Seelenliebe oder nicht? (2. Brief an Sonja)
Liebe Sonja,
Du fragst, ob nicht vielleicht trotzdem Seelenverwandtschaft vorliegt, wenn man sich zueinander hingezogen fühlt und sich schwer trennen kann, selbst wenn es irgendwie schräg ist, wie man die Beziehung empfindet und sie sich gestaltet? Liebe Sonja, wenn Du schon das Wort schräg verwendest, will ich es auch tun. Wenn sich etwas schräg anfühlt, dann ist es auch schräg. Zwei Seelen, die aus einer Seelenfamilie stammen, fühlen starke Übereinstimmung vom Wesen her, was sich bis ins Tagesbewusstsein drängen kann. Natürlich kann sich die Beziehung trotzdem schräg anfühlen, wenn die beiden Menschen schräge, also unerlöste Muster in sich tragen und diese sie zueinander führten aufgrund der Resonanz. Doch es wird sehr schnell gesagt, wenn man sich zu jemandem stark hingezogen fühlt, sich verliebt hat, dass es ein Seelenverwandter sein muss oder gar die Dualseele. Doch in Wirklichkeit können sie sich vom Wesen her recht fremd sein und es ist lediglich ein starkes Muster, das sie zusammen geführt hat nach dem Schlüssel-Loch-Prinzip. Auch kann geistige Übereinstimmung vorliegen aufgrund gleicher oder ähnlicher Interessen oder auch eine gemeinsame Lebensaufgabe. Das hat jedoch noch nichts mit Seelenverwandtschaft zu tun. Zwei, die Mathematik lieben, müssen sich überhaupt nicht vom Wesen her ähnlich sein und schon gar nicht gleich. Es kann sein, sie verstehen sich trotzdem blendend oder überhaupt nicht. Es ist ja wohl auch oft so, dass sich zwei Menschen blendend verstehen solange sie nicht den Alltag miteinander teilen, denn da kann keiner mehr den anderen blenden. Alles Unstimmige, das in einem noch haust, kommt angekrochen und sagt: "Hier bin ich. Wann darf ich erlöst sein? Du kannst mich nun nicht länger verstecken." Wenn zwei Menschen sich zueinander hingezogen fühlen aufgrund ihrer Muster, sind sich die Seelen dieser beiden Menschen einig und wollen diese Verbindung, damit bei jedem das Muster so stark hervortreten kann, sichtbar wird, dass es aufgelöst werden kann. Was sich am Anfang einer Beziehung so als große Verliebtheit anfühlen kann, ist genau das, was sich zum Problem in der Beziehung entwickeln kann, wenn man es nicht erkennt und es nicht zur Auflösung kommt. Das ist dann auch oft das Ende der ersten Verliebtheitsphase. Die Verliebtheit kann natürlich immer wieder kommen, wenn BEIDE bereit sind, in sich zu gehen und nicht Projektionen einen großen Keil zwischen die beiden treiben. Egal, wodurch der Konflikt entsteht und durch wen er als erstes zu Tage tritt, betrifft es doch beide und jeder sollte in sich forschen, was für ihn selbst die Botschaft ist und was er zu erkennen hat, damit etwas erlöst und geheilt werden kann. Wenn es zwei Seelen meistern, kann es sein, sie lösen sich nach der Heilung der Muster voneinander, wenn es nur darum ging oder sie bleiben zusammen, weil sie noch gemeinsame Erfahrungen machen wollen und die Liebe füreinander sogar gewachsen ist. Vielleicht gibt es ein gemeinsames Projekt, das sie weiter in Liebe verbindet. Vielleicht haben diese beiden Seelen auch vor, für den Rest ihres Lebens zusammen zu bleiben. Die Liebe füreinander kann stetig wachsen und sie so zu immer mehr Tiefe kommen. Die Liebe füreinander kann übrigens auch immer da sein und bleiben nach dem Erkenntnisprozess, doch das heißt nicht, dass es immer was Verbindendes zwischen zwei Menschen gibt. Die Bindung, das Verbindende kann sich auflösen. So kann eine Beziehung für einen Moment sein, für eine Lebensphase oder natürlich auch dauerhaft. Es hat nicht unbedingt gleich was mit Seelenverwandtschaft zu tun, wenn man sich stark zueinander hingezogen fühlt oder sich gut versteht. Zwei sich im Grunde noch fremde Seelen können in Harmonie zusammen wachsen und ein gutes Leben miteinander führen. Zwei Seelen, die sich nahe sind, können dagegen gar kein Interesse daran haben, miteinander zu leben oder gemeinsam etwas zu machen. Sie haben für die Inkarnation sich halt sehr voneinander verschiedene Aufgaben gestellt. Doch wie das in guten Familien so ist, werden sie sich auf der Seelenebene dafür gegenseitig unterstützen unter anderem mit ihrem Seelenpotenzial. Da alles immer miteinander verbunden ist, ist das auch kein Problem. Entfernungen spielen dabei keine Rolle und stellen sich nicht als Problem dar. Ob die Hilfe dann nur auf geistigem Wege stattfindet oder physisch, indem plötzlich der Helfer auftritt, will ich es mal ruhig so nennen, ergibt sich aus dem, was notwendig ist und was die Seelen sich zusammen ausgeheckt haben. Im Endeffekt geht es doch darum, dass die Familie wächst und es am Ende eine große Familie ist, wo sich alle miteinander helfen und gegenseitig unterstützen, damit jeder sein Seelenpotenzial zur optimalen Entfaltung bringen kann. Darum sollte es auch in Partnerschaften gehen. Wenn die Seelen merken, dass in der Beziehung überhaupt keine Entwicklung mehr ist und sie zu verkümmern beginnt, werden sie die Trennung des Menschenpaares wollen. Dazu werden von den Seelenverwandten, wenn nötig, auch Helfer geschickt, damit das Paar sich trennt. Deshalb sind auch sämtliche Schuldzuweisungen, die bei Trennungen z. B. auftreten oder schon während der Beziehung Blödsinn. Schade um die verpuffte Energie und Zeit. Alles geschieht auf der Seelenebene im gegenseitigen Einvernehmen so sehr wir manchmal schmerzlich darunter leiden über das, was uns widerfährt. Der Verstand hat meist andere Pläne als die Seele und der Verstand plant gerne und viel. Je unsicherer sich jemand fühlt, desto aktiver plant und kalkuliert der Verstand. Die Seele will sich unter allen Umständen weiter entwickeln und entfalten, das was in ihr angelegt ist, ausdrücken. Dies kann sehr unterschiedlich sein. Wenn sich z. B. in einer Beziehung der eine in seiner Lebensform angekommen fühlt oder seine Muster sind noch so stark und festsitzend, dass er sich für Veränderungen sträubt und immer nur wieder seinem Schema folgt, doch die andere Seele hat einen spirituellen Sprung gemacht, dann kann es sein, dass die Wege der beiden trotz füreinander empfundene Liebe sich trennen, ja sich zwangsläufig trennen müssen. Tun sie das nicht, können sich z. B. Krankheiten entwickeln, die entweder zu tiefer Einsicht führen sollen und wenn die Seele gar keine Hoffnung mehr sieht, dann kann das den vorzeitigen physischen Tod bedeuten und die Seele will neu inkarnieren. Doch manchmal kommt es nach schweren Krankheiten, die überwunden wurden zu Lebensveränderungen, weil durch das in sich einkehren während der Krankheit gespürt wird, was einem wirklich wichtig ist und dafür ist man nun bereit alles zu riskieren, ja sein Leben zu riskieren. Es ist doch besser, man gibt es hin für eine Sache, die einem wirklich am Herzen liegt, selbst wenn man es dadurch verliert, als es zu verlieren, weil man im Grunde schon vor der Krankheit seelisch fast tot war. Liebe Sonja, denkst Du immer noch darüber nach, ob Du Dich von Gerald trennst oder nicht? Suchst Du gerade nach Gründen, warum Du bleiben solltest und könntest, um den Schritt nicht zu wagen? Hat die Angst der Ungewissheit Dich gepackt, was danach kommt und wie es Dir ergehen wird? Hast Du Angst vor den Gefühlen, die kommen könnten, wenn Du am Sonntag alleine am Herd stehst und am Nachmittag allein spazieren gehst? Wie wird es sich anfühlen, wenn kein Anruf mehr kommt mit der Mitteilung, dass ihr am Dienstag zusammen das Konzert besucht. Wie wird es sich anfühlen, wenn Du zur Konzerthalle rennst und er nicht mal auf die Idee käme, Dich dafür auch nur ein einziges Mal abzuholen oder Dir einen Drink in der Pause zu spendieren. Hoffst Du noch, dass er irgendwann mal während eines rührenden Stückes vielleicht mal Deine Hand nimmt und sie streichelt? Doch, warum nicht mal auch alleine ins Konzert gehen oder auch allein in den Urlaub fahren? Es könnten sehr schöne interessante Überraschungen auf Dich warten und Du auch in Dir ganz neue Empfindungen erleben. Liebe Sonja, das Leben ist unsicher, unabhängig davon, ob Du diesen Unsicherheiten ausweichen willst oder nicht. Wirst Du Dich von ihm lösen können und mal neue Wege ausprobieren, um neue Erfahrungen zu machen? Eins ist natürlich sicher, wenn Du es nicht tust, wirst Du es nicht erfahren. Du wirst auch nicht erfahren, ob es noch etwas für Dich geben könnte, das sich für Dich stimmiger anfühlt als Deine jetzige Situation. Du hast mit ihm nun schon oft gesprochen und ihm gesagt, was Dir in der Beziehung fehlt und er hat Dir klar geantwortet, dass er Dir nicht mehr geben kann und will. Willst Du weiter leiden und hoffen und klagen? Ist das Lebensqualität? Bis Du Dir nicht mehr wert? Beginne, Dich liebevoll um Dich selbst zu kümmern, damit Du jemanden in Dein Leben ziehen kannst, der ebenfalls mit Dir sehr liebevoll umgeht. Du wirst übrigens merken, wenn Du anfängst, Dich nach Deinem Herzen zu richten, wird sich Deine Sehnsucht darin auflösen. Es geschieht dann einfach das, was für Dich gut ist. Fühle in Dein Herz, ob Du für den Rest Deines Lebens mit jemandem spazieren gehen willst, der Dir nie die Hand reicht oder nach Deiner greift, nachdem Du ihm die Deine gereicht hast?
Von Herzen Malina
PS: Wenn Du das unten stehende Zitat liest, kannst Du doch ganz entspannt bleiben, denn darin drückt sich für mich aus, daß alles was wir erleben doch auch notwendig ist und wir erst dann den Partner, der zu uns absolut harmonisch passt, haben können, wenn wir selbst heil geworden sind, da alles auf Resonanz beruht. Der Richtige ist also immer der, der gerade mit uns ist, was nicht heißt, etwas aushalten zu müssen, das uns nicht gut tut. Die Erkenntnis genügt oft, um weiter gehen zu können."
"Die wahre Ehe, die wirkliche, die einzig mögliche, die es geben kann, ist die Verschmelzung unserer Seele mit ihrer zweiten Hälfte. Alle anderen Vereinigungen von Mann und Frau beruhen auf menschlicher Wahl und haben mit der wahren oder himmlischen Ehe nichts gemein." S. 73
Heidrun Strieding" Wie finde ich meine Dualseele" Heyne Verlag
Hier geht es zum 1. Brief an Sonja "Nichts wie weg hier" Hier geht es zum 3. Brief an Sonja "Ist mein Partner ein Therapiefall?"
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