Herzvertrauen 

 

Liebe Beatrice,

 

ich habe nie gesagt, dass es einfacher wird, wenn Du beginnst, bewusster nach deinem Herzen zu leben.
Im Gegenteil, es kann viel komplizierter werden?
Ein Tier, das im Käfig geboren wurde und dort aufwächst und lebt und plötzlich in die Wildnis, in seinen ursprünglichen natürlichen Lebensraum zurückkehrt, begibt sich sogar in große Gefahr, denn es begibt sich ins ungewisse Leben.
So ist es auch mit uns Menschen. Die Krücke ist plötzlich weg, das Korsett in das eingebunden Du Dich Jahrzehnte lang bewegt hast. Es ist fast wie laufen lernen. Du  musst langsam gehen und auf Deine Schritte achten!

Ein Leben im Käfig, vom Verstand organisiert, kann dagegen sehr angenehm sein. Alles ist organisiert und geplant und eingerichtet.
Du kennst den Raum, in dem Du Dich bewegt hast, weißt genau, wo was steht, wie Du wann auf was reagieren wirst. Du kannst perfekt funktionieren und alles läuft wie am Schnürchen. Du weißt genau, wie Du vorzugehen hast, wenn Du es zu viel Geld und gesellschaftlicher Anerkennung bringen willst. Das wurde Dir vorgelebt und als das Wichtigste und Wertvollste suggeriert. Nur, wenn Du es mit dem, was Du tust, es zu gesellschaftlicher Anerkennung gebracht hast, dann hast Du Dein Leben im Griff und gemeistert.
Doch bist Du es dann wirklich, die die Meisterin ihres Lebens ist?
Du hast soviel gelerntes Wissen in Dir, das Du nur anzuwenden brauchst und Du läufst reibungslos wie ein Maschinchen. Das kennst Du ja. Du hattest genügend Geld, um Dir immer wieder materielle Vergnügungen zu schaffen, um Dich von dem abzulenken, was in stillen Minuten an Unzufriedenheit aus der Seele angekrochen kommt und Dich aus dem Käfig zu locken versucht. Du hast Tabletten genommen gegen die Kopfschmerzen, die Dich an Wochenenden, wenn Du frei hattest plagten. Deine Wochenenden hast Du meinst schon vorher organisiert, damit ja kein Leeerlauf eintritt.
Nun hast Du Dich auf neue Wege begeben und musst schauen, wo Du hintrittst. Keine vorgegebene Spur ist da, wo Du hintreten kannst. Du hast nur noch einen einzigen Wegweiser und das ist Dein Herz. Doch dieses wurde ja durch Dein bisher gelebtes Leben  belastet, dass Du da auch wieder viel Geduld haben musst, denn Schichten von „Schutt“ müssen abgetragen werden, die sich durch Lügen, Betrug, Fremdbestimmung, Manipulation, Schmerzen aller Art  gebildet haben. Du musst immer wieder lauschen, brauchst Stille und Zurückgezogenheit, um diese feine Stimme zu hören und das immer klarer. Schicht für Schicht baut sich ab, dein Herz wird immer freier und Du wirst immer klarer sehen und fühlen.

Im Grunde hast Du es ja längst bemerkt, deshalb würdest Du diesen Weg nicht mehr verlassen und um keinen Preis in Dein „altes Leben“ zurückkehren wollen, so angenehm auch vieles darin war.
Natürlich kann es auch sein, dass Du plötzlich die Menschen verlierst, die gerne mit Dir zusammen waren. Doch macht nichts. Echte Freunde bleiben Dir immer erhalten und echtere werden sich zu Dir gesellen und einen ganzen Markplatz um sich herum braucht kein Mensch. (Außer Dich braucht man irgendwann auf dem Markplatz :-) Du spürst, welche Menschen Dir wahrhaft wohlgesonnen sind, Dich achten und wertschätzen. Du spürst, welche Dich nur manipulieren wollen für ihre Zwecke. Du spürst, wo Wahrhaftigkeit und Liebe sind und wo sie fehlt. Je deutlicher Du die Stimme aus Deinem Herzen hörst und ihr folgst, desto weniger wirst Du auch vermissen. Du handelst immer im Augenblick nach dem was ist.
Da ist kein Verstand mehr auf den Du hörst, der immer Sehnsucht und Verlangen schürt. Er dient Dir nur noch und wird selbst dabei immer zufriedener und ruhiger.
Ein Impuls aus dem Herzen ist da und Du folgst ihm sofort. Dann bist Du sofort wieder frei. Der Verstand würde Dich immer zurückhalten wollen und versucht Unsicherheiten zu schüren. Aus dem Herzensimpuls wird so eine gedankliche Beschäftigung und es folgt keine klare Handlung. Das ist die Mühle, wo die meisten Menschen mehr oder weniger drinnen stecken. Sie gehen den Weg der permanenten Verdrängung

und verwenden sehr viel Energie dafür, ihr Gesicht, ihre Rolle zu wahren.
Alles Verdrängte beginnt jedoch irgendwie ein Eigenleben zu führen. Es sind lebende Wesen in Dir, die ihr Spiel mit Dir treiben bis sie durch Beachtung, Heilung und Integration wieder gesunder Teil von Dir sind oder sich vollkommen aufgelöst haben.
Ein Mensch, der um seinen Körper zu reinigen, beginnt zu fasten, kann immer wieder in Heilkrisen kommen, bis der Gesundheitszustand  wieder völlig hergestellt ist.
Da die Degeneration des Menschen auf allen Ebenen sehr weit vorangeschritten ist und der Mensch physisch und psychisch sehr belastet ist und wir deshalb auch diese Zustände in der Welt haben, die eben aus Unsicherheiten, Ängsten und Degeneration entstanden sind, ist es natürlich auch ein nicht unbedingt geradliniger Weg. Doch Du merkst selbst, wie wohltuend er ist im Gegensatz zu allem, was Du vorher erfahren hast.
Ja und weil Du das Thema „Vertrauen“ angesprochen hast. Du erwartest es nicht mehr. Du hast Vertrauen in Dein Herz und aus dem handelst Du. Wenn Du einem anderen Menschen z.B. etwas anvertraust, weil Du es im Moment so fühlst, dann weißt Du, es sollte so sein und ist richtig und es reißt Dich auch nicht aus Deiner Mitte, wenn derjenige hinterher damit auf den Marktplatz geht, um Aufmerksamkeit zu erheischen, um sich vielleicht interessant zu machen. Dann war es einfach eine Prüfung für denjenigen, wie er damit umgeht und für Dich, wie Du darauf reagierst. Geht er damit auf den Marktplatz hat er praktisch seine Prüfung nicht bestanden und wenn Du davon nicht aus Deinem Herzvertrauen gerissen wirst und damit auch nicht in Wut und Ärgernis fällst, hast Du diese Prüfung praktisch bestanden. So geht jeder seinen Reifeprozess immer weiter.
Ich kann für mich nur sagen, ich würde lieber sterben, als gegen einen Herzenswunsch zu verstoßen, egal wie kompliziert es oft auch ist. Du kannst nicht erwarten, dass Du im Lebensfluss die gleiche Sicherheit erfährst, wie im Käfig. Doch Du weißt, dass Du sie da auch nicht hast. Du bekommst eine ganz neue Sicherheit geschenkt. Das Schicksal schlägt überall zu. Doch der Unterschied ist eben, Du brauchst immer weniger künstlich geschaffene Sicherheiten. Du strebst sie gar nicht mehr an. Die einzige, die Dich auch in unsicheren Zeiten nicht verlässt, ist die in Dir selbst erfahrene und spürbare.
Du kennst ja vielleicht die Geschichte von dem, der eine Stadt betreten wollte und einem vor der Stadt sitzenden gesagt hat, dass er jetzt in die Stadt geht und töte einen Menschen.
Am Abend, als er die Stadt verließ saß wieder der Alte vor dem Tor und sagte zu ihm, dass er einen töten wollte. Es wären aber Hunderte gestorben. Da sagte der den einen töten wollte, dass er nur einen getötet hat. Die anderen seien an der Angst gestorben.
Wenn ich die Geschichte mal wieder finde (Ich glaube, ich las sie bei Osho irgendwo), werde ich sie genauer erzählen. Ich kann mich eben nur noch an die Essenz erinnern.
So ist das immer in Zeiten, wenn Panik durch irgendetwas ausbricht. Jeder bekommt Angst, damit entsteht Gewalt oder Ohnmacht und beides hat katastrophale Folgen. Der Verstand hat die Kontrolle verloren und wird unberechenbar. Da geht es nur noch um die eigene Haut.
Wenn die Verstandesintelligenz in der Welt die Macht behält, sind Kriege und Katastrophen, weitere Degeneration und Elend des Menschen unausweichlich.

Der Herzenskontakt aus dem echter Frieden fließt, wurde immer vernachlässigt. Vertrauen ins Herz wurde nie erfahren. Es ist bei den meisten Menschen mit sehr vielen Verletzungen überlagert und um diese nicht mehr spüren zu müssen, wurden Mauern errichtet. So entwickelte der Mensch sich mehr und mehr zu seinen eigenen Gefängniswärter und weil er sich selbst bewacht und kontrolliert mit Hilfe seiner erworbenen Verstandesintelligenz muss er natürlich auch andere kontrollieren und überwachen. Er lebt aus der Berechnung heraus und muss damit alles berechnen können, worauf er sich einlässt und worauf nicht. Sein weinendes Herz bemerkt er kaum noch.
Ich kann Dir nur sagen, selbst wenn ich mit irgendetwas jetzt völlig daneben liegen würde und die Folge  wäre, dass ich irgendwann erkenne, dass ich mich geirrt, was wiederum zur Folge hätte, dass etwas für mich sehr schmerzhaft wird und ich frühzeitigen Tod, schwere Krankheit oder sonstwas erleiden müsste, bin ich mir doch trotzdem sicher, dass jeder Schritt den ich ging richtig war.
Weißt Du warum? Wenn Du aus dem Herzen lebst und entscheidest, dann erfährst Du immer unmittelbar im jeweiligen Augenblick, dass es richtig war direkt über das Herz. Die Zukunft spielt nicht die Rolle und egal, wie sie dann kommt, dann war es trotzdem genau das, was die Seele erleben und erfahren wollte.
Die erlebte Zufriedenheit und Klarheit, die immer stärker und echter wird, kann Dir keine Niederlage, die irgendwann eintritt, nehmen.
Ich könnte jetzt schon sagen, ich erlebe Niederlagen genug. Immerhin hat mich dieser Weg in den finanziellen Bankrott geführt. Bevor ich diesen Weg einschlug, war ich eine Bürgerin der Gesellschaft mit einem "ordentlichen Beruf" , die gut verdient hat und dahingehend auch die entsprechene Anerkennung erlebte bis hin, dass ich ein ordentliches Bett hatte. :-)
Das ist im Moment völlig weg aus meinem Leben.
Dazu kommt, dass ich mich im Moment nicht um z.B. Ausstellungen oder Lesungen oder Seminare  kümmern kann, wenn ich es nicht fühle, selbst wenn ich hier umtürmt bin von Bildern. Wenn ich es fühle, handle ich und wenn nicht, dann nicht. Dann hat es auch im Großen und Ganzen seinen Sinn. Was weiß ich, was mein Herz, was das Große und Ganze, was Gott vorhat. Entweder man hat Vertrauen oder nicht. Der Winter kommt von allein wie auch der Sommer.
So kann ich mich auch nicht aufmachen und versuchen, mir irgendeinen Job zu suchen, um möglichst wieder zu regelmäßigen guten Einnahmen zu kommen, wenn die Energie für etwas ganz anders fließt und ich mir sicher bin, dass es dann nur mangelndes Vertrauen ins Herz wäre, würde ich es tun, auch wenn meine Umwelt dann mit mir vielleicht zufriedener wäre.
So muss ich es eben akzeptieren, auch von manchen Menschen gesehen zu werden wie jemand der unfähig ist, einen vernünftigen Beruf nachzugehen und "gutes Geld"  zu verdienen oder keine Lust hat für eine richtige Arbeit.
Doch ich erlebe nun schon seit  über 15 Jahren, dass Gott immer für seine Schäfchen sorgt, die nach seinem Willen leben, ihm Vertrauen, egal über welche Kanäle.
Nur die Angst bringt uns in Schwierigkeiten.
Ich erlebte trotz meiner Situation bisher keinen Mangel. Es fügte sich immer alles rechtzeitig, auch wenn es manchmal eng erschien. Ich sollte vielleicht einfach die vielen Facetten des Lebens, die die Menschen erleben müssen, mal spüren.
Doch so ist natürlich mein Herzvertrauen enorm gewachsen. Da stellen sich nicht selten Wunder ein, wo Du staunen kannst.
Ja, Du trittst in die völlige Akzeptanz dessen was geschieht.
Ich würde auch den Tod akzeptieren, wenn er jetzt käme,
denn seitdem ich versuche, bewusst so zu leben, habe ich nichts mehr aufgeschoben auf später.
Du lebst einfach seelenverbunden im Augenblick.

Herzliche Grüße
Malina

 


 "Wenn du versuchst,
meinen Weg zu folgen,
wirst du ihn nicht finden,
denn meine Reise hat
woanders begonnen.
Mach deine eigene Reise,
wohin auch immer
dein Weg dich führen mag." S.40

 

Barry Stevens
"Don't push the river"
Peter Hammer Verlag


"Da gibt es kein Aber. Wenn
Sie zu Liebe geworden sind,
werden Sie sich niemals
wieder verletzt, misshandelt
oder ängstlich fühlen.
Das Leben wird für Sie eine vollkommen neue Bedeutung
erlangen. Sie werden sich
in das Bewusstsein der Liebe verwandeln und die Schönheit
in den Tiefen der Verzweiflung
kennen lernen - das heißt
in der Verzweiflung anderer.
Sie werden sich über Gefühle
und Verzweiflung
hinaus erhoben haben,
und in diesem Zustand
werden Sie andere
gleichfalls aus
ihrer Verzweiflung
zur Liebe erheben.
Empathie heißt nicht,
dass  man sich zu
jemanden nach unten begibt;
Empathie bedeutet,
dass man den anderen
aufhebt und
im eigenen Glück
mit ihm eins wird."


Malcolm S. Southwood
aus "Wie Liebe heilen kann"
Knaur-Verlag  "Manchmal denke ich, daß Gefühle eigentlich immer gut sind und das nur die Gedanken über die Gefühle mich in Schwierigkeiten bringen. Sobald die Gedanken aufhören, sind die Gefühle in Ordnung, selbst die schmerzlichen."
S. 37

 

Barry Stevens
"Don't push the river"
Peter Hammer Verlag
"Was mich am Schreiben interessiert, ist das, was ich dadurch gewinne. Wenn niemand es liest, okay." S.71

 

Barry Stevens
"Don't push the river"
Peter Hammer Verlag
"Wenn ich anfange, >warum< zu fragen, entferne ich mich mehr und mehr vom Hier. Ein >weil< folgt  dem anderen, und der Sinn entspricht ungefähr der Aussage, daß ich deshalb so bin, wie ich bin, weil Bismarck sauer auf den Kaiser war und die allgemeine Wehrpflicht einführte. S.123

 

Barry Stevens
"Don't push the river"
Peter Hammer Verlag

"Wenn wir nicht gegen unsere Fehler ankämpfen, korrigieren sie sich von selbst. Wie sonst könnte ein Baby laufen lernen?" S.49

 

 Barry Stevens
"Don't push the river"
Peter Hammer Verlag

">Ich wußte nicht, was ich tat, aber ich wußte, daß ich es tun mußte< - das ist die Weisheit des Organismus,..." S.27 

 

Barry Stevens
aus " Von Mensch zu Mensch"

"Die Qualität von Mut befähigt eine Person, in die Unsicherheit des Unbekannten einzutreten, wenn sie sich selbst wählt." S.82

Barry Stevens
aus " Von Mensch zu Mensch"

"Das übliche Beharren darauf, daß Dinge erst durchdacht werden müssen, hat zur Folge, daß viele Dinge nicht getan werden, weil wir es nicht geschafft haben, sie vorher total zu durchdenken. S.181

 

Barry Stevens
aus " Von Mensch zu Mensch"

 "Der Irrtum tritt dann auf, wenn mein Intellekt die erste Entscheidung trifft, was er nur >praktisch< tun kann, zu seinem Nutzen und zum Nutzen dessen, was er als seine Besitztümer sieht..... Ich darf nicht zulassen, daß  das IntellektIch mich vom Weg abbringt. Ich muß dem tiefsten Inneren gegenüber unterwürfig sein und es durch das Äußere nach außen treten lassen." S.246

 

Barry Stevens
aus " Von Mensch zu Mensch"

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