Wie geht es weiter? (12. Brief an Oskar)
Lieber Oskar,
Du fragst Dich, ob das Leben im Endeffekt nicht auch nur Stress ist, wenn man anfängt, sich seiner Muster und Blockaden bewusst zu werden und will sie loswerden? Du schreibst: „Ist es da nicht besser, sich bis zur Bewusstlosigkeit in eine Arbeit zu stecken und sich immer wieder Ziele um Ziele zu setzen und das erreicht haben eines Zieles anschließend kurz zu genießen, zu feiern und sich sogleich auf zum Nächsten zu machen? Ich meine, so läuft es ja im Endeffekt. Ich kenne kein Unternehmen, dem es nicht um Wachstum und Marktbeherrschung geht, so optimal wie möglich. Jeder will doch schließlich seinen Wohlstand, seine Anerkennung und Macht mehren. Das Schaffen von Mehrwert ist doch das A & O eines jeden Unternehmens, einer Gesellschaft und überhaupt wer will das nicht? Das ist schließlich schon immer so, nur in leicht unterschiedlichen Formen und Gewändern. Sozialismus hat nicht funktioniert, das wissen wir ja nun alle. Seelische Entwicklung und Entfaltung war doch dort noch weniger möglich. Die Menschen wollen haben und dafür sorgen, dass sie auch morgen noch genug haben. Ist doch verständlich. Das ist ja nicht nur bei Unternehmern so, sondern beim Menschen allgemein. Man macht sich doch immer Gedanken darüber, wie es weiter geht. Jeder hat den Kopf voller Pläne, die er umsetzen will und wenn es der ist, wohin es die nächste Saison in Urlaub geht, um rechtzeitig zu buchen. Der Unternehmer überlegt nun mal, wie er mehr produzieren kann, mehr verkaufen kann, mehr Gewinn machen kann und wo er Kosten einsparen kann. Das trifft natürlich dann auch den Menschen, denn die sind teuer meistens wohl auch der Hauptkostenfaktor. Also will jeder Personalkosten reduzieren, wo er nur kann. Ist halt ein hartes Geschäft, wenn man die Nase immer im Trog haben will und jeder will das. Das ist natürlich auch ein anstrengendes Leben. Bei mir war es meistens so, dass ich, wenn ich abends im Bett lag, mir innerlich den Plan für den nächsten Tag zurechtgelegt habe. Im Kopf war der meistens schon fertig, wenn es dann auch nicht unbedingt immer so reibungslos ablief. Doch ich wusste immer genau, was ich wollte und bin dafür ganz strategisch vorgegangen. Als ich mit der Unternehmensgründung angefangen habe, gab es noch nicht so viele Unternehmensschulen und Coache wie heute, wo sich die Leute schulen lassen, wie sie optimal manipulieren und verkaufen können und wie man erfolgreich ein Unternehmen führt. Ich habe harte Zeiten hinter mir bis es so lief und auch ich immer besser wurde im Vermarkten und auch mich zu verkaufen. Mir hat das noch keiner gesagt, wie ich während eines Gespräches optimal mit den Händen fuchteln muss. Naja, Schlaftabletten hatte ich auch liegen, die ich immer mal brauchte und Kopfschmerztabletten hatte ich in meinem Schreibtisch. Doch trotzdem, es waren viele Reize da, die ein angenehmes Gefühl verursachten, wenn z.B. was so aufging, wie ich geplant hätte oder noch besser. Doch, wenn ich richtig darüber nachdenke, war es eigentlich nur die Bestätigung meiner Überlegenheit, die sich so angenehm anfühlte. Denn ich muss zugeben, die schwindet mir jetzt des Öfteren. Ich werde jetzt doch öfters von einer unerklärlichen Unruhe und Angst gepackt. Früher hatte ich zwar auch manchmal Ängste, aber die waren anderer Natur. Es ist dieses Gefühl, sich aufzulösen, von etwas weggerissen zu werden, wo man Halt fand. Hinterher fühle ich mich dann zwar immer wieder wie neugeboren und sogar besser und klarer und weiß daraus, dass ich nicht wieder in mein altes Leben zurückwollte, jedenfalls so, wie ich es gelebt habe. Es sind schon tolle Erfahrungen, die ich so mache. Doch es ist halt auch nicht einfach, diese Orientierungslosigkeit auszuhalten, die da ist, wenn der Verstand auszusetzen scheint und sich die innere vertraute Welt aufzulösen beginnt. Ich weiß nicht mehr, wie in drei Jahren mein Leben aussehen wird. Vorher wusste ich das immer, egal wie es sich dann auch entwickelt hat, aber ich wusste es wenigstens erst einmal. Jetzt steigt so viel Unwissenheit in mir auf, indem mir etwas mein Wissen nimmt. Der Herzensweg, wie Du es nennst, scheint eine Reise ins Ungewisse zu sein. Doch kann das Leben noch als Ganzes funktionieren, wenn jeder plötzlich seinem Herzen folgen will und mit dem Herzen prüft, ob das oder das jetzt richtig ist? Wir brauchen doch auch Gewissheit, z. B. dass morgen früh der Bäcker seinen Laden öffnet und die Leute ihre Brötchen kaufen können und nicht, dass einfach geschlossen ist, weil des Bäckers Herz vielleicht sagt, dass er heute heim bleiben soll.“ Lieber Oskar, es ist doch wunderbar, was alles so in Dir los ist. Scheint sich wohl ein bisschen Chaos zu entwickeln, wo der Verstand nicht mehr ganz mitkommt mit seinem gespeicherten Wissen? Es ist ganz natürlich, den Weg auch mal oder des Öfteren in Frage zu stellen. Das passiert gerade an Tagen, wie solchen, die Du beschrieben hast. Du kannst alles immer wieder jederzeit in Frage stellen, doch lausche anschließend der Antwort, die aus Deinem Inneren zu Dir aufsteigen will. Zieh Dich zurück, bis die Klärung abgeschlossen ist dessen, was Unruhe und Angst erzeugt hat. Nun zu einigen Aussagen von Dir. Lieber Oskar, erstens bedeutet der Herzensweg nicht, Verantwortungslosigkeit. Im Gegenteil, es bedeutet, dass die Herzensenergie immer für das fließt, was wahrhaft höchste Priorität hat. Es geht um Heilung und Harmonisierung des Ganzen und nicht darum, unnützen Unfug und Schabernack zu betreiben. Wenn der Bäcker zu Hause bleiben soll aus irgendeinem Grund, wird der Bäcker gleichzeitig die Idee und Eingebung erhalten, wen er vertretungsweise den Laden führen lässt oder es ergibt sich eine andere Lösung. Das Herz fördert nichts, das nicht lebenswert und nicht Sinn macht. Dein Handeln wird immer mehr eine bewusste Antwort auf das was das Herz will sein. Du fühlst es einfach immer mehr. Und zweitens, was war denn vorher so gewiss und was ist überhaupt gewiss? Weißt Du, warum es so viele Dramen in der Welt und in den Menschen gibt? Es ist, weil ihrer zurechtgelegten und geplanten Gewissheit vom Lebensfluss ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. Solange alles entsprechend läuft, macht sich eine gewisse Zufriedenheit breit. Doch wie oft kommt es vor, dass die eigene Zufriedenheit Leid beim nächsten hervorruft. Wenn z.B. große Unternehmen zum Ziel haben, kleinere Unternehmen kaputt zu machen, um auch noch den ihren Umsatz abzuschöpfen und irgendwann, wenn sie das Monopol haben, die Preise ganz beliebig gestalten können, weil alles, was Konkurrenz war, ausgeschaltet ist. Wieviel Leid bedeutet sowas für unzählige Menschen und wieviel Freude bei wenigen, bei den vermeintlichen Gewinnern. Wieviel Gewalt kann durch solche Umstände freigelegt werden, wo blinde Wut die Oberhand gewinnt oder Ohnmacht und psychische Zusammenbrüche. Was, wenn, z.B. sogenannte Schicksalsschläge da sind? Die Gewissheit, auf die man so gebaut hat, ist verschwunden und schnell kann Panik ausbrechen durch die Verhaltensweisen zutage treten, von denen der Mensch nicht geglaubt hat, dass er dazu fähig ist. Doch je mehr wir letztendlich in dem verwurzelt sind, was jenseits vom Verstand existiert, in dem, was unsere wahre Natur ist, desto weniger sind wir dazu fähig, selbst Unheil über die Menschen zu bringen. Wir erkennen nur so den wahren Ort, woher Frieden, Sicherheit und Zufriedenheit kommen können. Nur so baut sich Stück für Stück ein neues und besseres Lebensfeld auf. Jeder einzelne kann dazu beitragen, unabhängig von Stellung, Status, politischer Gesinnung, religiöser Zugehörigkeit. Jeder trägt den göttlichen Funken in sich und kann ihn Flamme werden lassen und mehr Licht und Frieden in die Welt bringen. Das gesamte Energiefeld, in dem sich die Menschheit bewegt und lebt, wird stärker von einer Schwingung von Frieden durchdrungen sein, worin immer weniger Unheil geschehen kann, sondern immer mehr Heil. Das, was Du als Unruhe und Angst empfindest, die Dich plötzlich öfters einfach überkommt, ist einfach Ausdruck, dass Du das Denken reduziert hast und Dein Verstand halt auch gereinigt wird. Du bist doch jetzt viel öfter im Zustand tiefer Entspannung als früher. Da geschieht Erlösung, wenn Du sie zulässt und dem Aufkommen nicht gleich im Keim entgegenwirkst. Mit der Zeit wirst Du mehr und mehr Vertrauen in diese Prozesse gewinnen und damit wird es auch einfacher. Es sind Angst und Ungewissheit und mangelndes Vertrauen, die das flüssige Erlösen manchmal noch schwer machen können. Doch die Widerstände werden weniger und irgendwann ist einfach alles Teil des Lebens und es ist fast egal, was gerade geschieht. Wenn Du einen Weg entlang gehst, wachsen am Rand nicht den ganzen Weg über die gleichen Blumen, Blumen die Du kennst. Nein, es wachsen vielleicht auch Brennnesseln, Disteln, Löwenzahn, Hagebuttensträucher und auch Dir unbekanntes Gewächse werden auftauchen. Ist das ein Grund stehen zu bleiben, umzudrehen und zurückzugehen? Du bist nicht all das, was Dir auf Deinem Weg begegnet. Du willst nur erfahren, was auf diesem Weg ist, diese Vielfalt und was sie hervorbringt. Doch Du gehst immer weiter und verschmilzt auf diese Weise mit all den Energien, die von dieser Vielfalt ausgeströmt werden. Du integrierst alles harmonisch miteinander, indem Du es aufnimmst und dabei selbst verwurzelt bleibst in Deinem Herzen, in Deinem Zentrum. Du agierst am Ende wie ein guter Komponist, der es versteht, viele unterschiedliche Noten zu einem harmonischen Stück zusammenzufügen. Fürchte Dich nicht vor den Dir unbekannten Noten oder Musikstücken, sondern überlass es Deinem Hohen Selbst, dass auch über Dich wacht und nur das Beste für Dich will. Erwarte nicht, dass der Weg irgendwo und irgendwann ein Ende hat. Wo willst Du noch ankommen, wenn Du in jedem Augenblick nicht mehr mit einer, Deiner geschaffenen Person identifiziert bist, sondern dem Geschehen lassen vertraust, weil Du in jedem Augenblick zu Hause bist? Du bist es, wenn die Identifikation erloschen ist und nicht in Bildern stecken bleibst. Dafür brauchst Du keine Wegstrecke zu gehen, sondern jetzt ist es möglich. Du weißt das inzwischen selbst, weil Du die Erfahrung bereits gemacht hast, wenn auch Du diesen Zustand noch nicht halten konntest, weil immer wieder Gedankenströme auftauchen und versuchen, Dich mitzureißen. Trotzdem weißt Du inzwischen um die Zusammenhänge Bescheid und ich denke, das ist sehr hilfreich. Kümmere Dich nicht um die Zukunft, doch achte den Augenblick, begegne ihn immer mit Achtsamkeit. Wer weiß, was dieses Universum mit Dir noch vorhat? Vielleicht ist es ja Deine große Gabe, Unternehmen aufzubauen und zu führen und Gott will Dich jetzt auf eine höhere Stufe Deines Seins führen, damit Du vielleicht Unternehmensführer wirst, für ein größeres Unternehmen, was gleichzeitig neue Qualitätsmaßstäbe und Unternehmensziele hat. Sei einfach offen und lehne nichts ab. Deine Gabe soll ja nicht verkümmern, wenn Du Dich plötzlich mehr nach dem Herzen orientieren willst. Es ist vielleicht einfach ein Teil des Weges, den Du schon immer gehst und den Deine Seele sich so ausgesucht hat. Deine Seele hat diesen gesundheitlichen Tiefpunkt vielleicht kreiert, weil sie Dein, ihr Potenzial kennt und hat Dich da rausgenommen, um Dich im inneren praktisch weiter zu schulen. Schau mal, Du hast in Deiner Firma leichter Aufgaben an andere übertragen können und hast Leute eingestellt und es läuft gut. Wenn Du z.B. ein größeres Unternehmen leiten sollst, dann werden von Dir noch andere Qualitäten gebraucht und vor allem, sollst Du vielleicht einfach derjenige sein, der die einzelnen Noten in der Firma immer wieder aufs Beste zusammenfügt und die Firma dirigierst wie ein Dirigent ein Konzert. Wer weiß? Gott will nicht, dass Du Dich bei einer größeren Aufgabe noch schneller zerstörst und verschleißt, und mit der Größe und des Wachstums des Unternehmens gieriger wirst und machthungriger. sondern die Menschen, einschließlich der Dirigent sollen gleichermaßen wie das Unternehmen wachsen und gedeihen hin zu mehr Menschen- und Herzensnähe. Gesund sollen die Menschen durch ihre Arbeit, durch ihr Schaffen werden und innere Erlösung erfahren, einfach aus der Freude heraus am Schaffen. Vielleicht würdest Du so ein Unternehmen nicht alleine leiten, sondern mit einer Frau, damit die Energien von Mann und Frau leichter in Ausgewogenheit in das Unternehmen fließen. Der weibliche Aspekt ist gerade der, der den heutigen Unternehmen vordergründig fehlt, ob diese nun durch Frauen oder Männer geleitet werden. Frauen mussten sich sehr stark an den Männern orientieren, in ihre Energien schlüpfen und ihr eigenes Wesen verleugnen, um in einem Unternehmen in höheren Positionen in einer kapitalistischen profitorientierten Gesellschaft bestehen zu können, wo es nur um Gewinnmaximierung geht. Vielleicht geht es ja um neue Unternehmensformen, in denen ein psychisch gesunder Mann und eine psychisch gesunde Frau ein Unternehmen führen mit Freude und Herzlichkeit, Klarheit, Kompetenz und auch Konsequenz, indem das Wesentliche nicht aus den Augen verloren wird. Nochmal zu den Mustern und Blockaden zurückzukommen. Ich hatte Dir geschrieben, dass Du Dich im Grunde überhaupt nicht um Muster und Blockaden kümmern musst. Die zeigen sich von alleine, wenn es reif zur Auflösung ist, so wie die Wolke sich am Himmel zeigt, bevor sie sich ausschütten will. Dann ist sie wieder weg. Du denkst doch auch nicht ständig daran, wann wird es wieder regnen und hältst nach Wolken Ausschau, während Du bei Sonnenschein spazieren gehst. Das würde Stress bedeuten oder wenn Du anfängst nachzudenken, ob es eine Blockade sein könnte, wenn Du nie Lust hast, spazieren zu gehen, obwohl Dich doch gar nichts daran stört und Du Dich doch ohne spazieren gehen vollkommen wohl und mit Dir zufrieden fühlst und auch gesund bist. Doch Du fängst an, darüber nachzudenken, weil 95 Prozent der Menschen es gerne tun und Du nicht. Also muss mit Dir ja was nicht stimmen, oder? Das Beispiel passt zu Dir nicht so gut, weil Du ja inzwischen gerne spazieren gehst. Doch vielleicht gibt es irgendetwas, was stattdessen passend wäre. Oskar, in dem Moment, wo Dir eine Blockade bewusst wird, befindet sie sich bereits in Auflösung. Das ist der Moment, wie Du Deinen Zustand beschrieben hast, dass Unruhe und Angst sich in Dir einzuschleichen drohen, doch es ist der Moment, wo sich etwas löst von dem Du denkst, es in Griff haben zu müssen. Außerdem ist dabei nicht jedesmal Angst und Unruhe da. Je größer z.B. ein Unternehmen ist, dass Du führen willst, desto mehr Weit- und Überblick ist erforderlich. Wer sollte ein größeres und umfassenderes haben als das, was höher ist als Dein Verstand und ihn nur benutzen möchte als Diener und dafür eben einen besonders klaren braucht. So könnte ein Unternehmen auch mit viel größerer Leichtigkeit geführt werden und trotzdem entsteht eine viel größere Ordnung und Zufriedenheit der Mitarbeiter und der Erfolg strömt aus Menschen, die gerne auf Arbeit gehen und die sich wohl fühlen, weil es Menschen sind, denen das, was sie tun, Herzenssache ist. Um es abschließend noch einmal zu wiederholen. Das Herz ist mit allen Herzen verbunden und sie sind einander wohlgesonnen und wollen einander das Beste und niemanden schaden. So kann das Miteinander ohne Anstrengung wachsen und das einfach dadurch, dass ein jeder seinem Herzen folgt.
Herzliche Grüße Malina
Was Leben ist
Kahl ist der Wald Durch den ich geh. Bunt sind die Blätter Auf denen ich steh.
Die Sonne berührt Durchdringend uns, Bleibt unberührt, Nichts sie stört.
Blätter tanzen vereinzelt Ihn ihren Strahlen herum Bis sie sich senken, Vergehen stumm.
Alles verändert Sanft sein Gesicht Und doch bleibt das, Was Leben ist.
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„Erst kommt die Selbsterkenntnis, und danach ist das Ego nirgends mehr zu finden.“ S.153 Osho „Seelenqual ist die Erforschung des eigenen Selbst, indem du dich selbst infrage stellst…… Osho „Die Kraft des freien Denkens“ "Akzeptiert alles - und nach und nach werdet ihr merken, wie die Wünsche nachlassen, je mehr ihr alles akzeptiert. Wenn du alles akzeptierst, was willst du dann noch wünschen? Was immer gerade der Augenblick bringt - du akzeptierst es." S. 176 Osho "Tantra-Die höchste Einsicht" Sannyas Verlag
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