Verpackungen (14. Brief an Oskar) 

 

Lieber Oskar,

 

es ist jetzt 2.00 Uhr und ich habe das Licht angeschaltet, weil ich ja doch nicht schlafe, sondern putzmunter bin. Das wusste ich allerdings bereits gestern Nachmittag, als ich mir in der Stadt ein veganes Eis kaufte, welches es nur in Schoko gab. Schokolade bedeutet Theobromin und Theobromin bedeutet für mich eine schlaflose Nacht. Es hat die gleichen Auswirkungen wie Kaffee mit seinem Koffein. Doch wem interessiert schon am Nachmittag, wenn die Sonne strahlt, was in der Nacht wird und ob man schlafen kann oder nicht. Solange man nicht frühmorgens zu einer bestimmten Zeit aufstehen muss, kann man ja auch entspannt bleiben. Da macht man eben etwas anderes, statt schlafen. Wenn ich selbst Schokolade zubereite oder dergleichen, verwende ich Carob statt Kakao.

In meinem letzten Brief, bei dem ich die thematische Überschrift „Meditation“ schrieb, schrieb ich fast nichts direkt über Meditation, doch habe es trotzdem nicht geändert. Auch wenn ich nichts über Meditation schrieb, war das Schreiben an Dich für mich trotzdem Meditation. Es ist immer Meditation, wenn eine gewisse Absichtslosigkeit im Tun liegt und nur die Absicht der Seele das Handeln bestimmt und man sich ihr überlässt und es einfach durch sich fließen lässt.

Gestern Abend bastelte ich einen großen Briefumschlag. Das hat bestimmt eine Stunde gedauert. Dafür hatte ich extra einen großen Bogen gelben Karton gekauft. Den Umschlag habe ich dann noch gestaltet und es war mir anschließend eine Freude, den Inhalt dort einzufügen, ihn zu schließen und die Adresse des Empfängers darauf zu schreiben. Morgen verschicke ich ihn. Es ist nicht wichtig, ob der Empfänger den Umschlag beachtet, sondern schnell öffnet und dabei zerrupft, um schnell an den Inhalt zu kommen. Doch für mich ist die Verpackung genau so wichtig. Es fühlt sich einfach gut an, wenn das innen und außen sich als Einheit anfühlen. Es ist wie mit einem Geschenk. Wird nicht eine Sache, die man jemanden schenken möchte, ob ein Buch, ein Bild, eine Kette, ein Fahrrad, eine Tasche, eine Taschenlampe, eine Taucherbrille oder eine Einladung erst durch die entsprechende Verpackung zum Geschenk? In die Verpackung fließt die Liebe. Das andere entsprang meist einer Idee, einem Impuls und dann kauft man es, wenn man das Geld hat oder bestellt z. B. den Tisch, wenn man jemanden zum Essen einladen möchte. Doch was wäre das alles ohne Verpackung? Wir Menschen haben die Gabe, alles schön mit Liebe zu verpacken und unsere Liebe in etwas mit hineinzupacken. Fragst Du Dich jetzt, wie Du das mit der Einladung zum Essen verpacken sollst?

Als Bastler dürftest Du das kaum fragen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Also, es kommt sicher darauf an, wem diese Einladung gelten sollte. Einem Geschäftspartner wirst Du die Einladung anders verpacken als vielleicht einer Frau, mit der Du einfach gerne Zeit verbringen möchtest, weil sie Dir gefällt. Doch alles kannst Du so verpacken, dass der andere spürt, dass es Dir am Herzen liegt und der Wunsch auch daraus fließt. Dem Geschäftspartner kannst Du eine entsprechend niveauvolle Karte drucken mit Deiner persönlichen Unterschrift und diese in einem guten Kuvert versenden. Den Kumpel, den Du einladen möchtest, kannst Du es am Telefon sagen, doch auch für ihn mit Worten, die Deine besondere Freude darüber ausdrücken. Ansonsten ist es eine normale Verabredung, ein normales Treffen, auch wenn Du der Einladende bist. So eine Verpackung kann aus dem Gewöhnlichstem etwas Besonderes machen.

Für die Frau, die Dein Gefallen gefunden hat, muss ich vielleicht keine Tipps geben, denn da wirst Du schon so Deine Erfahrungen haben. Doch denken wir jemals darüber bewusst nach und fühlen die Bedeutung einer Verpackung?

Es kann auch ganz unkompliziert sein und kaum Worte müssen dazu verwendet werden, denn die beste und stimmigste Verpackung kommt immer aus dem seelischen Kontakt und der Offenheit und Spontanität. Also es gibt da kein echtes Rezept, außer dass es Herzenssache ist. Dann trifft es immer ins Schwarze!

Man kann dann nichts falsch machen. Mit der Verpackung schicken wir einfach unsere Freude mit auf den Weg. Wir selbst packen uns doch auch immer so ein, dass wir uns wohl fühlen.

Wir selbst verschenken uns doch auch immer mit.

Oh, da fällt mir gerade ein Erlebnis ein, wo sich jemand viel Mühe mit der Verpackung von sich für mich gab. Inzwischen lebt dieser Mann nicht mehr, doch mit dieser Verpackung, in der er mich mal zu einer Einladung abgeholt hat, hat er sich zu einer für mich unvergesslichen Erinnerung gemacht.

Er hatte mich eingeladen zu einer Veranstaltung für die wir eine Autofahrt von ca. 2 ½ Stunden hatten. Nun er wollte mich dafür von zu Hause abholen und das tat er. Er klingelte nicht nur, so dass ich gleich nach unten kommen konnte zum Auto, sondern er stieg die Treppen nach oben bis vor die Tür und klingelte. Ich öffnete die Tür und dachte, mich trifft der Schlag. Da stand ein hochaufgeputzter Gockel, so wie ich ihn überhaupt nicht kannte und es auch gar nicht seinem Wesen entsprach. Bevor ich mit Lachen anfangen konnte, sagte er mit einer schwungvollen Geste und Armbewegung. „Ich habe Dir keine Blumen mitgebracht. Ich bin die Blume.“ Ich musste so lachen. Doch das war ja alles noch in Ordnung. Doch die Blume hatte sich einen Duft angelegt, den ich nicht riechen konnte. Er muss sich da wahrlich eine halbe Flasche Duft über den Körper gegossen haben.

Das Drama begann im Auto. Es war kalt. Da lässt man gewöhnlicher Weise die Fenster geschlossen, aber ich konnte seinen Duft, der zu seiner Verpackung gehörte nicht ertragen. Ich musste das Fenster ständig öffnen. Es tat mir schon leid, dass ich mich dermaßen stark von ihm abwenden musste. Ich bin auf meinem Platz so nah an das Fenster gerückt, um möglichst weit entfernt von ihm zu sitzen. Am liebsten hätte ich mich hinten hingesetzt.

Als wir ankamen war mir schlecht. Ich konnte die ganze Fahrt nicht genießen und eine Unterhaltung war mir auch nicht möglich. Ich dachte nur, mir platzt der Kopf von diesem Geruch. Wir kannten uns schon lange und gut und nie zuvor kam er mit diesem Geruch an wie an diesem Tag in der besonderen Verpackung. Nun saßen wir endlich da und der Vortrag begann. Mich hatte das auch interessiert und wollte interessiert aufnahmefähig sein. So blieb mir nichts anderes übrig als ihm nach 10 Minuten zu sagen, dass es mir leid tut, aber ich mich von ihm wegsetzen muss, weil ich sein Parfüm nicht riechen kann.

Also sowas kann auch mit Verpackungen passieren. Also, wenn man etwas tut, was nicht dem Inneren entspricht, sondern selbst was darstellen möchte, dann kann das auch nach hinten losgehen.

Ich glaube, dass die Seelen sowas auch inszenieren, wenn nicht mehr Nähe entstehen soll zwischen einem Mann und einer Frau. Er war für mich immer nur ein guter Freund und er dachte, dass ich mich vielleicht irgendwann in ihn verlieben könnte. Der Abend war der Gipfel seiner Bemühungen, nachdem keine mehr stattfanden.

Doch natürlich sind wir Freunde geblieben.

Es ist doch trotzdem immer alles perfekt und die Seelen arbeiten zusammen. Was sein soll wird unterstützt und was nicht sein soll, wird deutlich gemacht.

Es blieb für mich trotzdem ein unvergesslicher Abend.

Verpackungen erfüllen immer ihren Sinn.

Wenn die Seelen sich im Einklang mit jemanden fühlen, kann das Geschenk und die Verpackung nie falsch sein. Ich bekam als junges Mädel mal ein Parfüm von einem Mann geschenkt, von dem ich den Duft nicht so richtig mochte und ich benutzte es auch nicht. Doch den Mann hatte ich geliebt und das Parfüm bewahrte ich noch lange auf, nachdem die Beziehung zu Ende war. Es hatte einen besonderen Platz bekommen, wo ich es mir immer anschauen konnte. Es hat sich energetisch für mich immer ganz toll angefühlt und es war egal, ob ich es nun auf der Haut trug oder nicht. Ich liebte einfach dieses Geschenk und ich spürte, dass er nicht einfach irgendwas gekauft hat, um ein Geschenk für mich zu haben. Nein, ich spürte sogar etwas Unbeholfenheit, die ich auch geliebt habe.

Ich glaube, es war auch nicht großartig verpackt, aber es war irgendwie mit ihm verpackt und so stimmig. Es war einfach authentisch und was ist schon schöner?

Vielleicht kennst Du das auch von Weihnachten oder Geburtstagen her, dass man an den Verpackungen den Schenkenden erkennt. Wenn die Geschenke einfach zusammen auf dem Tisch liegen würden, ohne dass sie persönlich überreicht wurden, würde man die meisten aufgrund der Verpackung dem Schenkenden zuordnen können.

Ich merke gerade, was Geschenke und Verpackungen anbelangt, kann man richtig viele Geschichten erzählen. Wenn man etwas verschenkt, schenkt man immer auch etwas von sich und das ist dann auch dort. Es bleibt etwas von uns dort und deshalb ist es auch wichtig zu wissen, ob wir wollen, ob unser Herz will, dass etwas eben dort ist.

Ich machte z. B. vor vielen Jahren jemanden ein Geschenk bei einem Besuch. Es war schon etwas Besonderes, was ich da mitnahm. Doch in diesem Moment fühlte ich es so, dass ich das unbedingt ihm schenken sollte. Ich gab es ihm und es blieb unausgepackt den Tag über stehen. Er bedankte sich und stellte es ab.

Ich dachte natürlich den ganzen Tag über nicht mehr an das Geschenk. Es war vorbei und erledigt. Doch am Abend beim Abschied geschah etwas Merkwürdiges. Ich spürte eindeutig und klar aus meinem Herzen, dass ich das mitgebrachte Geschenk wieder mitnehmen sollte. Mein Herz sagte, ich soll das Geschenk wieder mitnehmen. „Ach du meine Güte!“ dachte ich. Wie soll ich das jetzt sagen. Doch ich sagte es dann einfach, wie es ist, dass ich fühle, es wieder mitzunehmen. Er sagte dazu nichts weiter und ich schnappte das Geschenk und ging.

Auch das sollte genauso sein, dass ich es mitnehme zu ihm und dann wieder mit zurück. Für den Verstand ist sowas unlogisch, aber das Herz braucht diese Art Logik nicht, denn es weiß besser, was zu tun ist.

Meine Seele wusste schon vorher, dass ich das wieder mit zurücknehme. Mir wurden die Zusammenhänge erst später offenbart. Ich dachte nur, wie genial die Schöpfung arbeitet. Aber es war schon ein Moment der Peinlichkeit für mich, für mich als Person. Doch ich war auch froh, als das Geschenk wieder bei mir war. Es war etwas, dass ich überhaupt nicht verschenken wollte, jedenfalls nicht ihm. Doch meinem Herzen bin ich ja treu und wenn es sagt, ich soll das verschenken oder weggeben, dann tu ich das. Doch es kam zu mir zurück. Wahrscheinlich hatten die Seelen schon darauf geachtet, dass er es nicht auspackt. Das ganze Leben ist doch ein Geschenk, in das wir verpackt in einem Körper gelandet sind. Nur wir habenv Vor lauter Verpackung, den Inhalt, der wir sind vergessen. Doch wir haben ja, auch die Fähigkeit, uns zu erinnern und das durch Meditation, indem wir ins Innere schauen und wir uns aus der Verpackung lösen, sondern nur noch daran erfreuen.

 

Herzliche Grüße

Malina

 

 

 

 Du, Maske

 

Jeden Tag,

Da seh, da erfahr

Ich dich

Und sogar des Nachts

Schwindest nicht.

 

Immer siehst du

Ganz anders aus,

Bist mal so

Und auch mal so,

Weil du Masken schaffst

Und jede etwas anderes sagt.

 

Doch die Masken

Sind so schwach,

So flüchtig

Und so augenblicklich,

Dass mich keine trifft,

Immer sehe ich nur dich.

 

Nur dich seh ich

Hinter alledem,

Was du zeigst, 

Ist immer gleich,

Verschwinde darin

Und bin dir gleich.

 

 

 

 

 

 

 

 Hier geht es zum 13. Brief an Oskar: "Meditation heilt

 Hier geht es zum 15. Brief an Oskar : "Lass deine Seele..." 

 

„Aber die Politiker  und die Priester haben ein Interesse daran, dass jeder Mensch ein Schaf bleibt. Nur dann können sie sich als Hirten, als Führer, große Führer aufspielen. Sie sind zwar mittelmäßige und dumme Leute, aber stellen sich als große Führer hin. Doch das schaffen sie nur solange, wie sie die ganze Menschheit auf dem niedrigsten Intelligenzniveau halten und sie unterdrücken können.“ S.71

Osho
aus „AUTHENTISCH SEIN“
Innenwelt verlag

„….die Bedürfnisse der Stunde sind die einzig wirklichen Bedürfnisse.“ Pos.412

Prentice Mulford
„Die Möglichkeit des Unmöglichen“
F. Schwab Verlag