Liebe Paula,
Danke für Deine Zeilen. Ja ich empfinde das in weiten Teilen auch so wie Du es beschreibst, bzw. wie es bei mir ankommt. Du kannst Kontakte haben, so viele Du willst und Dich bis zum Ertrinken damit überschütten, doch Du bleibst einsam und hast das Gefühl, immer mehr zu brauchen, um der Unordnung, die dadurch in Deinem Inneren wächst, wie auch der wachsenden Kontaktlosigkeit zu Dir selbst immer mehr zu entgehen. Fehlt Dir der Kontakt zu Dir selbst, dann fühlst Du Dich einsam, egal wie viele Außenkontakte Du hast, mit denen Du Dir das Gefühl geben willst, wer zu sein und Dich zu spüren über das feedback von anderen. Es bleibt eine Begegnung von Fassaden, die sich gegenüber finden und einer will vom anderen was oder er will was loswerden. Du spürst dann das Gefühl der Einsamkeit vielleicht in diesem Moment nicht, durch die stattfindende „Unterhaltung“ und Ablenkung, die im Grunde nur als Droge dient, Dir einen Kick zu verschaffen. Du weißt ja, dass manche Menschen reden ohne Punkt und Komma und Du spürst, dass sie dabei weder mit sich selbst noch mit Dir im Kontakt sind, noch, dass das Reden etwas Kreatives hat, das gerade entsteht und damit lebendig ist. Es wird einfach bei jeder Gelegenheit von der Festplatte dem anderen was entgegengeschleudert. Du wirst immer mehr zum Drogenabhängigen nach Außenkontakt, nach Bestätigung, nach Projekten, nach Selbstdarstellung, nach Dich betäuben aus der Sehnsucht heraus, Dir nahe zu kommen, Dir nahe zu sein. Lebst Du aber aus einem guten innigen Kontakt zu Dir selbst, zu Deinem Herzen, zu Deiner Kreativität, ist das Äußere kein Ersatz und auch keine Flucht mehr aus dem Gefühl der Einsamkeit und Isolation. Dann genießt Du Dein Alleinsein und auch die Außenkontakte gleichermaßen. Es macht keinen Unterschied mehr, ob Du allein bist oder im Außen gerade einen Kontakt hast. Du fühlst Dich in keinem einsam, doch in beiden allein (All-Ein) im Kontakt mit Dir selbst und damit auch zum Wesen des Lebens. Begegnung und Austausch sind dann immer gleichzeitig Kommunion. Jeder fühlt sich durch so eine Begegnung genährt und wohl damit. Das Zuhören ist eine Lust. Das Sprechen erfolgt aus einem tiefen Inneren, ohne dass ein Programm abgespult wird, wie von einem Roboter. Der andere fühlt sich angesprochen und nicht benutzt. Weil ich gerade das Wort „Zuhören“ benutze, fällt mir gerade eine Geschichte ein, die mir meine Mutter mal vor sehr vielen Jahren erzählt hat. Es betraf meine Großmutter. Sie lebte in der DDR und all ihre Geschwister in der BRD. Als Rentner konnte man sich ja besuchen. So gab es ein familiäres Treffen mit viel Geschnatter. Plötzlich sagte eine der Schwestern zu meiner Oma: „Lene, Du sagst ja gar nichts.“ Da sagte meine Oma: „Einer muss doch zuhören.“ Ich habe meiner Oma übrigens immer sehr gerne zugehört. Sie saß in Ihrem Sessel am Ofen und ich setzte mich als Kind davor auf den Fußboden und hörte ihr zu. Ich fand immer, dass meine Oma eine sehr wissende und weise Frau war, die durch ihre Imkerei auch immer sehr naturverbunden lebte. Übrigens war ich als Kind auch gerne im Bienenhaus und Honig schleudern hat Spaß gemacht. Einmal die Woche fuhr sie in die Stadt, um in die Bibliothek zu gehen und sich Bücher zu holen. Irgendwann sagte die Bibliothekarin zu ihr: „Frau S., ich habe gar nichts mehr für Sie. Sie haben schon alle unsere Bücher gelesen.“ Das war eben ihr Freude. Das am Rande!
Das Gefühl von Isolation tritt meines Erachtens unter zwei verschiedenen Aspekten auf, entweder man wird gegen seinen Willen irgendwo festgehalten. Z.B. Gefangenschaft. Der Mensch kann nicht frei entscheiden über sich. Er wird isoliert. In erster Linie führt jedoch natürlich die Gefangenschaft durch das Denken zum Gefühl der Isolation, worauf sich alles aufbaut.
Isolation ist gefährlich, weil es sein kann, dass sie von dem abschneidet, was die Seele leben oder erfahren will. Wenn das Kind z.B. nicht seine Fähigkeiten, seine Kreativität und sein Können entdecken kann, weil es durch die überängstlichen oder immer wieder in seinem Tun eingreifenden Eltern beschnitten oder abgelenkt wird, wird der Grundstein zur Isolation gelegt, die später versucht wird zu kompensieren mit Tausenderlei Dingen oder Kontakten, um endlich sich wieder an sich anzukoppeln. Das Kind, dass vielleicht gerade an einen Baum hochklettert und sich schon auf der Spitze sieht und dem so freudig entgegenklettet und wird dabei von der angsterfüllten Mutter schimpfend heruntergeholt, hat einen Knacks weg und hat den Stempel bekommen : "Das schaffst Du nicht! Das ist gefährlich! Es ist Blödsinn, mach lieber was anderes, denn das wird nichts!" Das Kind dagegen, das weiter klettert und selbst, wenn es runterfällt und sich ein paar Schürfwunden holt, wird wieder klettern. Es sieht nicht den Grund in Unfähigkeit, dass es nicht geklappt hat, sondern an dem tatsächlichen Grund, der im Moment vorhanden war. Entweder ist es an einem Ast weggerutscht oder ein Eichhörnchen hat es erschrocken und hat deshalb selbst losgelassen oder irgendwas. Vielleicht hat auch die Kraft nicht gereicht, doch das ist dann eher Ansporn, es nochmal zu versuchen, statt es sein zu lassen oder immer nur bis zur Hälfte zu klettern und dann lieber zum nächsten Baum zu gehen und bis zur Hälfte zu klettern usw. und dabei unzufrieden zu bleiben, weil es ja gerne an die Spitze des Baumes wollte. Es bleibt hängen, dass es immer wieder von der Mutter in seinem Tun, in seinem Spiel unterbrochen wurde und das, was es macht eh nicht gescheit und gut ist. Es soll lieber lernen für die Schule, damit es später einen ordentlichen Beruf lernen kann.
Ich bin glücklicherweise noch in einem Dorf aufgewachsen, wo wir frei rumlaufen konnten von recht klein an und wir waren nicht unter Kontrolle. Spielplätze hatten und brauchten wir nicht. Ich kann mich an keine Zeit meines Kind seins erinnern, wo ich keine aufgeschlagenen Knie hatte. Das nur zwischenrein.
Später schafft es das Kind und dann der Erwachsene, selbst immer abzubrechen das Angefangene, ohne dass er es selbst es noch weiß. Es geschieht einfach aus den Energien heraus mit dener er konditioniert ist und wundert sich immer wieder, warum was so ist wie es ist und Gründe werden im Außen gesucht.
Oder derjenige bleibt ewig im selben Beruf oder führt ein Leben, das keine wirkliche Entwicklung und Entfaltung und Reifung der Seele zeigt, sondern ein sich drehen im Kreis, ist genauso Zeichen für Angst, weiter zu gehen oder sich auf Neues einzulassen. Es wird sich möglichst auf "bekannten Wegen" aufgehalten, die auch was bringen. Früher waren es die Eltern und später ist es die Gesellschaft, die sagt, was gut und vernünftig für Dich ist. Man weiß halt, in welchem Rahmen man sich bewegen darf. Doch Gradmesser ist immer die wahrhafte Zufriedenheit und Erfülltheit der Seele, die man einfach spürt. Gut, darüber könnte man ja nun noch sehr viel schreiben. Doch lassen wir es dabei.
Der zweite Moment ist z.B. eine körperliche Krankheit oder Behinderung durch einen Unfall und man ist geistig noch voll fit. Doch plötzlich ist dieser Mensch bettlägerig, weil der Körper nicht mehr kann, doch sein Inneres ruft nach Kontakt und Austausch, der vielleicht von heute auf morgen abgebrochen wurde durch das Eintreten eines bestimmten Ereignisses. Er würde aus seinem inneren Bedürfnis jetzt vielleicht einen Waldspaziergang machen oder mit seinem Freund Tennis spielen gehen. Doch er kann nicht und das verzweifelt ihn. Also noch einmal. Einsamkeit bleibt bestehen, solange Du keinen Kontakt zu Dir selbst hast, Du entfernt von Dir lebst und kein Außenkontakt und keine Ablenkung können das wett machen. Allein sein ist normal und gesund. Du lebst aus dem Kontakt mit Dir selbst, ob da nun jemand da ist oder niemand. Beides ist gleichermaßen wertvoll und gut. Der äußere Kontakt ist kein Ersatz und keine Notwendigkeit mehr. Es ist immer gleichzeitig Kommunion und schön. Jede Begegnung wird ein sich einander beschenken und ist Ausdruck einer Begegnung von Herzen.
Von Herzen, einen schönen Tag Malina
Erlöst aus dem Schein
Was immer du tust. Tu es so, Als wär's dein letztes Tun. Kein Morgen erwartet dich. Gestern ließ dich längst im Stich.
Nur das, was du grad tust, Wie du dabei bist, Welch Glück es für dich ist In dem Moment zu sein, Erlöst dich aus dem Schein.
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"Nur die Hoffnung hält euch am Leben, sonst hättet ihr keinen Anlaß, auch nur eine Sekunde weiteratmen zu wollen.
Alles fehlt, weil ihr fehlt.
Und selbst, wenn alles andere vorhanden wäre -was hätte es für einen Sinn, wenn ihr fehlt" S.104
Osho aus "Die Kraft des freien Denkens" Allegria-Verlag
"Niemand lehrt dich, du selbst zu sein" S.113
Osho aus "Die Kraft des freien Denkens" Allegria-Verlag
"Ich will mein Leben leben. Warum sollte ich andere fragen? Sie können tun, was sie wollen. Sie können mich bestrafen, können mir eine Geldstrafe aufbrummen, können einen Bericht über mich schreiben. Ich bringe euch ihren Bericht nach Hause, aber ihr müßt das dann unter euch ausmachen. Ich habe nichts damit zu tun. Ich tue nur, was ich tun will." S.112
Osho aus "Die Kraft des freien Denkens" Allegria-Verlag
"Und wenn ihr euch selbst entfremdet, ist garantiert, dass ihr für immer und ewig unglücklich sein werdet. Dann ist euer Leben ein Stolpern von einem Unglück ins nächste. Natürlich werdet ihr hoffen, daß sich morgen alles ändert,..." S.103
Osho aus "Die Kraft des freien Denkens" Allegria-Verlag
"Unsere Kultur, unsere Erziehung, unsere Religion - sie alle lehren uns, Heuchler zu sein. Und sie tun es auf so subtile Weise, dass man nie dahinterkäme, was man eingentlich macht, wenn man es nicht tiefer hinterfragt. Warum lächelst du, wenn du einem Freund begegnest? Wozu soll das gut sein? Wenn dir nicht nach lächeln ist, warum tust du es dann? Du musst es tun. Es ist Politik, eine Verhaltensweise, die sich lohnt, wenn du vielleicht eines Tages auf die Hilfe dieses Menschen angewiesen bist.........Man muss alle diese Schichten verstehen lernen und sich davon lösen....dann werdet ihr mit keinem Traum mehr indentifiziert sein." S.100
Osho aus "Die Kraft des freien Denkens" Allegria-Verlag
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