: „Der Führer wird’s schon wissen und das liegt dann nicht in meiner Verantwortung. Vor allem, wenn ich noch die hübsche Wohnung einfach so dazubekomme. Wenn das so ist, dann haben die es sicher auch nicht anders verdient" oder Augen und Ohren werden einfach dicht gemacht zum eigenen Wohle. 

Die Wehrpflicht führte Hitler ein und schon war da auch ein Schwung Männer von der Straße weg und vor allem konnten ja dort sogar die Dümmsten Karriere machen, Hauptsache, sie konnten den Mund richtig aufreißen und später gegen die Juden sein. Die Rüstungsindustrie boomte und Autobahnen wurden gebaut. Tja, da war jeder froh, endlich wieder mal selbst Erfolg haben zu können und für seine Familie sorgen. Welch eine Wohltat. Wen interessierte da, auf wessen Kosten es geschah? Außerdem war man doch einfach nur linientreu. Adolf Eichmann war erfolgreich und erledigte seine Aufgaben so gewissenhaft wie möglich und darum fühlte er sich weder verantwortlich noch schuldig. Er wurde hingerichtet, doch wurde damit auch der Charakter und das Bewusstsein Eichmann ausgemerzt? Dieser Mord war genauso sinnlos wie alle Morde, die er mitzuverantworten hatte. Nun, ich schweife sehr weit aus. Doch Erfolg, der mit der Gesellschaft was zu tun hat, hängt auch immer von der jeweiligen Gesellschaft und Situation ab und wie sehr sich mit den Gegebenheiten identifiziert wird. 

So wunderbar Erfolg ist, besonders, wenn er Gutes dabei für die Gemeinschaft hervorbringt, darf der Blick für das Wesentliche, für das Wesen dabei nicht verloren gehen, damit Niederlagen den Menschen nicht grausam werden lassen können und Erfolge nicht dazu führen, dass sie Machtbedürfnisse erfüllen und innere Leere füllen sollen. 

Erfolg ist dann wahrer Erfolg und wird keinen Schaden anrichten, wenn er mit der seelischen Reifung, Entfaltung und des Wachstums der Seelen verbunden ist und den Menschen mitfühlender macht und gleichzeitig den inneren Reichtum mehrt. 

Um noch mal den Bogen zu HARTZ IV zu bekommen; wenn es wirklich darum ginge, dass der Mensch sich in erster Linie mit dem Notwendigen zum Überleben versorgt fühlt, es um sein Wohl ginge, würde dieser Geldfluss ganz anders funktionieren und die immensen Kosten für die Aufrechterhaltung des Demütigungsapparates eingespart werden.

Doch das wird wahrscheinlich erst dann möglich sein, wenn die Menschen ihren Wert nicht mehr von ihrer Stellung in der Gesellschaft abhängig machen und somit nicht mehr gedemütigt werden können und auch selbst die Wertschätzung und den Respekt jedem Lebewesen und jeden Andersdenkenden unabhängig von seiner Stellung entgegenbringen. 

Vielleicht haben wir dann mal eine Gesellschaft höherer Qualität. Doch vielleicht unterstützt der Staat auch irgendwann die Menschen in der Form, dass Geld ihnen über das bedingungslose Grundeinkommen zufließt und damit die Schöpferkraft und Individualität des Einzelnen unterstützt wird. Diese wird automatisch wachsen, wenn er sich nicht mehr gegängelt und geringschätzig behandelt fühlt. Es liegt soviel Potenzial brach, einfach weil der Mensch es nicht entsprechend nähren kann, weil er irgendwas tun muss, um zu überleben, was nicht seinem Wesen entspricht. Es könnte eine Beschleunigung der Bewusstseinsentwicklung bedeuten. Ein Mensch, der sich wohl fühlt, bringt auch mehr zum Wohle aller hervor. 

Die Selbstverwirklichung und die Würde des Menschen sollten immer an erster Stelle stehen, denn nur so kann sich eine harmonische und gesunde Gesellschaft entwickeln. Eine Gesellschaft, in der sich die Menschen miteinander verbunden fühlen, unabhängig von familiären Beziehungen oder Status werden sie sich nicht mehr auf Kosten anderer bereichern, sondern das Wohl des anderen wiegt genauso wie das eigene.

Doch deshalb sind die Bewusstseinserweiterung und die seelische Entfaltung und Befreiung so wichtig und verdient Wertschätzung, denn nur so können künftige Gräueltaten zwischen den Menschen überwunden und ausgelöscht werden.

Erfolg, wie wir ihn kennen, bedeutet im Grunde immer, in irgendeiner Weise, materiellen Erfolg zu haben. Selbst die meisten Spiritisten sind darauf ausgerichtet und sind dabei fleißig am geistigen Manifestieren von Dingen, die das Ego gerne hätte. 

Doch wenn Du wahrhaft dem Herzen folgst, geht es vordergründig um eine andere Art Erfolg und vielleicht ist es die, der Du jetzt auf der Spur bist, weil Du die Erfahrung mit Erfolg, wie er von der Gesellschaft und dem Ego anerkannt und wertgeschätzt ist, bereits gemacht hast und die damit verbundenen Gefühle mitsamt dem Machtgehabe auch kennst. Du kennst die guten und die nicht so guten Seiten des Erfolges. Du hast sicher auch erfahren, dass, egal wie groß der Erfolg ist und egal wie gut Du finanziell abgesichert bist, der Erfolg nicht darüber bestimmt, wie sicher, klar und wohl Du Dich im Inneren fühlst. 

Ich kenne diese Gefühle alle. Eine der interessantesten Erfahrungen dabei ist, dass ich immer wieder Situationen hatte, wo mir alles verloren schien und ich keine Ahnung hatte, wie was weiter geht, ich mich trotzdem stark, sicher, klar und getragen fühlte. Es ist ein herrliches und unersetzbares, Gefühl, sich in scheinbar aussichtslosen Situationen, so ungebrochen, wert- und würdevoll zu fühlen. Einfach keine Angst zu haben, ist so schön und lässt einem den Augenblick so erfüllt erleben, dass kein Raum und keine Zeit ist für Angst vor Ungewissheit. 

Doch ich kenne auch das dazwischen, wenn man handlungsunfähig ist und möchte mit aller Macht handeln, um das zu verändern, was gerade ist. Das ist der Moment, wo der Verstand das Ruder möchte und doch bekommt er es nicht, weil das Herz besser weiß, was gut und richtig ist.

Ich habe bereits viele Höhen und Tiefen des Herzensweges erlebt, wobei jedes Tief, sich als besondere Höhe offenbarte, denn es ging darum aus der Tiefe des Unbewussten etwas ins Licht zu befördern.

Du kennst mit Sicherheit ungute Gefühle, inneres Aufgewühlt sein und Ängstlichkeit, obwohl kein äußerer, sichtbarer, realer Grund vorliegt. 

Es entspringt nur Konditionierungen, die sich in uns eingefleischt haben, mit denen wir uns verwachsen fühlen. Wenn diese Konditionierungen beginnen sich von uns zu lösen, ist das nicht unbedingt angenehm, weil wir in dem Moment nicht wissen, wie es ohne diese ist. Sie waren ja zu einem Stück zu Hause für uns geworden. 

Während dieses Prozesses löst sich das Ego auf, indem alle Reize für das Ego verschwinden und das Ego bäumt sich dagegen natürlich auf. Es ist ja die uns vertraute Existenz, aus der wir unsere Lebenskraft gezogen haben. Dabei ist es uns leider nur entgangen, dass das Ego die meiste Lebenskraft versucht an sich zu binden und uns so zu Gefangenen unseres falschen Selbst macht. Doch durch Hingabe an das, was geschieht, lösen sich die Widerstände und die gelebte Rolle oder auch die Rollen auf und treiben uns so nicht mehr an wie einen Roboter, als wären wir Roboter.

In meinen scheinbar größten Niederlagen in meinem Leben, bei denen es um materielle Verluste ging und dem damit verschwinden des gesellschaftlichen Ansehens, habe ich die größten Erfolge in meinem Inneren erlebt. Ich empfinde es als Erfolg, mich so frei und unabhängig von den Bewertungen durch andere zu fühlen. Ich empfinde es als Erfolg, mich so unbegründet sicher zu fühlen. Ich empfinde es als Erfolg, die Nähe und Verbundenheit zu einer Kraft zu fühlen, die ohne Anstrengung und Kraftaufwand erlebbar ist und durch mich wirkt, ohne mich zu fesseln. Ich empfinde es als Erfolg, dass mein Vertrauen in den Fluss des Lebens wächst mit jedem für meinen Verstand unlösbares Problem, das sich trotzdem löste und zwar auf wundersame Weise. Ich empfinde es als Erfolg, dass ich irgendwann beschlossen hatte, nur noch meinem Herzen zu folgen, auch wenn ich dabei alles verliere und mir dieses Experiment am Ende das Leben kosten könnte. Doch was anderes wollte ich nicht mehr leben. Ich hatte das Gefühl, alles andere nun schon genug gelebt und wiederholt zu haben.

Selbst, wenn diese Gefühle nicht durchgängig bestehen, so weiß ich um sie und kann mich jederzeit an sie erinnern, wenn mein Verstand mich mal wieder ängstlich und nervös machen will, obwohl kein großer Bär vor mir steht, der mich fressen will.

Ich weiß inzwischen, wie schwer das auch immer wieder war, wenn die Seele mal wieder zugeschlagen hat und einen Transformationsprozess in Gang gesetzt hat. Da kann es im Inneren drunter und drüber gehen und der Verstand kann damit absolut nicht umgehen. So kann ich ganz genau nachfühlen, wie es Dir gerade geht. Doch ich weiß auch, dass Du Dich gesegnet fühlen kannst, dass Du Deine Bewusstseinserweiterung erleben kannst und die Heilung und das Wachsen und Gedeihen Deiner Seele. Was Du im Moment vielleicht gerade als Niederlage empfindest, empfindet Deine Seele als Erfolg. Dein Weinen ist für sie Lachen, weil sie dabei befreit wird von alten Lasten. Wenn wir aufhören, etwas entsprechend unserer Konditionierung zu bewerten, was ist dann noch höher und was niedriger angesiedelt? Welche Erfahrung sollte wertvoller sein als eine andere? Alles dient dem Erfahrungsschatz und dem Erleben der Seele.

Ich wünsche Dir, dass Dein innerer Frieden wachsen möge und die inneren Kriege und Kämpfe sich im Fluge auflösen. Das ist dann der beste Beitrag für mehr Frieden und mehr Harmonie in Dir und in der Welt.

 

Herzliche Grüße

Malina

 

 

 

Das Bild verloren

 

 

Das Bild verloren,

Das in mir gelebt,

Das mir doch zeigte

Meine Identität

Um die sich

Mein Leben gedreht.

 

 

Das Bild verloren.

Nun bin ich leer

Und in mir kreist

Das ewig Kommende

Und Gehende,

Das niemals Stehende.

 

 

Das Bild verloren,

So dass

Ich nun leb.

 


Hier geht es zum 4. Brief an Oskar : "Die Seele glücklich machen" 

Hier geht es zum 6. Brief an Oskar: "Angst vor dem Tod" 

„Wenn du Garantien im Leben willst, dann willst du das Leben nicht. Du willst das wiederholte Proben eines Drehbuchs, das bereits geschrieben wurde.“

S.217

Neale D. Walsch

"Gespräche mit Gott" 

"Erst wenn wir nicht mehr

weiter wissen,

lernen wir uns

selbst richtig kennen." 

Henry David Thoreau

"Seelenqual ist die Erforschung 

des eigenen Selbst, 

indem du dich selbst in Frage 

stellst..... Ein gereifter klarer Verstand hat eine Frage,

nicht einmal zwei, 

sondern nur noch eine

einzige Frage :"Wer bin ich?" und 

selbst das sollst du nicht 

buchstäblich nehmen ;

du bleibst einfach nur 

in der Haltung des Wissenwollens." S. 198

Osho 

" Die Kraft des freien Denkens "

Allegria Verlag