Liebe Jaenna,
wunderbar einfach aus Herz und Verstand geschrieben! Immer wieder gerne lese ich Deine Beiträge! Ich kann es verstehen, was Du als menschliche Empfindungen beschreibst und was für Dich dazu gehört, weil ich diese Empfindungen und dieses Erleben ja alles selbst kenne. Zeigt es doch, wie gleich die Menschen angelegt sind, egal wie sie nun durch Erziehung, Umwelt usw. geprägt sind und ob sie sich nun feindlich gegenüber stehen oder sich freundlich und liebend verbunden fühlen. Doch ist es wirklich menschlich, durchzudrehen und zu eskalieren, andere schellen zu müssen, nur weil es so ist? Ist es menschlich, sich zu lieben oder es nicht zu können oder beides? Haben wir die Wahl zwischen einem Leben in Frieden und Harmonie ohne sich ärgern und ohne immer wieder enttäuscht sein zu müssen und einem, in dem auch immer wieder Feindschaft und Zwistigkeiten und Ärger und sich treiben lassen und sich gefangen fühlen auf dem Plan stehen? Können wir selbst das Leben beeinflussen, das wir erfahren dahingehend, es anders zu erfahren? Sind Kriege, Krankheiten, Siechtum usw. auch einfach menschlich? Finden wir uns damit ab, dass es Kriege immer geben wird, dass der Mensch sich mit seiner Lebensweise zugrunde richtet und trotz Wohlstand keine Zufriedenheit finden kann? Ist es menschlich, Tiere zu verzehren, nur weil Menschen es tun? Kürzlich sah ich mir einen Film an, eine Art Filme, die ich im Grunde sonst nicht schaue. Doch hier fühlte ich, mir ihn doch anzuschauen, trotz der Gewalt und Gewaltbekämpfung, um die es in diesem Film ging. Die „Guten“ haben die feindlichen Terroristen am Ende besiegt. Doch das Entscheidende für mich an dem Film waren zwei Sätze, die gleich waren. Der Satz von den praktisch Guten zu jemanden war „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir bringen sie alle um.“ Der Satz von den „Bösen“ war zu jemanden, den er sehr liebte: „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir bringen sie alle um.“ Das lass ich jetzt einfach so stehen.
Dem Leben ist das sicher egal, denn das findet immer statt, egal wie. Das Leben findet einfach statt, selbst dann noch, wenn sich die Menschheit selbst ausgerottet hat. Es geht weiter! Die Erde erholt sich, wenn es auch dauert und bringt neues Leben hervor. Natürlich soll niemand wegschauen, wenn jemand verprügelt wird, sondern beherzt dazwischen gehen. Doch es geht darum, seine eigene Wut und seinen Ärger zu durchschauen und auszuhalten, die solch eine Situation auslösen kann und nicht damit die Situation noch verschlimmern. Aufklärung, Stellung nehmen, den Mund aufmachen – das ist alles in Ordnung, denn damit geht es um die Situation, die man zum Besseren wenden will und man geht damit nicht ins Persönliche und wertet damit nicht die Menschen in Gute und Böse. Es sind einfach immer wieder Fascetten der Einzelnen, die durch das existierende Energiefeld, das gerade ist, durch die persönlichen Erfahrungen und Prägungen, die ein jeder eben erfahren hat, offenbar werden. Es hängt doch alles zusammen und wir alle zusammen sind ein großer Organismus. Wenn wir über einen Stein stolpern und uns den Fuß brechen, hauen wir dem ja auch nicht noch eine drauf, sondern sind immer bestrebt etwas zu tun, damit Heilung geschehen kann. Wir wollen als Mensch uns ganz und heil fühlen. Wir wollen uns nicht bedroht fühlen und nicht missachtet und betrogen. Schon gar nicht wollen wir uns verletzt und angegriffen fühlen. Wir verurteilen nicht den Magen, wenn er uns weh tut und auch nicht das Essen, das wir vielleicht gegessen haben und zu dem verdorbenen Magen führte, der sich nun erstmal alles abwehrt, was ihm zugeführt wird und einfach wieder in Ordnung kommen möchte. Hier verstehen wir noch relativ leicht die Zusammenhänge und entwickeln dadurch Verständnis, das dazu führt, richtige Maßnahmen zu ergreifen, um die Heilung zu unterstützen. Alles, was wir uns zugehörig fühlen, was wir als Teil von uns angenommen haben, wollen wir unbedingt wieder in Ordnung haben, aber nicht weg haben oder es mehr verletzen oder uns gar rächen. Wir machen uns Gedanken, was das Beste sein könnte, werden eher still und nachdenklich, doch bekämpfen nicht das Organ. Die Krankheit möchte man besiegen, doch nicht das Organ. Das ist es, was ich meine, dass wir, wenn wir als Menschen irgendwann mal ohne zerstörerische Kriege leben wollen und in Harmonie mit allen Menschen, denen wir begegnen, dann dürfen wir keine Menschen mehr für ihr Verhalten verurteilen, sondern nur das Verhalten ändern wollen zum Besseren für denjenigen selbst und für das Allgemeinwohl. Im Grunde sind wir alle wie Blätter an einem Baum und alle der gleichen Wurzel entsprungen und wir werden alle von der gleichen Quelle genährt. So kann jeder Mensch ein total gesundes Verhalten an den Tag legen, weil es ihm vielleicht immer von klein an so vorgelebt wurde und er alle Chancen hatte, für eine gesunde Entwicklung, wo er das in ihm angelegte Seelenpotenzial voll und frei entfalten konnte oder wenn er es nicht hatte, dann hat er sich vielleicht selbst da rausgebuddelt. Doch er kann auch ein total negatives Verhalten haben, weil er sich eben nicht angenommen fühlte und nicht so verstanden, wie er es gerne gehabt hätte und es notwendig gewesen wäre, weil seine Bedürfnisse und seine Begabungen vielleicht immer ignoriert wurden oder weil er in einem aggressiven Milieu aufgewachsen ist oder sogar in einem Heim und er nur gelernt hat, sich mit Gewalt durchzusetzen. Vielleicht war es sogar ein hochbegabtes Kind, doch ist beim Intelligenztest durchgefallen, da bei diesen nur ein Bruchteil der Begabungen gemessen wird, von denen die es gibt und mit denen man ausgestattet sein kann. Doch diese für eine männlich logisch orientierte Gesellschaft mit ihren Vorgaben an Werten keine Bedeutung haben und so das Kind bald sehr früh Entwertungen erfahren muss, die in der Folge natürlich auch mit dem bestehenden Schul- und Lernsystem nicht klar kommen und dadurch die Erfahrung machen, dass sie wertloser sind als andere, die eben mit den Begabungen ausgestattet sind, die in der Gesellschaft gefragt und hochgeschätzt sind. So ein Kind kann starke Abwehrmechanismen aufbauen und eine feindlich Haltung entwickeln, um nicht immer wieder mit dem erlebten Schmerz in Berührung zu kommen.
Ständig prallen verschiedene Welten, präsentiert durch einzelne Menschen aufeinander und es ist die Herausforderung für uns als Menschen, sich dazwischen nicht zerreiben zu lassen, sondern sich eben letztendlich als den Baum zu begreifen und nicht nur als das Blatt. Aus einer anderen Warte, also von einem höheren Bewusstseinszustand heraus, werden wir ohne Urteile zu fällen und ohne uns von der Situation zerreiben zu lassen und selbst herunter gezogen zu werden uns einmischen und helfen können, Situationen zum wirklich Besseren zu führen. Mag ja sein, dass wir diesen Entwicklungstand des Menschen nicht umfassend erleben. Doch im Laufe der Evolution wird es geschehen. Es wird selbstverständlich so kommen, weil es eben die Bestimmung des Menschen ist, wie auch sein Geburtsrecht in Frieden und Harmonie und gesund miteinander zu leben. Wenn es auch utopisch und als Illusion erscheint, dann von mir aus, doch ich gönne sie mir.
Liebe Jaenna, ein letztes hab ich noch. :-) Seine Meinung kundtun, ist noch kein Egoismus. Erst, wenn ich keine andere neben der meinen dulde, kein Platz für diese ist, dann fängt Egoismus an. Doch das empfinde ich hier bei uns nicht. Wir inspirieren uns, eine kundzutun und lassen sie alle einander zusammen tanzen :-). Wir selbst feinden uns damit nicht an. Mir geht es jedenfalls so, dass ich mich über euch freue und nicht ärgere über das, was ihr schreibt. Was den Egoismus anbelangt, so denke ich, dass er notwendig ist für die menschliche Entwicklung. Das Kind, das frisch geboren ist, hat noch kein Ego, denn es hat noch kein Bewusstsein von einem Ich. Das Ego ist immer an das Ich gebunden. Das Baby lebt noch in vollkommener Symbiose. Es reagiert zwar auf alle Einflüsse, die sein Leben betreffen genauso wie jedes Lebewesen. Es sind diese biologischen Bedürfnisse, die unbedingt artgerecht erfüllt sein müssen, ansonsten reagiert es mit Abwehr oder Schmerz oder so. Das Verhalten unterliegt den biologischen Prozessen. Doch, welches Kleidungsstück die Mutter es z.B. anzieht, ist vollkommen egal. Es hat noch keinerlei Identifikation und damit keine Bewertung. Es lebt dahingehend unbewusst. Doch dann entwickelt sich das Ich Bewusstsein. Es fängt an, sich zu identifizieren, die Welt als etwas von sich getrenntes zu erfahren und die Werte von Vater, Mutter, Geschwister, Erzieher usw. zu übernehmen und zu den eigenen zu machen. Es entwickelt ein Ego. ……Im Laufe der Menschentwicklung gehört es aber dazu, sich weiter zu entwickeln und nicht beim Ego, bei Bewertungen, Urteilen, Kämpfen usw. stehen zu bleiben, sondern sich letztendlich als reines Bewusstsein zu erkennen und aus dem Bewusstsein der Einheit und nicht mehr der Ich Prägung zu handeln. Die Prägung ist für den Erfahrungsweg notwendig, doch auch, das sich wieder daraus lösen, bzw. es geschieht einfach irgendwann, weil es eine angelegte Bestimmung ist, die unserer Natur entspricht.
Als letztes will ich noch bemerken, dass ich an Dich hätte schreiben können: „Wer bin ich denn? Will ich ihn erziehen?.... statt „Du“. Ich hätte auch irgendeinen anderen Namen wählen können, denn es ging mir nur darum, um auf die menschliche Ich-Überheblichkeit hinzuweisen, die logischerweise aus Ängsten, aus dem Gefühl des getrennt seins, aus Prägungen usw. resultiert, die im Menschen stecken, jedenfalls auf einer bestimmten bzw. vielen Entwicklungsstufen.
Auch ist man nicht gleich ein A…, wenn man einen anderen so sieht und erlebt. Das sehe ich genauso. Wenn einer einen anderen verprügelt, wird man dazwischen gehen und helfen, ohne sich jedoch dabei persönlich angegriffen und verletzt zu fühlen. So bleibt doch die freundliche und menschliche würdevolle innere Haltung erhalten. Doch wenn man sich selbst verletzt und angegriffen fühlt, geschieht es leicht, dass man selbst dahin tendiert, ein A…. zu werden, weil man den Schmerz nicht erträgt und versucht ist, diesen abzuwehren. Dann sind beide in den gleichen Gefühlen und dem damit verbundenen ausagieren verschwunden und kämpfen im Grunde gegeneinander und jeder will der Sieger sein. Ich danke dir jedenfalls sehr für die Inspirationen.
Herzlichst Malina
Man erwirbt keine Freunde -
man erkennt sie!
Wilhelm Busch
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„Bewusstheit kann nicht mit Dualität existieren und der Verstand kann nicht ohne Dualität existieren.“ S.171
Osho aus „Das Buch vom Ego“
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"Und mach dir keine Gedanken, was für eine Blume aus dir wird. Es ist egal, ob du eine Rose oder eine Lotosblume oder ein Gänseblümchen bist. Es spielt keine Rolle. Was allein zählt, ist das Blühen" S.93
Osho aus "Die Kraft des freien Denkens"
„Ein kleines Kind ist frei von Angst; Kinder kommen ohne Angst zur Welt. Wenn die Gesellschaft ihnen helfen kann, dass sie angstfrei bleiben, sie ermuntern kann, auf Bäume und Berge zu klettern und im Meer und in Flüssen zu schwimmen, wenn die Gesellschaft es schafft, sie in jeder Hinsicht dazu zu ermuntern, Abenteurer, Erforscher des Unbekannten zu werden, und wenn die Gesellschaft eine große Neugier in ihnen wecken kann statt sie mit toten Dogmen zu füttern, dann werden aus solchen Kinder große Liebende werden, Menschen, die das Leben lieben. Und das ist wahre Religion. Es gibt keine höhere Religion als die Liebe.“ S.48
Osho aus „AUTHENTISCH SEIN“
Innenwelt verlag
"Unsere Kultur, unsere Erziehung, unsere Religion - sie alle lehren uns, Heuchler zu sein. Und sie tun es auf so subtile Weise, dass man nie dahinter käme, was man eigentlich macht, wenn man es nicht tiefer hinterfragt." S.100
Osho aus "Die Kraft des freien Denkens"
"„Nicht nur die Feindseligkeit wird nach außen hin unterdrückt, und nicht nur die echte Freundlichkeit erleidet einen Todesstoß, wenn man sie auf diese Weise durch ein Pseudogefühl ersetzt.“ S,194.
Erich Fromm aus Furcht vor der Freiheit
„Erst kommt die Selbsterkenntnis, und danach ist das Ego nirgends mehr zu finden.“ S.153
Osho aus „AUTHENTISCH SEIN“
Innenwelt verlag
„Das Ego ist eine Fata Morgana – es existiert nur scheinbar. Und wenn dein Bewusstsein tief schläft, ist das Ego ungeheuer stark; natürlich macht es dir Probleme. Dein ganzes Unglück, deine Verspannungen, deine Ängste werden durch das Ego verursacht. Dein Ego macht dir das ganze Leben zur Hölle.“ S.153
Osho aus „AUTHENTISCH SEIN“
Innenwelt verlag
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