Ja, Rache und Gegengewalt, lieber Lubin, wie ich das sehe? Nicht unbedingt wird Gegengewalt erzeugt von dem an dem Rache geübt werden soll. Das passiert nur dann, wenn er sich auf derselben Schwingungsebene befindet bzw. auf diese abwandert, weil in ihm ähnliche Muster noch nicht geheilt sind. Ansonsten richtet sich die Gegengewalt auf den, der sie aussendet. Sie richtet sich in jedem Fall auf ihn, denn wer sich für etwas rächen will, trägt ja den Kampf bereits in sich. Natürlich gehören zu einem Kampf immer zwei. Doch wenn derjenige auf den die Gewalt gerichtet ist, sich nicht auf den Kampf einlässt, weil er in der Liebe ist und gar nicht erreichbar für Gewalt in dem Sinn, dann muss derjenige den Kampf allein mit seinem Inneren austragen bzw. in seinem Inneren, indem er sich seine Prägungen und Muster anschaut. Darin liegt die Chance zur Transformation und damit das Wachsen zu inneren Frieden, der unabhängig von äußeren Umständen ist.
Eine Verhaltensweise kann ein Akt der Rache sein oder auch nicht. Das entscheidet nicht derjenige, der es so empfindet, weil es so auf ihn wirkt. Empfindet jemand Rache, wo gar keine ist, dann ist das schon wieder ein Rache- und gleichzeitig Gewaltakt auf sich selbst gerichtet. Rache erfolgt immer aus Schmerz, wenn etwas nicht so verläuft, wie man es sich ausgemalt hat und es für selbstverständlich hält, weil man es sich so im Kopf zurechtgelegt hat. Es resultiert aus der Unfähigkeit mit dem Moment zu gehen und mangelndem Vertrauen in die Weisheit und Liebe der Schöpfung des Augenblicks. Wer die Weisheit und Liebe seines eigenen Herzens verlässt oder den Zugang schwer findet, weil die Wege von vielem "Unrat" versperrt scheinen, fällt leicht in Fallen, die dieser "Unrat aus meist vergangenen Erfahrungen und Prägungen" ihm stellt. Doch mit jedem Stück, das freigelegt wird, rückt er seinem Herzen näher bis er schließlich irgendwann ganz in diesem ruht und darin erkennt, dass alles was ihm wiederfahren ist , der Freilegung des Weges zum eigenen Herzen diente.
In Liebe Malina
Hier noch eine kleine Geschichte, die zum Thema passt:
Die Kampfhähne
"Tschi-Hsing-Tse richtete für den Fürsten Kampfhähne ab. Nach zehn Tagen fragte der Fürst, ob die Vögel bereit seien. „Noch nicht“ antwortete Tschi; „sie sind noch voll Streitsucht und Übermut.“ – Nach weiteren zehn Tagen fragte der Fürst wieder. „Noch nicht“ antwortete Tschi; „Noch erregt sie Stimme und Anblick anderer Hähne“ – Nach weiteren zehn Tagen fragte der Fürst wieder. „Noch nicht“ antwortete Tschi; „noch zittert ihnen der Zorn in Leib und Augen.“ Als aber noch 10 Tage vergingen und der Fürst wieder fragte, antwortete ihm Tschi: „Jetzt taugen sie. Andere Hähne mögen vor ihnen krähen, soviel sie wollten, sie werden es nicht beachten. Wenn du sie ansiehst, möchtest du sagen, sie seien aus Holz. Ihre Tugend ist vollendet. Fremde Hähne werden nicht wagen, sich mit ihnen zu messen; sie werden davonlaufen.“
Tschuang-Tse
„Denk immer daran, das Sichtbare ist niemals die Wurzel; die Wurzel bleibt immer unsichtbar, die Wurzel ist immer versteckt. Kämpfe nie mit dem Sichtbaren, sonst kämpfst du immer nur mit Schatten.“ S.48
Osho aus „TANTRA – DIE HÖCHSTE EINSICHT“ Sannyas-Verlag
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"Was im Einklang mit der Existenz ist, das ist richtig" S.22
Osho
"Schicksal, Freiheit und die Seele"
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