Ist mein Partner ein Therapiefall? (3. Brief an Sonja) 

 

Liebe Sonja,

 

Du fragst, wenn Konflikte doch immer beide betreffen, weil sie in der Beziehung entstanden sind, bzw. sich offenbart haben, müsstet ihr sie doch auch zusammen lösen. Du fragst weiterhin, ob Du nicht die Flinte ins Korn wirfst, wenn Du Gerald nun verlässt. Vielleicht ist das ein Muster, das er lösen muss? Du überlegst, ob Du dahingehend mit ihm reden solltest?

Liebe Sonja, also wenn Du zu Gerald sagen willst, dass er nicht ganz richtig ist, so wie er ist und er eventuell sogar eine Therapie braucht, dann hast Du eurer Beziehung mit Sicherheit am schnellsten den absoluten Todesstoß gegeben. Jeder hat mit seinen Mustern genug, da braucht er sich nicht noch die von anderen an Land zu ziehen. Es kennt kaum jemand seine eigenen, wie will er da über andere Bescheid wissen?

Er hat doch kein Problem damit, so zu sein, wie er ist. Du bist es doch, die sich an seinem Verhalten stört. Wenn Du Dich als Therapiefall sehen möchtest, weil Du ein Problem mit ihm siehst, dann ist es Deine Sache, doch hüte Dich davor, den Partner so zu sehen. Ausnahmen gibt es, wenn wirklich etwas vorliegt, womit derjenige sich selbst und andere zerstört, wie das z. B. bei einem Alkoholiker der Fall ist oder es liegt, was weiß ich irgendeine Phobie vor. Das kann sein, dass er vielleicht Angst vor Licht hat und hat bei hellstem Sonnenschein immer die Vorhänge zu hat, so dass kein Lichtstrahl den Raum fluten kann und trägt ständig auch bei 30 Grad eine schwarze Mütze auf dem Kopf, damit er nicht angegriffen wird von Geistern. Das fällt mir gerade ein. Nicht, weil ich so einen Partner vielleicht mal hatte, doch ich kenne so jemanden in meinem Bekanntenkreis. Ich besuchte ihn einmal und trat in den Raum und machte spontan die Vorhänge zur Seite, weil draußen die Sonne strahlte und ich wagte es mir, sogar das Fenster zu öffnen, um die schöne Luft herein zu lassen. Er sah mich entsetzt an und sagte, dass ich allen Mist reinlassen würde. Ich würde mich vor nichts schützen. Alle möglichen Wesen würden reinkommen. Ich sagte, dass mir alle willkommen sind. Selbst ihm würde ich nicht sagen, dass er eventuell ein Therapiefall ist. Er ist nämlich richtig zufrieden mit dem was er lebt und wie. Er lebt allein in seinem Haus und stört damit niemanden. Das was er lebt, ist wie ein Lebenselixier für ihn. Wer weiß, was die Seele erfahren will und warum. Ich sage dann höchstens scherzhalber immer mal, dass er in einer früheren Inkarnation sicher ein Schwarzmagier war. Das Licht braucht keine Techniken, um sich vor irgendwas zu schützen. Das trifft nur zu, wenn man im Dunkeln tappt und hat Angst, sich jeden Moment irgendwo zu stoßen, z.B. am Tischbein, weil man den Tisch nicht sieht, der vor einem steht.

Nun und auch Gerald stört es nicht, so platonisch mit Dir zusammen zu sein. Im Grunde ist doch die ganze Welt voller Verrückter und schräger Typen. Wo willst du anfangen, diese alle zu heilen? Das kannst Du nur bei Dir, indem Du in Dir aufspürst, was Dir Unbehagen bereitet.

Ich schrieb in meinem letzten Brief an Dich, dass in Partnerschaften die eigenen Muster angekrochen kommen aus ihren Verließen, und dass es meist beide betrifft aufgrund der Resonanz. Ich habe nicht geschrieben, dass ihr anfangen sollt, euch gegenseitig zu therapieren. Das Thema Therapie sollte überhaupt keine Rolle spielen zwischen zwei Menschen, wenn nicht etwas wie oben erwähnt Krankhaftes vorliegt, mit dem offensichtlicher Schaden entsteht. Wahrscheinlich wollte dann jeder der Therapeut sein und der andere der ist Therapiefall. Da habt ihr ruckzuck den nächsten Konflikt und der ist mit Sicherheit schwerwiegender und das eigentliche Problem wird nicht angeschaut. Das kann nur jeder für sich. Du kannst nur fühlen, ob Du was bei Dir anders möchtest. Entweder Du möchtest lernen, auf Probleme neu zu reagieren, neu damit umzugehen oder Du möchtest was anderes leben oder in eine neue Resonanz kommen, um Situationen und Menschen in Dein Leben zu ziehen, mit denen Du mehr Harmonie leben kannst. Was willst Du? Das ist das Entscheidende und da musst Du ansetzen und das jeder für sich. Der andere hat die Wahl, über sich zu entscheiden. Jeder Mensch ist anders mit seinen Vorzügen und Nachteilen, doch kein Therapiefall für sein So sein, nur weil es Dich stört.

Die Muster werden in der Beziehung offenbar und das ist doch gut so, denn alles strebt zum Licht, will raus aus den Verstecken und mit Liebe angeschaut und durchdrungen sein.

Im Grunde hast Du schon richtig gehandelt, indem Du ihm gesagt hast, worunter Du leidest, was Dir fehlt und was Dich stört. Du hast von Dir gesprochen und darin keine Vorwürfe formuliert. Er hat Dir eine klare Antwort darauf gegeben, indem er sagt, dass er Dir nicht mehr geben kann und will. Da gibt es erstmal nichts dran zu rütteln. Er ist damit richtig und Du bist es. Mit um die Muster kümmern meine ich, dass Du als die Unzufriedene in Dich hinein lauschen solltest, um herauszufinden, warum Du in dieser für Dich vertrackten Situation bist und wie die Lösung aussehen könnte. Es ist allein Deine Sache. Da kannst Du Dich fragen, ob Du bereit bist, auf das, was Dir fehlt weiterhin zu verzichten, um die Beziehung weiter zu führen. Dann musst Du es aber wirklich akzeptieren, ihn akzeptieren und musst aufhören, Dich zu beschweren. Ihr seid beide an der entstandenen Situation beteiligt, was nicht immer gleichzeitig heißt, dass jeder innerlich betroffen ist. Wenn Du es nicht akzeptieren kannst und willst, musst Du gehen, ansonsten schadest Du euch beide. Vielleicht erlebt er das nach Dir nochmal mit drei Frauen, die ihm deshalb Stress machen, bis er in sich geht und sich fragt, warum er immer Frauen in sein Leben zieht, die mit ihm ins Bett wollen, wo er doch gar keine Lust dazu hat. Er will doch nur nicht immer alleine sein. Vielleicht entscheidet er sich dann endlich für eine Katze oder einen Hund und wenn er mal aus irgendeinem Grund eine Frau an seiner Seite will, mietet er sich eine. Seine Sache! Du kannst trotz dieser Beziehung, die ihr miteinander lebt, nicht seine persönliche Lebensform, seine Bedürfnisse und Wünsche in Frage stellen, solange er damit anderen nicht schadet, sondern immer nur die eigene.Doch Deine stelle ruhig in Frage und zieh die Konsequenzen. Kümmere Dich um Dich. 

Ihr habt klar darüber gesprochen. Was willst Du mehr?

Ja, Du findest, dass diese Beziehung Dir persönlich schadet. Ihm tut sie gut so wie sie ist, außer wenn Du Dich beschwerst. Er greift Dich nicht an. Er zwingt Dich nicht, mit ihm zusammen zu sein. Er macht Dir keine Vorwürfe für Deine Bedürfnisse. Er lässt Dich so sein wie Du bist. Er wird Dich nicht einsperren wollen, wenn Du sagst, dass Du die Beziehung auflösen willst. Vielleicht ist er traurig oder vielleicht auch wütend und verletzt und fängt an, Dich zu beleidigen, doch das sind dann seine Gefühle und er wird vielleicht dadurch gezwungen, in sich zu schauen, wenn er keine Mitspieler mehr findet. Doch das ist dann nicht mehr Deine Sache.

Grundvoraussetzung um sich als Partner ebenbürtig zu begegnen ist, dass jeder den anderen so akzeptiert und vor allem annehmen kann, wie er ist mitsamt seiner Macken.

Wenn Dich etwas wütend macht, dann ist es Deine Wut. Wo willst Du die Ursache finden, wenn nicht in Dir, wo Sie doch in Dir entstanden ist und daraus wirst Du jeweils Konsequenzen ziehen. Nur dann entsteht Klarheit.

 

Herzlichst

Malina

 

 

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"Die Blindheit für das Anders sein eines Menschen,

der einem nahesteht, ist kein ausgefallenes Beziehungssymptom - das ist mir heute klar -, sondern eine allgemeine typisch menschliche Täuschung.

Jetzt erst weiß ich, dass ich nichts von Dir weiß." S. 14

 

Michael Lukas Moeller

" Liebe ist das Kind der Freiheit "

Rororo Verlag 

 

 

 

Hier geht es zum 2.Brief an  Sonja:" Seelenliebe oder nicht"

 Hier geht es zum 4. Brief an Sonja "Herz & Bauch"

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